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Männerfrei: Roman (German Edition)

Männerfrei: Roman (German Edition)

Titel: Männerfrei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Burgess
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einzuschätzen… Ich glaube allmählich, ich bin ein bisschen dämlich«, erkläre ich. Hm. Da war es wieder, in vino veritas. Ich fühle mich nicht betrunken, doch ich habe ungefähr zwei Flaschen Wein intus, also muss ich es sein.
    » Ich halte dich nicht für dämlich«, hält Jake lächelnd dagegen. » Hat er… dir wirklich das Herz gebrochen?«
    » Nein, mir ging es danach einfach nur mies«, sage ich. Es fühlt sich seltsam normal an, mit ihm darüber zu reden. » Nein, mein Herz war nicht gebrochen. Es war eher so, dass… ich aus dem Gleichgewicht war. Das war echt ätzend.« Ah, schön formuliert. So eloquent.
    Er nickt. » Ich kenne das Gefühl. Man muss dann einfach einen Schritt zurück machen und tief durchatmen.«
    » Genau«, stimme ich ihm zu. Einen Schritt zurück machen, tief durchatmen und eine Männerpause einlegen. Wir küssen uns wieder. Es entwickelt sich für eine ganze Weile ein ziemlich leidenschaftlicher Kuss, und ich verliere mich in Sinnlichkeit. Dann fällt mir ein, dass ich von ihm mehr wissen will, viel mehr, und löse mich von ihm.
    » Was ist mit dir? Irgendwelche fiesen Exfreundinnen?«
    » In so einem Moment denkst du an meine Exfreundinnen? Ja, sicher… In meinem Alter hat jeder ein paar Beziehungsnarben.«
    » Beziehungsnarben. Das gefällt mir«, meine ich. » Das klingt wichtig und trivial gleichzeitig.«
    » Genau das sind sie auch. Ich bin betrogen worden. Zweimal. Und ich wurde aus keinem besonderen Grund sitzen gelassen. Wie jeder.«
    Ich seufze. Ich habe heute nicht viel über dieses Thema nachgedacht.
    » Das ist ein bisschen deprimierend, nicht wahr? Und die Dinge ändern sich nie.«
    » Das ist ein dummer Spruch. Alles ändert sich.«
    » Ja?… Ich denke nicht«, widerspreche ich ihm. » Zum Beispiel unsere Clique. Wir besaufen uns und feiern wilde Partys, und das schon seit zehn Jahren. Es kommt mir so vor, als würde sich nie etwas ändern.«
    » Aber sicher ändert sich was. Glaub mir. Ich bin älter und weiser. Es passiert immer dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Plötzlich ist jeder, den man kennt, in einer neuen Lebensphase…«
    Ich sehe ihn zweifelnd an. » Sprichst du von meinen Freunden?«
    » Von deinen Freunden«, sagt er und nickt.
    » Ich habe vor kurzem erfahren, dass Bloomie und Eugene über Hochzeitspläne gesprochen haben. Das hat mich wirklich überrascht. Ich kam mir vor wie ein Sonderling, weil ich nicht damit gerechnet habe«, gebe ich zu. » Ich kann mir das einfach für mich nicht vorstellen.«
    Jake nickt wieder. » Einer meiner besten Freunde hat vor vier Jahren geheiratet und ist mittlerweile Vater. Damals konnte ich nicht nachvollziehen, dass er schon für dieses Leben bereit war, da ich selber… nicht dafür bereit war. Dann fiel mir ein, dass ich dieses Gefühl von früher kannte.« Er fährt mit dem Zeigefinger über meine Schläfe und meine Wange, während er weiterspricht. » Weißt du noch, als du ganz klein warst und die Hausaufgaben von deiner Cousine gesehen hast und gedacht hast, das kannst du nie?«
    Ich grinse. » Ja. Mein Babysitter hat immer Integralrechnung gepaukt, während ich vor der Glotze saß. Die Vorstellung, dass ich später eine große Schule besuchen werde, hat mich total beunruhigt.«
    » Genau das habe ich gemeint! Aber irgendwann ist plötzlich das, was vorher noch unvorstellbar war, nur der nächste logische Schritt. Viele meiner Freunde sind schon weiter als ich. Ehe, Kinder, Karriere– du weißt schon, jeder versucht einfach, das Beste daraus zu machen.«
    » Vielleicht bin ich ja ein Spätzünder«, überlege ich laut. Jake grinst. » Ernsthaft. Ich habe erst seit ein paar Monaten das Gefühl, dass ich meinen Job und meine Finanzen und mein Leben einigermaßen unter Kontrolle habe, weißt du?« Ich überlege kurz. » Im Moment gefällt mir mein Platz in der Welt… Trotzdem habe ich keine Ahnung, wo das alles hinführt.« Alles, was ich weiß, ist, dass ich für diese Kontrolle die Männer aufgeben musste, denke ich im Stillen. Warum liege ich also hier und knutsche mit Jake herum, wenn ich doch Männerpause habe? Denk nicht darüber nach.
    » Meine Mutter ist ein richtiger Hippie«, erzählt Jake. » Sie glaubt an sich selbst erfüllende Prophezeihungen, doch die können in beide Richtungen gehen. Daher darf man sich nur Positives wünschen. Mal dir deine perfekte Zukunft aus, und lass sie wahr werden.«
    Ich grinse. » Klingt genau wie meine Mutter.«
    » Gott segne die 68 er«, meint Jake

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