Männerfrei: Roman (German Edition)
genug. Es ist öde. Scheißöde«, murmelt er und schließt die Augen.
Am liebsten würde ich ihn beobachten, doch ich zwinge mich, meine Aufmerksamkeit auf die Unterhaltung von Bloomie, Benoit und Eugene zu richten. Mitch und Tara haben sich heimlich ins Haus verzogen und sitzen mit Kate und Perry am Küchentisch, wo sie ihre Sandwiches essen. Sam ist offenbar auf der Wiese eingeschlafen.
Zwischen Eugene und Bloomie scheint alles wieder im Lot zu sein, da sie ständig verstohlen Händchen halten und Zärtlichkeiten austauschen. Bloomie hat– zum ersten Mal seit Jahren– ihr BlackBerry nicht dabei und meidet bewusst alle Gespräche über die Arbeit oder die Wirtschaftskrise. Es mag durchschaubar sein, aber wenigstens versucht sie, Eugene zu zeigen, dass er ihr wichtiger ist als die Arbeit.
Eine Wochenendtour wie diese hat fast etwas Magisches. Es ist, als würde man sein Leben und den ganzen Stress und die Sorgen kurz hinter sich lassen, als ob sie einem nichts mehr anhaben könnten. Bloomie lacht so viel wie schon lange nicht mehr, und Kates kleine Sorgenfalte, die in letzter Zeit immer wieder erscheint– bestimmt weil sie daran denkt, dass sie ihren Job verlieren könnte– ist verschwunden. Selbst ich bin entspannter als sonst. Es ist alles so easy.
Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück, schlage die Beine unter und sehe zu dem hellblauen Bilderbuchhimmel über meinem Kopf hoch. Dann schaue ich wieder zu Jake und beobachte ein paar Sekunden lang sein entspanntes Gesicht. Er hat Lachfältchen, auch bei geschlossenen Augen. Offenbar lächelt er viel. Plötzlich dreht er den Kopf und sieht mich direkt an. Ungefähr zwei lange Sekunden kreuzen sich unsere Blicke, bis ich die Nerven verliere und die Augen abwende. Mein Herz rast schon wieder.
Eugene und Benoit erzählen von einem gemeinsamen Urlaub in Biarritz in Frankreich. Er begann damit, dass Eugene in seiner kurzen Hose mitsamt dem Autoschlüssel in der Tasche, den er natürlich prompt verlor, ins Meer sprang, woraufhin sie zwei Tage auf einen Ersatzschlüssel von Hertz warten mussten. Danach überfuhren sie drei Hühner auf der Straße, was wieder Eugenes Schuld war, und der Wagen war mit Blut und Federn versaut. Dann verlor Eugene den Straßenatlas, seine Geldbörse und Benoits Handy, alles nacheinander, aber am selben Tag. Und schließlich, am sechsten Urlaubstag, aß Eugene den letzten Nutella-Toast, den Benoit sich zuvor sorgfältig geschmiert hatte. » Das war’s«, sagt Benoit und fügt mit seinem Akzent zerknirscht hinzu: » Das hat mir die Rest gegeben.« Offenbar stand Benoit danach auf, wischte das ganze Frühstücksgeschirr vom Tisch, marschierte aus dem Hotel und fuhr alleine zurück nach Paris.
Wir lachen jetzt so laut, dass Mitch und Tara herauskommen, um zu sehen, was los ist.
» Zwei Tage lang habe ich gewartet, dass er zurückkommt«, erzählt Eugene mit trauriger Stimme. » Sein Handy hatte ich ja verloren, und das Hotel hatte kein Internet. Ich konnte ihn weder anrufen noch ihm eine Mail schicken.«
» Oh Mann, das Leben war damals ganz schön hart«, wirft Bloomie seufzend ein. » Hotels ohne Internet. Kohlen zum Frühstück.«
» Schön, können wir bitte die ganze Geschichte hören?«, mischt sich Mitch ein, der mit Tara an den Tisch schlendert. » Ich dachte, ich verpasse hier nichts und habe nicht zugehört. Aber sie scheint recht lustig zu sein, darum möchte ich das Ganze noch mal hören.«
» Hallo, Sweetheart«, sage ich und lächle zu ihm hoch. » Du kommst ja aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus«, füge ich hinzu und schaue demonstrativ von ihm zu Tara, die gerade mit Bloomie plaudert, und wieder zurück.
» Genau wie du«, kontert er und schaut genauso demonstrativ von mir zu Jake, der wieder zu dösen scheint, und zurück.
Ich stehe auf.
» Ich… werde mir ein bisschen die Beine vertreten«, erkläre ich.
» Ich komme mit, Sass«, meint Kate.
» Ich auch«, schließt sich Sam an. » Hat vorhin nicht einer was von einem Abstecher in den Pub gesagt?«
» Ich bin dabei«, ruft Tara.
» Ich auch«, meldet sich Mitch rasch zu Wort. » Komm schon, Ryan«, fügt er hinzu und stupst den dösenden Jake mit der Fußspitze an. » Steh auf.«
Eddie und Ant haben Harriet und Neil bereits ein Tennisdoppel versprochen, und der Rest will lieber ein Nachmittagsschläfchen halten (zwinker, zwinker) oder behauptet das zumindest. Also machen wir uns zu sechst auf den Weg zum nächsten Pub.
Kapitel 28
Der nächste Pub ist
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