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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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glaubte ich es. Ja, ich glaubte es! Nur konnte ich mir nicht vorstellen, wie es ihnen gelungen war, die Mädchen in den Jeep zu schaffen. Ich malte mir aus, wie sie sich schaudernd unter dem Sarg versteckten, wohl wissend, daß sie von der Leiche nur ein Brett trennte.
    Und ich sagte mir: Welch guten Schild gibt nun Barney ab! Ob dieser derbe Ire seine Rolle zu schätzen weiß?
    Vielleicht fährt er mit schallendem Gelächter in seine Grube?
    »Es wird ihnen aber nichts helfen«, sagte Luke.
    »Was könnte ihnen helfen?«
    »Es gibt keine Hilfe.«
    »Wenigstens kann man sie im Rockefeller-Hotel nicht ausräuchern.«
    »Was für ein Dummkopf du bist!« Der Whisky machte ihn beleidigend. »Sie sind erledigt.«
    »Luke, hast du denn nicht ein bißchen Mitleid mit ihnen?«
    »Wenn sie nur Mitleid erwarten, dann von mir aus!« erklärte Luke mit steingrauem, verstocktem Gesicht. »Mehr als das bekommen sie von mir ohnedies nicht.«
    Im Dunkel dort drüben konnte man nicht viel sehen. Der Priester schien zu Ende, Barney schien begraben, denn ich hörte Schaufeln Erde aufschichten. »Wohin gehen sie jetzt?« fragte ich Luke und dachte dabei: Was bleibt ihnen noch? Ich, an ihrer Stelle, hätte versucht, im Rockefeller-Hotel meine Chancen zu nützen.
    »Paß auf, was sie tun!« sagte Luke und stieß mich mit dem Fuß, damit mir nichts entgehe. »Barney ist in seiner Grube, jetzt erstürmen sie das Rockefeller-Hotel.« Aber ich hatte schon vorher bemerkt gehabt, daß sie das Rockefeller-Hotel nun ganz umzingelt hatten. Am liebsten hätte ich ihnen zugerufen: »Ihr Narren! Die Vögel sind ausgeflogen, diese schrecklichen kleinen Vögel, die Mädchen!«
    Was nun geschah, war wie eine Explosion: Wie aus einem Vulkan, dessen Krater verstopft gewesen war, brach es hervor. Im Rockefeller-Hotel leuchtete es auf, Licht um Licht, so wie sie die Zimmer durchrasten – und sie leer fanden. Und dann brüllten sie durch die Fenster, zu den anderen, die noch draußen standen. Und dann trat das ein, was ich erwartet hatte. Es bedurfte ja nur eines Streichholzes und des Zorns eines Rachsüchtigen. Der alte, von der Sonne ausgedörrte Holzbau loderte auf wie eine umgekippte Petroleumlampe.
    Flammen schossen empor und machten unsere Lichtung taghell, doch rot. Augenblickslang konnten wir neben der aufgeworfenen Erde von Barneys Grab den Jeep sehen. Da fuhr er los, entfloh dem Licht, als fühlte er sich nackt, und raste stoßend im Zickzack über das Gras, an den Männern vorbei, die ihn abfangen wollten. Wir konnten Körper sehen, die sich oben auf dem Jeep festhielten, doch ging alles zu rasch, tun unterscheiden zu können, wer oben war, und wer den Jeep lenkte. Wie ein umstellter Hase schlug er seine Haken und verlor sich dann im Dunkel, so wie die Männer sich verloren, die ihn verfolgten. Bremsen quietschten, doch der Motor lief weiter, und wir hörten Füße die Stahlleiter des Bohrturms eilig hinauftappen, hörten atemlos keuchen. Sehen konnten wir fast nichts, nur dunkle Gestalten, die innerhalb der Streben hinaufflitzten.
    Der erste Verfolger erreichte sie, denn als er stürzte, drangen ein Schmerzensschrei und Leos Drohruf zu uns herüber: Wahrscheinlich war er der letzte gewesen, hatte er getreten.
    Das ist kein Rastplatz, dachte ich, das ist nur ein vorläufiger Halt, so lange, bis die Flut hinaufkriecht. Die Leiter ist zu schmal, um auf ihr den Bohrturm zu stürmen. Es wird eingedroschene Schädel geben, dafür sorgen schon abwehrbereite Stiefel. Wer weiß, vielleicht haben sie Gewehre? (Doch richtig, die gibt es ja nicht mehr!) Aber oben sind sie jetzt, auf der Plattform, im Dunkel, wie Touristen, die nächtens den Eiffelturm erobert haben.
    »Nun sind sie aufgespießt«, sagte Luke.
    »Ja.« Es schien tatsächlich so.
    »Auf dieser Röstgabel da drüben«, sagte Luke und starrte auf das dunkle Stahlskelett. Man konnte nur die unteren Streben erkennen. Mir schien es wie ein Galgen, an den man Verbrecher hängt, um sie von Aasgeiern säuberlich abputzen zu lassen, so gründlich, bis nur mehr ein Knochenmuster bleibt.
    Wolken türmten sich auf. Überm Wald flackerte es, als spielte im Himmel einer mit Lichtschaltern.
    »Also warum?« drang Luke in mich. »Was brachte sie dazu?«
    »Panik.«
    »Oder Harry?«
    »Frag nicht in einem fort!«
    »Weißt du, was ich täte – wäre ich oben?«
    Ich dachte: Vielleicht würde er endlich den Mund halten, wenn ich ihm sage, wie elend ich mich fühle.
    »Ich würde diese drei Luder glattweg

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