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Männerfrei: Roman (German Edition)

Männerfrei: Roman (German Edition)

Titel: Männerfrei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Burgess
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New York– erholt sich nicht wirklich davon. Kate hat Angst, dass uns irgendeiner zugehört haben könnte, und verstummt fast ganz. Ich habe einen richtig schlimmen, kaum unterdrückten Lachanfall, und aus irgendeinem Grund kann ich nicht auf Kates Frühstück schauen, ohne wieder die Beherrschung zu verlieren.
    Nach dem Frühstück beschließen wir, die Gedenkstätte am Ground Zero zu besichtigen. Zugegeben, ein ernüchterndes Ziel für ein unbeschwertes Wochenende in New York, doch wir finden alle, dass es ein Zeichen von Respekt und daher wichtig ist. Und da es im Leben nicht mehr viel gibt, was wichtig ist und Respekt verdient, werden Sie das aushalten müssen.
    Bloomies Cousin war in einem der Türme, und ihm gelang gerade noch rechtzeitig die Flucht, bevor er einstürzte, aber die meisten seiner Kollegen haben es nicht geschafft. Was für eine schreckliche Art zu sterben. Bei der Erinnerung an die Bilder im Fernsehen dreht sich mir noch immer der Magen um. Ich hatte kurz vor 9 / 11 meinen ersten Job angefangen. In London war es ungefähr vierzehn Uhr, und wir drängelten uns alle im Konferenzraum, um die Bilder zu verfolgen. Abends war ich in meinem Yoga-Kurs– eine völlig untypische Reaktion von mir, doch ich wusste nicht, was ich sonst mit mir anfangen sollte. Das war in meinem ersten Jahr, als Kate und Bloomie noch nicht in London wohnten–, und alle weinten. Die Lehrerin schlug vor, eine Schweigeminute einzulegen und an die Familien und die Freunde der Opfer zu denken. Also saßen wir zusammen, in einem abgedunkelten Raum, und heulten.
    Nach diesem düsteren Anblick machen wir uns eine Stunde später auf den Rückweg nach Soho und trinken unterwegs einen Kaffee, während wir unsere Möglichkeiten diskutieren.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich den restlichen Vormittag schildern soll oder nicht. Ich denke nicht, da es ein wenig langweilig werden könnte, wenn Sie sich nicht so sehr für Mode interessieren. Darum werde ich einfach nur die Geschäfte aufzählen, die wir in keiner besonderen Reihenfolge abgeklappert haben, und wenn es Sie wirklich interessiert und Sie das nächste Mal in New York sind, dann können Sie sich selbst ein Bild davon machen: Theory, MAC, J Crew, Banana Republic, Barney’s Co-op, Atrium, Sephora, Ricky’s, Bloomingdale’s, der MoMA-Shop und eine Reihe andere Boutiquen in Soho, die nicht nach einer Modemarke benannt sind, weil sie zu cool sind.
    Die Shopping-Götter sind uns wohlgesinnt. Ich erstehe ein paar günstige Teile, aber mir wird bewusst, dass ich es vor allem genieße, Zeit mit meinen beiden besten Freundinnen in New York zu verbringen, unabhängig vom Shoppen. Ist das nicht bizarr?
    Gegen vierzehn Uhr beschließen wir, etwas zu essen. Kate schleppt uns in die Pearl Oyster Bar, wo wir freie Plätze an der Theke ergattern.
    » Unglaublich, wie lecker die Küche hier ist«, sagt Bloomie, den Mund voll mit Brot, Hummer und Pommes frites.
    » Finde ich auch«, seufze ich glücklich.
    » Vielleicht könnte ich so etwas Ähnliches in London aufmachen, wenn ich meinen Job hinter mir habe«, meint Kate nachdenklich. Sie sieht uns an. » Hab nur laut gedacht.«
    Mein Handy piept. Es ist Rob, der Amerikaner, der uns die Details zu der Party heute Abend simst. Ich beratschlage mich mit den Mädels und antworte ihm, dass wir gegen zehn Uhr da sein werden. Wir beenden den Lunch mit dem besten Eisbecher, den ich in meinem ganzen Leben gegessen habe, bezahlen die Rechnung und schlendern mit unseren Einkaufstüten die Cornelia Street entlang und kommen dann auf die Bleecker Street. Bloomie bleibt ein Stück zurück, um Eugene für ein schnelles » Ich liebe dich« anzurufen, während Kate und ich langsam weitergehen und die Leute in nachdenklichem Schweigen beobachten. Wir sehen so viele große, glamouröse Frauen in hohen Absätzen, dass ich mich inspiriert fühle, von nun an auch jeden Tag hohe Absätze anzuziehen.
    Uns tun allmählich die Füße weh, doch wir haben keine Lust, ins Hotel zurückzukehren und auch nur eine Minute des Tages zu verschwenden. Und New York– ja, ja, das sagt jeder, aber es ist wahr– hat so viel Energie, dass man sie irgendwie aufsaugt. Die Stadt gibt mir ein seltsames, aufgeregtes Gefühl, als wäre alles möglich und als könne man nie wissen, was hinter der nächsten Ecke wartet. Bei diesem Gedanken mache ich einen kurzen Hüpfer. Das Problem mit Jake ist noch nicht gelöst, tatsächlich ist es ziemlich verfahren, und trotzdem ist mein Leben schön.

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