Männerfrei: Roman (German Edition)
nur schön, so nah bei ihm zu sein. Er riecht übrigens sehr, sehr gut, ein bisschen nach Zitrus am Kinn, und ansonsten nach Seife und frisch gewaschen. Er legt die Arme um mich.
» Ich frage mich, ob jemand bemerkt hat, dass wir weg sind«, überlege ich laut.
» Ich bin mir sicher, die rechnen sogar damit«, entgegnet er achselzuckend und küsst die Innenseite meines Handgelenks. » Ich kann nicht aufhören, dich anzusehen. Die halbe Zeit höre ich den anderen nicht richtig zu, weil ich versuche, quer durch den Raum von deinen Lippen abzulesen. Ich bin nur hergekommen, um dich zu sehen, da es schon drei verdammte Monate her ist und ich nicht mehr länger warten konnte. Gott, ich habe die anderen bei unserer Dinnerparty nur deshalb überredet, durch die Bars in diesem gottverdammten Notting Hill zu ziehen, weil ich gehofft habe, dir zu begegnen.«
Ich stoße ein glückliches Seufzen aus. Gibt es etwas Schmeichelhafteres als einen einstudierten Zufall? Aber mir fällt nichts ein, was ich erwidern kann. Ich kann die Bedeutung seiner Worte nicht verarbeiten, also versuche ich, einen witzigen Spruch zu machen, um die Anspannung zu lockern.
» Ah, es gibt doch nichts Besseres als ein bisschen Stalking an einem Samstagabend.«
» Stalking?« Er zieht die Augenbrauen hoch. » Wie charmant. Gut, komm her…«
Wir küssen uns wieder. Nach ein paar Minuten löse ich mich von ihm. » Und was sollte das mit Homer Simpson?«
Er lächelt. » Das war ein Test, um zu sehen, ob du wirklich so gut bist, wie du tust.«
Er lässt sich in das Kissen zurückplumpsen und zieht mich halb auf sich, sodass ich auf seiner Brust lehne und wir uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten können. Endlich habe ich den Mut zu sagen, was seit seiner Handgelenk-Rede laut in meinem Kopf widerhallt.
» Warum… Warum kannst du mich so gut leiden?«, frage ich und denke sofort, oh Gott, wie kannst du das fragen? Man darf sie nie nach ihren Gefühlen fragen. » Du kennst mich doch kaum.« Gottverdammt, halt den Mund, Frau! In vino veritas. Im Wein ist Wahrheit.
Jake schaut zur Decke hoch und überlegt ein paar Sekunden. » Du machst immer den Eindruck, als hättest du Spaß, du zu sein.«
Gute Antwort.
Allerdings weiß er noch nicht wirklich, wie ich bin, denke ich. Er kann nicht, es hat ja gerade erst begonnen. Ein schöner Anfang, aber trotzdem ein Anfang. Im Moment weiß er nur Sachen über mich, die ihm gefallen, und sobald er mich besser kennenlernt, wird er mich abservieren. Genau wie Rick und Posh Mark und alle anderen Kerle, mit denen ich zusammen war. Egal. Denk jetzt nicht darüber nach.
» Als Mitch mir erzählt hat, dass du mal was mit Eddie hattest, war ich total eifersüchtig«, fährt Jake fort und zwickt mich sanft ins Ohrläppchen. » Ich habe mich gefragt, ob zwischen euch beiden mehr ist als nur Freundschaft… Es war die Hölle.«
» Du dummer Mann«, meine ich, nehme seine Hand und küsse seine Handfläche. Ich möchte ihm gerne sagen, dass ich ihn süß finde und dass er mich mehr zum Lachen bringt als irgendein anderer Mann zuvor, doch die Vorstellung, meine Gefühle laut zu äußern, verursacht mir Übelkeit. Schieben Sie es auf mein törichtes Liebesgeständnis, das ich Rick gemacht habe, schieben Sie es auf jahrelang einstudierte Verhaltensmuster in Beziehungen, schieben Sie es worauf Sie wollen, aber ich kann einfach nicht. Also küsse ich stattdessen weiter seine Hand und hoffe auf einen Themenwechsel.
» Erzähl mir von dem Kerl, dem du den Wein ins Gesicht geschüttet hast«, sagt Jake.
Warum ausgerechnet dieses Thema? Ich drücke stöhnend meine Stirn an seine Brust, damit er mein Gesicht nicht sehen kann. » Wir hatten eine Beziehung letztes Jahr. Das ist der Pink-Lady-Kerl. Ich bin nicht stolz darauf. Er ist, ähm, ein Arschloch.«
» Ich habe mich schon gefragt, ob er das war. Mitch meinte, wahrscheinlich ja.«
» Mitch ist ein schlimmes Klatschmaul«, schimpfe ich.
Jake nickt. » Er hat mir erzählt, dass er deinen Ex noch nie leiden konnte.«
» Und warum hat er mir das nie gesagt?«, entgegne ich.
» Wahrscheinlich hält er sich aus solchen Sachen grundsätzlich heraus. So mache ich das auch bei Freunden, die in einer schlechten Beziehung leben.«
» Ach du Schande«, erwidere ich. Schlechte Beziehungen. Oh Gott. Ich seufze. » Tja, ich hätte meinen Ex schon vorher längst durchschauen müssen. Aber das habe ich nicht getan. Ich bin manchmal nicht sehr gut darin, andere Menschen richtig
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