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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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Luke war fort. Ich sah Harry mit Miguel sprechen, in die Richtung des Flugzeuges deuten, das mit umhüllten Motoren am Ende der Piste stand. Miguel seufzte, zuckte die Achseln, seufzte nochmals. Harry gab nicht nach. Miguel nickte und ging.
    Da bemerkte uns Harry. »Worauf wartet ihr noch?«
    »Keine Befehle mehr?« fragte Leo.
    »Nein. Gute Nacht!«
    »Keinen Groll, Harry?«
    »Nein. Gute Nacht!« sagte er und folgte Miguel nach.
    Der Mond war wieder da. Ich konnte Miguel auf einem Lastwagen stehen sehen. Er zerrte das Segeltuch vom havarierten Motor. Ein Scheinwerfer flammte auf. Hoffentlich macht ihnen der Regen keinen Strich durch die Rechnung, dachte ich.
    Ich wollte noch eine Frage anbringen. Während ich Harry und Miguel zusah, fragte ich Leo: »Warum?«
    »Was heißt: Warum?«
    »Du weißt, was ich meine. Ich hielt dich für seinen Freund.«
    »Sein Freund bin ich schon, aber deswegen bin ich kein Jasager.«
    »Es ist nicht leicht für ihn.«
    »Und es wird auch nicht leichter werden.« Der Lautsprecher plärrte. Sie sangen und sie schlugen den Takt gegen die Bretterwände. Licht quoll aus den Fenstern. Der Saum des Waldes wirkte wie ein angestrahlter Prospekt. Gestalten huschten vorbei. Noch immer hielten sich einige im Dunkel versteckt. Ein schriller Pfiff, dann wieder leises Lachen – nein, ich hielt dies für keinen Spaß mehr. Leo horchte ebenfalls. »Zu viel Begierde ist in ihnen aufgestaut. Zu lang ließ man sie dürsten. Nun sind sie heiß, ihre …«, sagte Leo, wobei er ein vulgäres Wort für die sensible Stelle des Mannes gebrauchte. Dann sah er hinauf zu den hellerleuchteten Fenstern des Rockefeller-Hotels. Ich fragte mich im stillen, ob es Pater Luis gelungen war, Dolores das Messer abzunehmen. »Es ist kein Grund vorhanden, sich hineinziehen zu lassen«, stellte Leo bedächtig fest.
    »Sind wir nicht schon hineingezogen?«
    »Soll Harry sie fortbringen. Ich hab’ sie ja nicht hergebracht.«
    »Er eigentlich auch nicht. Ich war’s, der ihn dazu trieb.«
    »Du?« Verwundert sah mich Leo an.
    »Sag’s nicht weiter, Leo!«
    »Ach so!« Er erriet es und lachte. »So also war’s!« Er sah mich bitter an. »Wie war sie?«
    »Ich sah sie kaum.«
    »Armer Harry! Ich hoffe, sie war die Sache wert.«
    »Ich bin müde. Du ahnst nicht, was ich in den letzten Nächten an Schlaf versäumt habe.«
    »Ja. Hol dir was vom Leben, solange du noch kannst!«
    Eine ominöse Bemerkung. Doch Leo lachte dazu.
    Er sah es mir an, daß ich nicht allein zum Lazarett zurückgehen wollte. So ging er mit mir, barfuß, wie er war, und hielt sich im Gehen seine Hose fest. Er erinnerte mich an ein wachsames Tier, dem man beigebracht hatte, Kleider zu tragen.
    Wir stießen auf drei Männer, bevor wir sie noch gesehen hatten.
    »Jan?« fragte Leo und ergriff einen Arm.
    »Ja.« Es war Jan Uschtschinski, Leos Chefmonteur.
    »Warum gehst du nicht zu Bett, Jan?«
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte Jan und lachte leise.
    Meine Augen gewöhnten sich an das Dunkel. Jan war stämmig, blond, mit blassen, zusammengekniffenen Augen, wie Balten sie haben, wie auch Leo sie hatte. Jan und Leo waren zusammen in unser Camp gekommen. Soviel ich weiß, hatten sie im Krieg auf selten der Engländer gekämpft. In der Wüste.
    »Jetzt ist’s genug!« sagte Leo. »Wenn du keinen Schlaf brauchst, nimm wenigstens Rücksicht auf andere. Mach Schluß jetzt!«
    Nach einer Pause hörte ich Jan zu Leo sagen: »Sergeant Leo Remmick befiehlt es mir, was?«
    »Nein, Jan, ich befehle nicht, ich rate nur als Freund.«
    »Danke. Zu aufmerksam von dir! Doch ich brauch’ keinen Rat.«
    »Du willst also lieber, daß es Verdruß gibt?«
    »Warum soll es Verdruß geben?«
    Einer der Männer grinste: Es war Barney. Der und Verdruß waren Zwillingsbrüder.
    »Verschwindet endlich!« rief ich wütend, denn mir ging die Sache allmählich auf die Nerven. »Solche Dummheiten! Hört auf, die Mädchen zu belästigen! Könnt ihr’s nicht verstehen? Die wollen Ruhe haben!«
    »Hast du das schriftlich bekommen?« fragte Barney schlau.
    »Wie oft soll ich’s noch sagen?«
    »Du sagst es nur, weil du selbst ein Versager bist!«
    »Halt’s Maul!«
    »Dein Holz ist schon morsch, Juan!«
    »Ich habe immer meinen Mann gestellt.«
    »Hört, hört!« rief Barney und gurgelte seinen Whisky-Lacher. »Wie feurig er wird!«
    Das Scheinwerferlicht über dem Flugzeug verlor sich mehr und mehr hinter einem Vorhang aus Regen. Unter eine Plane geduckt, arbeiteten Miguel und Harry, soviel

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