Männerfrei: Roman (German Edition)
Mit Jake zusammen zu sein war überraschend, unvorhersehbar und witzig auf die bestmögliche Art. Immer wenn ich ihm begegnet bin, war er ehrlich und aufrichtig und freundlich zu mir und den anderen. Und ich habe ihn als einen nicht vertrauenswürdigen Arsch und Scheißkerl beschimpft und aus meinem Zimmer geworfen.
» Ich glaube, er ist viel netter und freundlicher und schlauer als ich«, sage ich traurig.
Bloomie und Kate sitzen still da und warten, dass ich weiterrede.
» Ihr dürft mir gerne widersprechen, Mädels«, füge ich hinzu, und wir lachen alle.
» Gott, das ist ein ganz schön ernstes Thema um Viertel nach sechs am frühen Morgen. Lasst uns einfach ein wenig… chillen.« Ich lasse mich auf den Rücken plumpsen. Wie bringe ich das in Ordnung? Ich kann nicht. Ich kann das nicht in Ordnung bringen. Er ist hier mit einer anderen Frau, und ich kann es nicht in Ordnung bringen, und selbst wenn ich die Chance hätte, ihn zu fragen, ob er mir noch eine Chance gibt, oder besser gesagt eine erste Chance, wird er mich abblitzen lassen. Also wozu die Mühe.
» Das war’s? Das ist alles, was du dazu zu sagen hast«, fragt Bloomie.
» Ja, für den Moment schon«, sage ich und schalte den Fernseher ein, wo The City läuft. Ich will nicht weiter darüber nachdenken. Ich will mir Olivia Palermos Frisur ansehen.
Wir trinken unseren Kaffee und beschließen, aufzustehen und die Stadt zu erkunden. Wir werden im La Bonbonniere frühstücken, einem winzigen, altmodischen Diner, das nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt ist. Draußen empfängt uns ein perfekter Frühsommermorgen, und selbst das Wetter ist beeindruckender und besser als in London: blauerer Himmel, strahlendere Sonne. Als wir die Washington Street in Richtung Eighth Avenue verlassen, sehe ich mich rasch nach Jake um.
» Er ist nicht hier«, beruhigt mich Bloomie.
» Lasst uns erst heute Abend wieder über das Thema reden«, sage ich. Ich will den Tag genießen. Ich möchte nicht, dass meine innere Stimme wieder mit mir zu sprechen beginnt.
Aber ich will mit dir über Jake und die Männerauszeit reden.
Ich sagte, ich will meinen Tag genießen, verdammt noch mal.
Schön.
Wir sind so früh unterwegs, dass es im La Bonbonniere erfreulicherweise nur halb voll ist und eine ruhige, friedliche Atmosphäre herrscht, während die Sonne durch die offenen Fenster hereinscheint. Ich möchte Pfannkuchen mit Ahornsirup und Speck. Das weiß ich bereits. Ich lasse den Blick zu den anderen Gästen schweifen und freue mich für sie, dass sie das Glück haben, im West Village zu leben und hier jeden Samstag frühstücken zu können. Diese Bastarde.
» Jelly Omelette. Das klingt wie eine Sexstellung«, meint Bloomie gedankenverloren, während sie die Karte studiert.
» Nein, tut es nicht. Du und deine schmutzige Fantasie«, erwidert Kate und blättert in ihrem Notizheft.
» Doch, tut es wohl. Du weißt schon, so wie der Angry Pirate«, kontert Bloomie.
» Jelly Omelette klingt eher schlapp als sexy…«, sage ich. » Was ist ein Angry Pirate?«, füge ich widerwillig hinzu, wie von mir erwartet wird. Ich weiß nicht, was das ist, aber es klingt nicht gut.
» Oh nein, bitte nicht hier…«, entgegnet Kate.
Bloomie beugt sich über den Tisch und bedeutet uns, dasselbe zu tun, dann flüstert sie: » Das ist, wenn der Mann, ähm, der Frau ins Auge spritzt und gegen das Schienbein tritt. Dann hält sie mit einer Hand ihr Auge und mit dem anderen ihr Schienbein, während sie herumhüpft und › ARGHHH! ‹ schreit. Wie ein wütender Pirat!«
Ich muss so sehr lachen, dass mir der letzte Schluck von meinem Latte– den ich ungefähr mitten im vorletzten Satz getrunken habe– aus der Nase herausläuft und ich mit der flachen Hand auf den Tisch schlage. Das ist das Widerlichste, was ich jemals gehört habe. Ich liebe es.
» Das ist das Widerlichste, was ich jemals gehört habe. Ich hasse es!«, flüstert Kate aufgebracht. Sie ist total entsetzt, oder zumindest tut sie so. Sie dreht sich zu mir. » Pscht! Wie kannst du darüber lachen? Das ist ekelhaft! Und frauenfeindlich!«
» Das ist LUSTIG!«, japse ich.
» Nun, es muss natürlich mindestens ein Penis beteiligt sein, Darling«, fährt Bloomie fort. » Aber es funktioniert auch für Schwule. Also ist es nicht wirklich frauenfeindlich.«
Ich muss jetzt so sehr lachen, dass mir die Tränen kommen und ich fast das Gleichgewicht auf meinem Stuhl verliere. Das Frühstück– obwohl es phänomenal gut ist, wie immer in
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