Männerfrei: Roman (German Edition)
nicht weit entfernt, aber Mitch hört natürlich nicht auf Kate und mich, sondern beharrt darauf, den Weg genau zu kennen. Zwanzig Minuten später latschen wir noch immer durch die Gegend.
» Ich war vorhin irritiert!«, sagt Mitch. » Jetzt weiß ich wieder, wo wir sind. Das Anno Anal ist ein Stück die Straße runter, auf der linken Seite.«
» Die Kneipe heißt Anno Anal?«, erkundigt sich Sam.
» Nein«, erwidere ich. » Mitch hat nur mal wieder den richtigen Namen vergessen. Er erfindet gerne eklige Kneipennamen.«
» Wir geben dir noch fünf Minuten«, meint Jake. » Danach übernehmen die Frauen das Kommando.«
Für den Fall, dass unerwartet ein Aston Martin oder ein Porsche an uns vorbeirast, was ein echtes Problem in dieser Ecke von Oxfordshire ist, marschieren wir in Zweiergruppen die schmale Straße entlang. Zuerst Mitch und Tara– sie dreht sich ständig um und wirft Kate und mir übertrieben besorgte Blicke zu, während Mitch selbstsicher vorangeht–, Kate und ich in der Mitte und Sam und Jake zum Schluss. Mittlerweile ist es etwas kühler, weil die Sonne hinter ein paar Wolken verschwunden ist, aber es sind flauschige Schäfchenwolken wie aus dem Bilderbuch, die niemanden wirklich stören.
Nach ein paar Minuten bleibt Mitch plötzlich stehen.
» Also schön. Was meint IHR denn, wo das Mumu und Muschi ist?«
» Circa fünfhundert Meter hinter uns. Wir müssen umkehren, bis wir einen Wegweiser aus Holz sehen. Da gehen wir dann links«, antwortet Kate schnell. » Der Pfad führt durch ein paar Bäume, und nach zwei Minuten sind wir da.«
Sie hat recht. In Wirklichkeit heißt der Pub King’s Arms und war früher einmal eine olle Kaschemme, in der es nach Bier und Urin stank. Früher machten wir uns während unserer Besuche bei Eddie in den Semesterferien bei den beiden alten Männern, die dort jeden Abend Stammgast waren, sehr unbeliebt, weil wir uns zu laut verhielten. Es gab einen abgewetzten Billardtisch und unbequeme Holzstühle. Die beiden Alten unterhielten sich nie, sondern saßen immer möglichst weit auseinander an der Theke und stierten uns an. Der Wirt erzählte uns, sie hätten 1963 einen Streit gehabt und sich nie wieder vertragen.
Vor ein paar Jahren verkaufte der Wirt den Laden an einen Londoner, der mit seiner Familie auf das Land ziehen wollte, und seitdem ist es dort urgemütlich. Tut mir leid, wenn sie modernisierte Lokale nicht leiden können, doch bei diesem würden Sie sicher eine Ausnahme machen, wenn Sie es sehen könnten. Der Kamin wurde in seiner ursprünglichen Form restauriert, der versiffte Teppichboden herausgerissen und das Mobiliar durch lange, handgefertigte Tische und bequeme Stühle ersetzt. Der Laden hat noch immer Atmosphäre. Aber jetzt riecht er gut.
Die beste Neuigkeit ist allerdings, wie wir von Eddie ungefähr ein Jahr nach der Renovierung erfuhren, dass die beiden Alten, die seit 1963 kein Wort mehr miteinander gesprochen hatten, sich in ihrer gemeinsamen Abneigung gegen die neue Einrichtung und die neuen Besitzer verbündet haben und nun friedlich jeden Abend zusammenhocken und der guten, alten Zeit nachtrauern. Ein schöner Nebeneffekt.
Mitch bleibt vor dem Pub stehen. » Ah, endlich, das Frosch und Fisting«, seufzt er glücklich. » Leute, zwei Regeln: Erstens, die Mädels müssen Bier trinken. Zweitens, die Mädels müssen Bier trinken.«
» Frauen«, sage ich.
» Was auch immer.«
Der Pub ist fast leer, bis auf einen Tisch mit zwei älteren Paaren, die sich eine wohlverdiente Pause beim Wandern gönnen. Wir setzen uns vor den Kamin– in dem ein kleines Feuer brennt, was schön ist, denn auch im Sommer ist es deprimierend, vor einem kalten Kamin zu sitzen. Jake und Sam gehen an die Theke. Ich ertappe mich dabei, wie ich den beiden versonnen hinterherstarre.
» Genießt du die Aussicht?«, fragt Mitch. Ich drehe rasch den Kopf zu ihm und Kate, die offenbar genauso versonnen in dieselbe Richtung gestarrt hat. Wir müssen beide lachen und versuchen, uns wieder zu beruhigen, bevor die zwei mit den Drinks zurückkommen.
» Echt super hier«, meint Sam glücklich. Er sitzt rechts neben mir und Tara links. Jake nimmt mir gegenüber Platz, und unsere Knie stoßen unter dem Tisch kurz und überraschend schmerzhaft gegeneinander.
» Sorry«, sage ich.
» Oh nein, meine Schuld. Ich habe mich auf deine Knie gesetzt, tut mir leid«, entgegnet er schnell.
» Oh, aber meine Knie haben darauf gelauert, daher tut es mir leid«, gebe ich zurück.
»
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