Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
der Welt herumgondle, wo wir immer erzählen, dass ich daheim bin bei den Kindern.“
„Ich hab Sie am Pool gesehen. Zufällig. Da haben Sie telefoniert. Und auch da waren Sie ziemlich wütend. Und Sie haben danach ein Taschentuch gebraucht.“
Sie blitzt mich an: „Sie spionieren hinter mir her?“
„Es war Zufall. Mit wem haben Sie telefoniert? Ihnen muss klar sein, dass die Polizei das sowieso herausfindet. Das gehört zum Ersten, was sie machen: die Telefonkontakte der … Betroffenen zu überprüfen.“
„Wirklich?“ Das kommt jetzt richtig erschrocken. Gut gemacht, Mira. Ein Seufzer. „Ich hab mit meinem Mann telefoniert. Es ging um die gleiche Sache. Er wollte mir klarmachen, dass ich noch einmal nachgeben soll. Bald schon werde sich einiges ändern.“
„Sie haben ihn gefragt, was sich ändern soll?“
Carina Pauer schüttelt den Kopf. „Nein. Leider. Ich war so wütend. Ich hatte den Eindruck, immer passiert, was die Seifried will. Und ich werde einfach dort hingeschoben, wo sie mich brauchen.“
„War da was … zwischen den beiden?“
Carina Pauer schüttelt den Kopf. „Sicher nicht. Er mag keine Frauen, die so dominant sind. Lesen Sie sein Buch. Jedenfalls hat sie total viel getan für seinen Erfolg. Das müssen Sie auch schreiben. Sie hat eben das Gefühl, sie muss das alles lenken.“
„Das heißt: Als Ihr Mann ums Leben gekommen ist, waren Sie Richtung Flughafen unterwegs. Farah Seifried war in Gavoi. Wie können Sie sich erklären, dass es so lang gedauert hat, bis ihn jemand gefunden hat?“
„Wenn ich …“, setzt sie an und verstummt dann wieder. Zweiter Anlauf. „Wenn ich nicht gefahren wäre … ich wäre ihn suchen gegangen … ich hätte ihn vielleicht noch rechtzeitig gefunden …“
„Warum hat ihn Frau Seifried nicht gesucht?“
„Das weiß ich doch nicht“, schreit sie. „Ich hab mit ihr telefoniert. Nachdem … die Polizei bei mir war. Ich hab sie gefragt. Sie hat gesagt, sie hat eine Menge Dinge zu tun gehabt, sie hat gemeint, es ist besser, wenn er sich von gestern erholt, sie war auch nicht auf ihrem Zimmer, sondern auf der Terrasse. Nur dort gibt’s Internet. Und zu Mittag, da hat sie dann gedacht, dass er ohne sie nach Gavoi ist, und sie ist auch ins Dorf gefahren. Um zwei war ein Interviewtermin mit einem französischen Magazin.“
„Einen Abend vorher hat es einen wilden Streit zwischen Seifried und Ihrem Mann gegeben.“
Carina Pauer starrt mich an. „Woher … hat er Ihnen das erzählt?“
„Ich hab ihn mitbekommen. Teilweise. Ich bin nach Mitternacht durch die Anlage und wollte auf den See schauen. Sie hat ihm quasi verboten, dass er irgendwas an seinem Image ändert. Und gesagt, dass sie ihn zum Bestsellerautor gemacht hat.“
„Er … war nicht glücklich mit allen Aussagen. Sie hat in seinem Namen Interviews verschickt, er hätte sie auch nicht alle geben können, das wär sich nie ausgegangen. Sie wollte es so plakativ wie möglich.“
„Ich bin nicht, der ich bin: Was hat das geheißen?“
Sie seufzt. „Wenn ich das wüsste. Er hat sich missverstanden gefühlt. Er kann mit Kritik und mit Spott nicht besonders gut umgehen. Weil’s ja auch so ungerecht ist.“
„Und sie ist nicht, was ihr glaubt? Hat er Sie damit gemeint?“
Die junge Frau schüttelt den Kopf. „Ich bin es sicher nicht. Ich weiß nicht, warum er das gesagt hat. Er war … betrunken. Ich … wir haben … es war keine Gelegenheit mehr, zu reden. Am nächsten Tag ist er aufgestanden und joggen gegangen. Und ich bin weg, obwohl ich es nicht wollte.“ Sie sieht auf die Uhr. „Ich muss zurück.“
Ich muss überprüfen, ob sich ein kurzer Abstecher von Carina Pauer zum Wasserlauf ausgegangen ist, bevor man sie zum Flughafen gebracht hat. Aber das wird die Polizei wohl tun. Allerdings: Sie wissen nichts von ihrer Wut. Und von ihrem Gefühl, zurückgesetzt zu werden. „Kann es sein, dass er mit ‚sie‘ Nicole Moser gemeint hat?“, frage ich.
„Warum die? Sie hat ihn ja erst in diese schlimme Lage gebracht.“ Carina Pauer steht auf. „Als ob er es ausgerechnet mit ihr machen müsste, wenn er Lust hat …“
Sie geht zum Fahrrad, steigt auf. „Unser Haus ist gleich dort unten. Ich hab gesagt, dass ich rausmuss. Jetzt muss ich zurück. Schreiben Sie, was Sie wollen. Das tun Sie sowieso. Und es ist mir egal.“ Und weg ist sie.
Ich gehe zu meinem Auto. Die tapfere junge Frau, die noch immer zu ihrem Mann und seinem Bestseller hält. Farah Seifried und das
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