Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
weiter nach Paris. Einladung zu großer Lesung, von französischem Verlag, aber gezahlt von Industrieunternehmen.“
„Damit ist klar, warum sie nicht mitgekriegt hat, dass ihr Mann nicht vom Joggen zurückgekommen ist. Aber Farah Seifried hätte es merken müssen.“
„Man wird klären. – Du willst versuchen, mit Carina Pauer zu reden?“
„Vesna, ihr Mann ist gestern gestorben.“
„Ist mir klar. Tut mir auch leid, zumindest Frau. Aber du hast von seltsamem Telefonat erzählt. Und weißt du, was Pilot gesagt hat? Dass sie hat geweint im Flieger. Und gleichzeitig sie war wütend.“
„Scheint bei ihr häufiger der Fall zu sein. Ich nehme an, das weiß die Polizei jetzt auch schon. Wenn nicht, muss er dringend eine Aussage machen.“
„Ja. Natürlich. Ich habe gesagt, er soll nach Zuckerbrot fragen. Ich habe gesagt: kein Wort über mich. Ich hoffe, er macht es.“
„Und wie hast du ihn gefunden?“
„War leicht. Du kannst dich erinnern an Nermina? Hat bei mir geputzt. Dann hat besseren Job gekriegt, bei Bedarfsflughafen, sie wohnt in Schwechat. Die habe ich angerufen. Und die hat wieder eine gekannt, die bei Start und Landung …“
Ich lache. „Versteh schon, Vesna. Putzfrauenconnections.“
„Sind immer noch welche von den besten.“
„Soll ich ihr wirklich auflauern?“
„Du musst nicht. Ich habe ihr Mitteilung geschickt, dass du gerne mit ihr redest, weil du von Tränen im Flugzeug weißt. Und die waren, bevor sie hat angeblich gewusst, dass ihr Mann ist tot.“
Ich seufze. „Du bist einfach viel tougher als ich.“
„Ist nicht schwer.“
„Was heißt das jetzt wieder?“
„Dass du sollst kommen. Du kennst hervorragendes italienisches Gasthaus in Hagenbrunn. Wo wir waren vor Monat oder so. Du fahrst Straße immer geradeaus weiter. Dann ist Hügel. Und rechts eine Ausflugsbank. Sie wird da sein, wenn irgendwie geht. Hat sie gesagt.“
Ich atme tief durch. Es ist die Chance, einiges zu klären. Natürlich hat Carina vom Buch ihres Mannes ganz schön profitiert. Und auch sie hat bei allem brav mitgespielt. Bis hin zum öffentlichen Händchenhalten nach den Vergewaltigungsvorwürfen. – Oder war das alles bloß Fassade? Mit wem hat sie am Pool telefoniert? Jedenfalls wird sie wohl erben. Allein die englischsprachige Startauflage bringt ihr zumindest eine Million Euro. Meine Story fürs „Magazin“ ist so gut wie fertig. Ich habe noch Zeit bis zum Abend, ich kann das eine oder andere noch verändern. Ich werde einfach nach dem Gespräch entscheiden, ob es sich auszahlt. Ich gehe schnell zum Chefredakteur. Ich müsse auf zwei Stunden weg. – Wohin? – Könne ich leider nicht sagen.
„Ist es wichtig?“
„Würde ich sonst so knapp vor Redaktionsschluss wegfahren?“
„Und die Heimlichtuerei ist notwendig?“
„Sorry, ja.“ Eigentlich bin ich mir da nicht so sicher. Und jedenfalls fühle ich mich etwas unwohl bei dem Gedanken, eine Frau, deren Mann gerade gestorben ist, auszufragen.
Er verspricht, sich zu melden, falls etwas Überraschendes passiert. – Was soll heute noch passieren? Dass Farah Seifried gesteht? Eher schon, dass sie versucht, Medienberichte zu unterbinden. Aber das gelingt nicht einmal ihr. Wie es ihr wohl geht? Wie war das Verhältnis zwischen den beiden wirklich? Jedenfalls hatte sie genug Disziplin, um eine perfekte und verkaufsfördernde Trauermitteilung zu verfassen. Seltsam, ihr Fragen zu stellen wäre gar kein Problem für mich. Aber an sie werde ich kaum herankommen. Außer sie will es und verfolgt damit einen bestimmten Zweck. Oder ich weiß etwas, von dem sie unter keinen Umständen möchte, dass es an die Öffentlichkeit kommt.
Der nächtliche Streit ist da gar nicht schlecht. Aber vielleicht kann mir Carina Pauer noch mehr erzählen.
Ich kurve durch Hagenbrunn, die Straße hinauf. Ich kneife die Augen zusammen. Dort drüben muss die Bank sein. Netter Aussichtsplatz. – Sitzt da jemand? Um das zu erkennen, bin ich leider zu kurzsichtig. Ich parke meinen Wagen am Straßenrand, gehe den Feldweg entlang. Da sitzt tatsächlich jemand. Carina Pauer. Neben der Bank, bei ein paar Büschen, lehnt ein Fahrrad.
Ich gehe langsam auf sie zu. Sie scheint mich gar nicht zu bemerken, sieht über den Hügel Richtung Wien. Es ist dunstig, die Stadt ist bloß zu ahnen. Ich räuspere mich. Sie zuckt zusammen.
„Mira Valensky vom ‚Magazin‘. Es tut mir leid …“, beginne ich. Was sagt man in so einer Situation, und dann auch noch, wenn es sich um
Weitere Kostenlose Bücher