Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Thomas Pauer, es wird getan, als hätte er seit Jahren wie besessen am Buch geschrieben, alles zurückgestellt, selbst seine Karriere, bewusst als bescheidener Sportmoderator gearbeitet, nur um sein großes Werk veröffentlichen zu können.
Außerdem ist nun doch jemand dahintergekommen, dass Pauers Schwiegermutter ein Haus bei Korneuburg hat.
„In schweren Zeiten wie diesen kümmert sich Carinas Mutter rührend um die zwei Kinder, die von all dem Medienrummel zum Glück noch nichts mitbekommen.“
Ich muss klären, ob er die Renovierung der Villa zahlt.
Mit seiner ersten Frau hat noch immer niemand gesprochen. Ich muss mich schön langsam entscheiden, was ich in der nächsten Ausgabe schreibe. Das Wichtigste ist das Interview mit Nicole. Vorausgesetzt, ich darf es bringen. Dann die Darstellung der ersten Frau von Pauer. – Entlastet ihn in gewisser Weise eher, dass er angeblich sexuell nicht besonders aktiv war. Aber es gehört eben auch dazu. Interessant ist, dass die Verlegerin schneller in der Hotelhalle war als die Polizei. Hat Pauer sie angerufen? Kann natürlich sein. Oder hat sie gewusst, was vorgeht? Wie? Warum ist sie nicht eingeschritten?
Ich habe noch gestern quasi offiziell um ein Interview mit Pauer angefragt. Ich bin nicht einmal bis zu Farah Seifried durchgedrungen. Man werde mich auf die Liste setzen, hat mir die Öffentlichkeitsabteilung mitgeteilt, die sei freilich ziemlich lang. Vielen Dank auch. Ich kann ja unseren Geschäftsführer fragen, ob er bei „Alpha“ intervenieren kann. Bis vor kurzem hatten wir offenbar ziemlich gute Beziehungen zum Verlag. Dass Pauer etwas Neues sagen würde, bezweifle ich allerdings. Schon gar nicht, wenn seine Managerin dabei ist.
Ich hole das Aufnahmegerät heraus und fange trotz allem an, mein Interview mit Nicole abzutippen. Ich werde einen eigenen Kasten zur Reportage stellen: Dort werde ich das, was Nicole der angeblichen Frauenzeitschrift gemailt hat, dem gegenüberstellen, was dann im „Blatt“ tatsächlich erschienen ist. Ich werde mit unserem Chefredakteur klären, ob das rechtlich in Ordnung ist. Ich würde den Typ vom „Blatt“ zu gerne vorführen, aber ich muss vernünftig sein. Ohnehin seltsam, dass mir diese Woche noch keiner unserer Bosse dreinreden wollte. Das Thema soll jedenfalls auf die Seite eins. – Was mache ich, wenn Nicole bei ihrem Rückzieher bleibt?
Ich habe gar nicht gemerkt, dass Droch zu meiner Dschungelecke gerollt ist. „Schiebst du diese Blätter zur Seite oder willst du, dass mich die Monster verschlingen?“
Ich schaue auf und grinse. Ein vertrautes, gutes Gesicht in all dem Wahnsinn. Gerade kein Feminist, aber Männer, die ihre Frauensolidarität dauernd vor sich her tragen, waren mir ohnehin immer verdächtig. Streber der besonderen Art, die auch noch auf Lob warten. Droch ist einfach ein vernünftiger Mensch. Er ist sogar einer der klügsten Menschen, die ich kenne. Ich schiebe die Philodendronblätter weg und er rollt neben meinen Schreibtisch.
„Ist das nicht irre, was sie mit Nicole anstellen?“, frage ich ihn.
Er widerspricht mir ausnahmsweise nicht. „Ich bin da, weil die im obersten Stock wollen, dass jemand deine Reportage gegenliest.“
Ich nicke. So etwas habe ich mir schon gedacht. „Und Klaus hat dich ausgesucht, weil er weiß, dass ich das noch am ehesten akzeptiere und dass du andererseits darauf achtest, dass mein heißes Frauentemperament nicht mit mir durchgeht.“
„Wie gut du uns durchschaust“, spöttelt Droch.
Ich bin froh, die Geschichte mit ihm durchsprechen zu können. Er hört mir aufmerksam zu. „Mit dem Interview hättest du natürlich einen Riesenknüller. Allerdings wird Nicole Moser so noch mehr durch die Medien gezerrt, das muss dir klar sein.“
„Ist mir bewusst. Aber ich schreibe wenigstens, was sie wirklich sagt.“
„Manchmal macht es gar nicht so viel Unterschied, was wahr und was falsch ist, was zählt, ist, in der Öffentlichkeit vorgeführt zu werden. Hält sie das aus?“
Ich sehe ihn an, versuche mich an Nicoles Gesicht zu erinnern, gestern im Halbdunkel. Habe seltsamerweise immer wieder ihre Gestalt in der Hotelhalle vor Augen: der frische Kratzer, die dunklen Augen, der schmale Körper, eingewickelt in eine Decke. „Ich denke, sie hat sowieso keine Wahl mehr. Da ist es besser, es wird wenigstens fair über sie berichtet.“
„Wirst du das Interview auch bringen, wenn sie es nicht will?“
Ich schüttle langsam den Kopf. „Egal, ob das rechtlich
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