Männerfrei: Roman (German Edition)
Somerset«, erwidert er und mustert mich kurz.
» Oh, war bestimmt hart, die Trennung… Tut mir echt leid…«, meine ich.
» Somerset ist sehr hübsch, damit du es weißt«, entgegnet er leicht beleidigt. » Jedenfalls definitiv schöner als die Latimer Road oder aus was für einem heruntergekommenen Viertel du auch immer stammst.«
» Ich bin aus Surrey«, meldet sich plötzlich Sam vom Rücksitz zu Wort. » Falls überhaupt noch einer mit mir spricht.«
Ach du doppelte Schande, wir hatten fast so etwas wie eine private Unterhaltung. Jake kommt offenbar auf denselben Gedanken, da er sofort wieder mit Anekdoten über Ausflüge mit Mitch anfängt. Ich betrachte seine Hände auf dem Lenkrad, während er fährt. Gibt es etwas an ihm, das ich nicht unwiderstehlich finde?
In Banbury ist zum Glück genug los (es gibt nichts Deprimierenderes als eine leblose englische Stadt an einem Samstagvormittag), doch da wir früh dran sind, haben wir keine Mühe, einen Parkplatz zu finden.
» Ich weiß, mein Vorschlag ist radikal, aber gibt es hier draußen in der Wildnis keinen Sainsbury? Müssen wir unser Zeug unbedingt auf dem Markt einkaufen?«, sagt Sam, als wir aussteigen.
» Damit unterstützen wir die lokale Wirtschaft«, gebe ich zurück und schürze die Lippen, um ein frommes Gesicht zu machen. » Die Bauern. Und die Metzger. Und die… Fischer.«
» Fischer?«, fragt Sam.
» Ist das einer von diesen Bauernmärkten, wo man sich seine auf Roseneiche geräucherte Ente selbst aussuchen kann?«, will Jake wissen. » Ich habe darüber gelesen.«
Ich nicke und überlege schnell. » Balsamico mit Zitronengras und vergammelten Lavendelblüten. Hausgemachtes Pesto mit Albinokresse. Handgemahlen von einbeinigen Witwen aus dem Nachbardorf.«
» Ist das dein Ernst?«, hakt Sam nach.
» Würste mit dem Namen des Schweins, aus dem sie gemacht sind, handgeschrieben auf der Verpackung. Vom Schwein selbst«, erwidert Jake.
» Mensch, Sam, ich dachte, du weißt das alles«, werfe ich ein und schüttle enttäuscht den Kopf. » Das ist doch Grundwissen.«
» Gott, da haben sich ja zwei gefunden«, stöhnt Sam. » Das ist zu viel.«
Ich spüre, dass ich rot werde.
» Was meint ihr?«, erkundigt sich Jake, als Perry und Kate zu uns stoßen. (Sie macht einen ziemlich aufgekratzten Eindruck. Ich würde sagen, sie übt sich im Flirten.) » Wir teilen uns auf und ziehen in zwei Gruppen los. In einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier am Wagen.«
» Und anschließend fahren wir Getränke kaufen«, schlägt Sam vor.
» Ooh! Champagner!«, ruft Kate begeistert.
» Wenn ich zu viel Champagner trinke, bekomme ich fürchterliche Magenschmerzen«, sagt Jake. » Vor allem von Laurent Perrier Rosé.«
» Von Laurent Perrier bekommst du Magenschmerzen? Wie blöd für dich«, erwidere ich mitleidig.
» Allerdings«, stimmt Jake mir zu. » Ein richtiger Albtraum.«
» Juckt das nicht, wenn man in Geld schwimmt?«, füge ich hinzu und kann nicht anders, als über mich selbst zu kichern. Mir ist bewusst, dass ich meine Regeln breche, weil ich über meinen eigenen Witz lache, aber offenbar hat sich die Anspannung während der Fahrt auf mich ausgewirkt.
Jake sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. » Doch. Außerdem macht die Uhr in meinem Rolls Royce einen höllischen Krach.«
» Es reicht, genug«, schaltet sich Sam ein und gibt uns einen Schubs, damit wir uns in Bewegung setzen. Ich muss noch immer kichern, allerdings beruhige ich mich schließlich, als wir uns der ernsten Aufgabe einzukaufen widmen. Hin und wieder bekomme ich mit, dass Kate mit Perry flirtet, indem sie ihn kokett anlächelt und zu jedem Produkt, das sie in die Hand nimmt, seine Meinung einholt. Ich grinse in mich hinein, während ich zum nächsten Obststand wandere. Dabei stolpere ich über Jakes Fuß und lande auf allen vieren auf dem Boden.
» Alles okay?«, fragt Jake besorgt. Sam ist gerade mit einem Händler in ein Gespräch über die Spargelsaison vertieft.
» Autsch! Au. Au. Au. Au«, jammere ich, setze mich auf und bürste Kieselsteine von meinen Handflächen. Die Haut ist ein wenig aufgeschürft, aber es blutet nicht.
» Tut mir furchtbar leid«, meint Jake und geht neben mir in die Hocke. » Alle Knochen noch heil?«
» Ich glaub schon… Keine Sorge, das passiert mir ständig«, sage ich und stehe auf, wobei ich so tue, als würde ich seine ausgestreckte Hand übersehen. » Ich habe eine eingeschränkte räumliche Wahrnehmung.«
Vierzig
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