Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
ob Droch von mir schon die Texte bekommen habe. Die in der Geschäftsführung seien etwas nervös, erklärt mein Chefredakteur mit einem beschwichtigenden Lächeln. Wir stehen in seinem Büro. Auf dem Schreibtisch das übliche Chaos. Mit ein Grund, warum er mir sympathisch ist. An sich. Meistens. Wenn er mich nicht unter Druck setzt. Oder sich von unseren Geldgebern unter Druck setzen lässt.
„Interveniert Alpha Books bei unseren Bossen?“, will ich wissen. So etwas läuft meistens über die Geschäftsführung, nicht über die Redaktion.
„Schaut so aus“, murmelt mein Chefredakteur. „Mich hat die Verlegerin auch schon angerufen.“
„Hast du ihr gesagt, dass ich ein Interview mit Pauer möchte? Immerhin wollten sie doch am Anfang mit uns kooperieren.“
„Ich habe es ihr ausgerichtet, natürlich. Sie hat ganz kühl geantwortet, dass es dafür von Vorteil wäre, du würdest im Sinn von ‚Alpha‘ berichten. Hm. Sie hat es natürlich ‚die Wahrheit schreiben‘ genannt.“
„Entzückend. Es ist klar, dass sie meine Reportage nicht sehen, bevor das ‚Magazin‘ erschienen ist. In diesem Fall wäre das besonders schlimm, sie würden Gegenstrategien …“
„Natürlich ist das klar. – Aber warum Gegenstrategien? Ich bin dein Chefredakteur und ich weiß auch noch nichts von dem, was du planst.“
„Weil es eben … etwas heikel ist. Dafür ein Riesenknüller, wenn es klappt.“
„Wenn es klappt? Könntest du mich bitte einbeziehen?“
Ich seufze. „Droch weiß Bescheid. Er ist meiner Meinung.“
Klaus sieht mich an. „Ich dachte … du vertraust mir.“ Das kommt beinahe traurig. – Oder ist es gekränkte Männlichkeit? Unsinn. Ich sollte mich auf diese Verallgemeinerungen nicht einlassen.
„Ich vertraue dir. Meistens“, füge ich dann hinzu. „Aber es hat da ein paar Situationen gegeben, da hatte ich das Gefühl, die Geschäftsführung ist für dich wichtiger als die Redaktion.“
Klaus fährt sich mit dem Finger über die Nase. „Es ist nicht immer ganz einfach. Ich bemühe mich. Glaubst du mir wenigstens das?“
Ich nicke. Und dann erzähle ich. Wahrscheinlich bin ich einfach ein wenig naiv. Der Chefredakteur hört mir zu. „Ich halte dir die Daumen“, sagt er zum Schluss.
„Kein Wort zu irgendwem?“
„Ich bin ja nicht verrückt. Ich will die Story. Sie ist richtig gut. Und sie wird Auflage machen. – Was will ich mehr?“ Er grinst, drückt mich schnell an sich und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich gehe und fühle mich wie Jeanne d’Arc, die in die Schlacht reitet. Oder eben wie sonst eine Heldin.
[ 9. ]
Ich bringe Droch einen USB-Stick mit dem Interview und Vorschlägen für die Titelseite. Wahrscheinlich bin ich übervorsichtig, aber E-Mails können leicht abgefangen werden und ich habe keine Lust, in eine Falle zu laufen. Ich bin mir nicht sicher, welches Spiel unser Chronikchef spielt. Wenn sich die von Alpha Books um ihn bemühen … er ist eitel … aber solche Verdächtigungen sind wohl doch unfair.
Der Fotoredaktion, die ebenfalls drängt, will ich auch noch nichts über den Blattaufmacher verraten, seit ich weiß, wie der Leiter tickt. Und seit ich mich mit ihm angelegt habe. – Bin ich besser als Maggy Körmer, die überall Feinde wittert? Besser vielleicht nicht. Aber anders.
Droch verspricht mir, alle, die mehr wissen wollen, hinzuhalten. Einigermaßen beruhigt setze ich mich wieder an den Schreibtisch und beginne am Text der Reportage rund um das Interview zu basteln, samt meinem Gespräch mit der ersten Frau von Pauer und dem manipulierten Interview, das im „Blatt“ erschienen ist. Dafür brauche ich allerdings leider noch die Zustimmung der Geschäftsführung. Da geht es auch um eine grundsätzliche Entscheidung des Hauses: Greifen wir ein anderes Medium direkt an?
Ich bin gerade dabei, die Stimmung bei der Pressekonferenz von Alpha Books zu schildern, als ich eine SMS bekomme. Jana! Endlich! – Aber es ist Sandra Alman:
„Mein Mann und ich kommen gerne, danke für die Einladung! Bitte noch die Adresse und die Uhrzeit schicken! Ganz herzliche Grüße aus dem Veneto, Sandra“
Veneto. Das wäre jetzt etwas. Bei Gianni im Garten sitzen, Grande Sprizz trinken, ein paar Runden im Pool schwimmen, sich auf ein ausgiebiges Essen in diesem neuen Fischlokal freuen …
Oh. Ich sollte mir besser überlegen, was ich koche. Weil total versagen möchte ich bei einem Spitzenkoch als Gast natürlich nicht. Irgendetwas, das er nicht alle Tage bekommt. Und
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