Männerfrei: Roman (German Edition)
hundemüde, und dabei muss ich nachher noch arbeiten…«
» Halt die Klappe, Bloomie!«, murmele ich, da ich sehe, dass Kate Tränen in den Augen hat.
» Ich überlege, ob ich gehen soll… Ich überlege, ob ich… alles hinschmeiße…«
» Was, die Beziehung mit Tray?«, frage ich.
Kate nickt. Dicke Kullertränen rollen über ihre Wangen. Ich krame nach einer Packung Taschentücher. Diese doofe Glückshandtasche, enthält nur unnützes Zeug.
» Ich kann einfach nicht mehr. Ich fühle mich so… gefangen. Nach unserem Essen neulich Abend, als wir über das Thema gesprochen haben, keine Ahnung… Ich glaube, als ich Tray kennenlernte, habe ich im Prinzip dasselbe gemacht wie du, nur statt einen Bogen um alle Männer zu machen, habe ich mich für den sichersten, langweiligsten Weg entschieden… Und jetzt ist alles so festgefahren… und so… langweilig… und wir wohnen zusammen…«
Kates Sätze sind ein wenig durcheinander und unter ihrem Schluchzen schwer zu verstehen. Ich habe sie seit Jahren nicht weinen sehen, und es macht mir irgendwie Angst.
» Wie lange hast du schon dieses Gefühl?«, hakt Bloomie nach. Wir tätscheln und streicheln Kate, als wäre sie ein Hund.
» Seit Monaten.« Kate holt zitternd Luft. » Seit Monaten. Aber dann kam Weihnachten und sein Geburtstag und der Urlaub, den wir schon gebucht hatten…«
» Du kannst nicht in einer unglücklichen Beziehung bleiben, nur weil ihr einen Urlaub gebucht habt«, sagt Bloomie.
» Und dann war ich zu Hause bei meinen Eltern, und plötzlich konnte ich an nichts anderes mehr denken, und ich habe mit Mum geredet, und sie hat gesagt, dass dieses Gefühl völlig normal wäre und gar nicht so schlimm…«
» Das stimmt nicht!«, rufen Bloomie und ich unisono.
» Und dann gibt es wiederum Tage, an denen ich denke, er ist so lieb und so klug und ich hätte es schlechter erwischen können und dass alle anderen Männer auf der Welt mir nur das Herz brechen würden wie all die Arschlöcher vorher. Also was soll’s, dass ich nicht mehr so auf ihn abfahre und er nicht gern redet und keinen Spaß hat an den Dingen, die mir Spaß machen. Ich muss endlich erwachsen werden und begreifen, dass das Leben nicht nur aus Spaß und Abenteuern besteht.«
Ach nein?, denke ich im Stillen.
» Er redet nicht gern?«, fragt Bloomie.
» Doch, schon… Ich meine, äh, nur nicht so oft wie ich. Wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, redet er am liebsten… gar nicht. Ich weiß ja, dass er beruflich viel Stress hat und so, aber Herrgott noch mal! Er sagt einfach nichts. Nicht ein Wort. Den ganzen Abend nicht. Außerdem geht er im Urlaub am liebsten wandern, und er weiß wahrscheinlich gar nicht, wie man lacht.«
Es sieht Kate nicht ähnlich zu fluchen, während sie nun scheinbar mit sich selbst spricht. » Aber das ist ja alles nicht schlimm! Ich bin so ein Miststück, weil ich kein gutes Haar an ihm lasse.«
» Oh Darling, du bist kein Miststück«, sagt Bloomie. » Es ist ganz normal, dass du dir einen Partner wünschst, der, du weißt schon, gut zu dir passt. Einen, mit dem man lachen kann, mit dem man wenigstens ein paar Gemeinsamkeiten hat, der einen so akzeptiert, wie man ist, und vergöttert.«
Kate nickt und seufzt. Ich sehe Bloomie ungläubig an. Akzeptanz und Vergötterung? Das klingt erstaunlich. Das hatte ich nie. Echt nicht. Ich kann mir das auch gar nicht vorstellen. Ich frage mich, ob Bloomie das mit Eugene hat. Ich frage mich, ob ich überhaupt dazu fähig wäre. Ich gebe mir innerlich einen Ruck. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über meine dumme Beziehungsuntauglichkeit nachzudenken. Kate braucht uns.
» Kate…«, beginne ich. » Hast du mit Tray jemals darüber gesprochen?«
» Soll das ein Scherz sein?«, entgegnet sie. » Das würde ihm das Herz brechen. Aber im Grunde weiß ich, dass es nur eine Lösung gibt. Ich muss ihn verlassen… Ich will ihn nicht heiraten. Außerdem glaube ich, er will mich auch nicht heiraten. Er hat jedenfalls nie davon gesprochen. Hilfe, bei der bloßen Vorstellung habe ich das Gefühl zu ersticken… Was haben wir uns nur dabei gedacht, als wir zusammengezogen sind?«
Bloomie und ich nicken gleichzeitig.
» Außerdem läuft es auch sonst nicht gut. Unsere Firma baut Arbeitsplätze ab, und jeder hat eine Scheißangst, dass es ihn als Nächsten erwischt. Ganz miese Stimmung. Normalerweise würde ich mich furchtbar darüber aufregen, aber es lässt mich kalt. Es gibt nichts, was mich wirklich tangiert.
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