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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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sein.«
    »Welche drei waren es?«
    »Das weiß ich nicht.« Vielleicht wollte er es nicht wissen.
    Ärgerlich verzog ich mein Gesicht. »Warum lassen sie die Mädchen nicht in Ruhe ins Bett gehen?«
    Leo sah mich fest an. »Ins Bett gehen, das ist der treffende Ausdruck«, sagte er.
    Im Dunkel der Türe entdeckte ich Harry und Luke. Sie flüsterten. Luke fuchtelte dabei mit den Händen. Ich konnte Harrys Gesicht nicht sehen, aber sein gesenkter Kopf ließ ihn seltsam bedrückt erscheinen.
    »Wer ist bei den Mädchen oben?« fragte Leo. Ich hörte Weinen.
    »Der Priester.«
    Luke kam zu uns herüber. Er war wütend. »Dieser Charley! Dieser verdammte Idiot!« schrie er.
    »Was hat er denn getan?«
    »Getan? Was er getan hat?« Er wiederholte sich, so erregt war er. »Ich werde euch sagen, was er getan hat!« Und dann schimpfte er los: »Man sollte ihm die Knochen entzweischlagen, diesem verdammten Idioten. Die Mädchen sind noch unberührt.«

Neuntes Kapitel
    »Das können sie nicht sein!«
    »Warum nicht?«
    »Das ist nicht möglich!«
    »Wie, zum Teufel, kannst du das wissen?« schrie Luke und zog sich die Hose hoch. In diesem Aufzug sah er nicht standesgemäß aus. »Ich bin Arzt. Ich weiß Bescheid.«
    »Und die Mutter?« Wind schlug gegen die Bäume. Ich hörte sie knarren. Ich versuchte Worte aneinanderzureihen, einen Sinn hineinzubringen. »Und das Hurenhaus?«
    »Sie hat bereut. Frag den Priester! Er wird dir’s bestätigen: sie hat vor Angst wie eine Sau geschwitzt, daß die Mädchen etwas davon erfahren.«
    Verwirrt, wie ich war, dachte ich: »Wie eine Sau«, hat er sicher nicht gesagt. »Oh!« antwortete ich, was natürlich völlig töricht war.
    »Geh ins Bett zurück, um Christi willen, und steh nicht herum wie ein ausgestopfter Uhu!« sagte Luke verächtlich.
    »Weswegen bist du auf mich wütend?«
    »Ich bin auf niemanden wütend.«
    »Aber du tust so.«
    »Mach dir nichts draus! Übrigens: Es ist ja nicht meine Sache, es ist mir völlig schnuppe.«
    »Wen also geht’s etwas an?«
    »Mich nicht.«
    »Wen also?« beharrte ich eigensinnig.
    »Frag Harry!«
    Harry stand im Dunkel der Tür, abgewandt und gebeugt. Da drehte er sich um, ich sah sein Gesicht, bestürzt, verbittert. Er starrte mich an, lange. Ich wußte: mir gibt er die Schuld, mir allein.
    »Ich brauch’ meine acht Stunden Schlaf«, erklärte Luke.
    »Die halbe Nacht muß ich noch bei Tomasino wachen. Das langt mir.«
    Auch auf ihn starrte Harry, starrte lange und fest.
    Leo hatte nichts gesagt. Doch seine Augen glänzten spöttisch, und ich dachte: Der wird einem auch nicht helfen.
    Wir hörten den Priester, wie er laut und befehlend zu den Mädchen sprach. Wir hörten die Mädchen noch immer weinen. »Das ist nicht der richtige Ort für sie, was?« sagte Luke zu Harry.
    »Gewiß nicht.«
    »Oder doch?« fragte Luke und lachte leise.
    Harry fuhr herum. »Was soll das heißen?«
    »Nichts für ungut, Harry! Aber du solltest sie von hier fortbringen. Meinst du nicht auch?«
    »Ja, Luke.«
    »Und zwar verdammt schnell – wenn ich etwas dazu sagen darf.« Die Männer standen noch immer draußen im Dunkel. Wie benommen waren sie. Nicht berauscht, nur benommen. Wieder dröhnte Musik aus dem Tagraum. Das wird das längste aller Feste, dachte ich seufzend.
    Harry ging ein paar Schritte weiter vor und rief hinüber: »Genug jetzt! Schluß! Schlafengehen!« Aber wir hörten wieder nur Lachen, nervös und verlegen. Die Musik dröhnte weiter. Sie gehorchten nicht. Es war, als riefe man zu Spukgestalten. Gruppen zerschmolzen, sammelten sich wieder, formten sich neu.
    Da knarrte es auf dem Balkon über uns. Die Mädchen waren herausgekommen. Dolores lehnte sich über das Geländer und begann die Männer auf spanisch zu beschimpfen. Kreischend überschlug sich ihre Stimme. Sie tobte. Spanisch ist reich an Schimpfwörtern, es besitzt passende Ausdrücke für alle möglichen menschlichen Situationen. Ich dachte: Trotz jungfräulichem Körper beherrscht Dolores die Sprache der Gosse. »Schweine! Schweine!« schrie sie, schrie es weithin über den Platz, aber der heiße, ungestüme Wind übertönte sie, und die Männer lachten weiter. Wir standen genau unter ihr. Da beugte sie sich weit vor, sie wollte uns sehen und spuckte auf uns herab.
    »Uns so zu behandeln! Bestien!« schrie sie.
    Hinter ihr wimmerten Caterina und Carmen, halb verängstigt, halb hysterisch. Der Priester tauchte auf, wollte sie zurückzerren. Aus dem Fenster fiel Licht auf sein

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