Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
was hätte das auch für einen Sinn gehabt. Nachdem ich geflohen und in die Halle bin, und die mir an der Rezeption eine Decke übergeworfen haben, ist sie gleich da gewesen, noch vor der Polizei.“
„Wer hat überhaupt die Polizei verständigt?“
„Ich weiß nicht … Auf der Polizei haben sie mich gefragt, ob ich das selbst war. Ich war es nicht, das konnte ich auch mit meinem Mobiltelefon beweisen. Der Anruf ist offenbar nicht vom Hotel gekommen, sondern von einem Telefon, das man nicht verfolgen konnte.“
„Wertkartenhandy ohne Anmeldung“, wirft Jana ein. „Da kann man nur den Standort orten, aber man kennt den Besitzer nicht. Und der Standort war ja klar.“
„Vielleicht hat eine der Rezeptionistinnen von ihrem Privathandy aus angerufen?“, überlege ich.
Jana schüttelt den Kopf. „Dann hätte die Polizei Nicole wohl kaum gefragt, ob sie es war, die angerufen hat. Die haben die Rezeptionistinnen sicher befragt.“
„Vielleicht wollte es eine nicht zugeben“, überlegt Nicole. „Mir ist vorgekommen, sie waren mit der Situation total überfordert, sie wollten mir helfen, aber sie haben Angst gehabt, dass das im Hotel zu viel Aufsehen macht. Sie wollten mich in das kleine Zimmer schieben, in dem sie die Gepäckstücke aufheben.“
„Und Sie wollten das nicht?“
„Ich weiß nicht … ich hatte Angst. Totale Angst. Ich war durcheinander. Ich glaube, ich habe mich unter Menschen sicherer gefühlt. Mir war egal, wie ich aussehe. Aber wo viele Leute sind, kann mir nichts passieren.“
„Und Farah Seifried war dann als Erste da.“
„Ja. Sie hat mich angesehen und gefragt, was das Theater soll. Ich war so durcheinander, ich hab bloß geweint.“
„Aber an der Rezeption haben Sie erzählt, was passiert ist.“
„Ja, das war vorher. Die Verlegerin ist dann auch zur Rezeption und hat auf die dort eingeredet. Und dann ist die Polizei gekommen, faktisch gleichzeitig mit dem Fotografen, dann die beiden Journalistinnen und dann sofort Sie.“
„Kennen Sie Maggy Körmer?“
„Nein.“
„Doch“, mischt sich Jana ein. „Du hast sie bei ‚frauen.com‘ gesehen. So eine Alte, die die Weisheit mit dem Löffel gefressen hat. Eine Massive mit roten Haaren und Hornbrille.“
Vielen Dank, Maggy Körmer ist maximal ein paar Jahre älter als ich.
„Ach die. Ja. – Was ist mit ihr?“
„Sie haben Sie im Hotel nicht gesehen?“, mische ich mich ein.
„Nein, warum?“
„Weil sie mich verständigt hat. Allerdings von ihrem Mobiltelefon aus, ganz offen, es hat nicht einmal eine Rufnummernunterdrückung.“
„Was hat sie im Hotel gemacht?“
„Sie wollte klären, ob Pauer wirklich noch da ist. Sie wollte eine Demo vor dem Hotel organisieren.“
„Das sieht ihr ähnlich“, meint Jana. „Als ob es was bringen würde, wenn ein paar Frauen vor dem Luxushotel stehen und Transparente hochhalten.“
„Waren Sie jemals bei so etwas dabei?“, frage ich Nicole.
Sie schüttelt den Kopf. „Das mit den Demos ist echt überholt. Zumindest in dieser Form. Ist übrigens auch Teil meiner Hausarbeit über Geschlechterrollen in den Medien.“ Eine Pause. „Na ja, und so ist dann auch das mit Pauer passiert.“
„Er hat am Publizistikinstitut einen Vortrag gehalten?“
„Ja, er hat ein Jahr lang in Wien studiert, hat uns der Institutsvorstand erzählt. Er hat gesagt, wir dürfen mit ihm diskutieren. Dafür waren dann aber bloß knappe zehn Minuten Zeit. Ich bin einfach hin zu Pauer und hab ihn gefragt, ob wir uns treffen können.“
„War er da irgendwie seltsam?“
„Nein. Überhaupt nicht. Zumindest ist mir nichts aufgefallen. Seine Managerin war mit, die hat sich geärgert. Sie hat gesagt, dass er für so etwas keine Zeit hat und dass er jetzt weitermuss. Aber plötzlich hat sie gesagt, na gut, wenn ich um acht im Hotel bin, dann geht sich das aus.“
„Das heißt, eigentlich haben Sie den Termin mit Frau Seifried ausgemacht?“
„Ich denke, das ist üblich bei solchen Autoren. Er hat genickt und mir zugelächelt. Ich mag sein Buch natürlich nicht, aber er war … nicht einmal unsympathisch.“
Ich nicke. „Blond, muskulös, blauäugig.“
Nicole sieht mich empört an. „Wollen Sie damit sagen, ich bin selbst schuld? Ich bin ihm nachgerannt?“
Ich schüttle beschwichtigend den Kopf. „Mir hat er nach unserem Interview auch zugelächelt. Er wollte mich sogar an der Hotelbar treffen. Gehört wohl zu seiner Macho-Mache.“
Nicole sieht mich zweifelnd an.
„Mein Interview war
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