Männerfrei: Roman (German Edition)
geröteten Gesicht von seinen Bartstoppeln aufwachen und einen Morgenquickie machen. Ihn-morgens-um-vier-wecken-Sex, weil man nicht schlafen kann. Sex eben.«
Wir sitzen ein paar Minuten schweigend da. Wieder erhebt das Thema » Sex« sein hässliches, äh, Haupt. Was gibt es im Leben eines Single, das Sex schlägt?
» Wissen, dass man nicht abserviert wird«, sage ich. » Nicht ewig auf seinen Anruf warten. Nicht jede SMS und jede E-Mail analysieren. Sich keine Sorgen machen, dass man an den Falschen geraten ist. Nicht wegen einem Vollidioten durchdrehen.«
Kate und Bloomie starren mich leicht überwältigt an. Ich habe meine kleine Rede mit etwas mehr Nachdruck vorgetragen als angemessen, wohl wahr. Bloomie will etwas sagen, als Kate plötzlich laut keucht und zischt: » Rick! Rick! Rick! Hinter dir. Hinter dir.«
Ich zucke zusammen, und mein erster Gedanke ist: » Ich kann Rick nicht unter die Augen treten. Ich sehe beschissen aus.« Ich habe mir nicht einmal die Mühe gemacht, mein Make-up nach meinem kleinen Wodka-Erstickungsanfall zu überprüfen. Bloomie ist sogar noch schneller als ich. Sie wirft mir ihren prall gefüllten Schminkbeutel in den Schoß und zischt: » Ab zur Toilette. Sofort. Geh. Geh.« Ich stehe auf, ohne meine Beine durchzustrecken oder den Kopf zu heben, und eile zur Toilette, den Schminkbeutel fest unter den Arm geklemmt. Oh mein Gott, Rick.
Ich weiß, was Sie jetzt denken. Und, Hand aufs Herz, ich erkläre hiermit, dass ich ihn natürlich weder zurückhaben möchte noch ihn mag oder heimlich Gefühle für ihn hege. Außerdem mache ich gerade eine Männerpause, schon vergessen? Ich schwöre, dass ich ihn nicht nehmen würde, selbst wenn er mich zurückhaben wollte. Wenn ich überhaupt noch einen Gedanken an ihn verschwende, was selten genug vorkommt, dann spüre ich nichts als tiefen, selbstgerechten Zorn, weil er es gewagt hat, mich so schlecht zu behandeln. Denke ich an mein armes kleines Ich, das er rücksichtslos manipuliert hat, und an meine verzweifelte Hoffnung, dass alles besser wird, und an seine brutale Hinhaltetaktik, dann kommt es mir vor, als wäre das einer anderen passiert. Trotzdem hat sie es nicht verdient, so mies behandelt zu werden. Genauso wenig hat sie es verdient, dass ihr » Ich liebe dich« unerwidert bleibt und sie ihn zu allem Überfluss mit einer Pink Lady im Bett erwischt. Mir steigt die Zornesröte ins Gesicht, wenn ich nur daran denke.
Aber will ich mich wirklich bei unserem ersten posttraumatischen Wiedersehen von meiner besten Seite präsentieren? Verfluchte Kacke, ja.
Gesegnet sei der Mensch, der für die dezente Beleuchtung auf der Toilette verantwortlich ist, und gesegnet sei Bloomie für ihr erstklassiges Reparaturwerkzeug: Ihr Schminkbeutel lässt keine Wünsche offen. Drei Minuten bürsten, abdecken, pudern, Kajalstrich und Lipgloss, und im Spiegel bin noch immer ich zu sehen, nur viel besser. Was würden wir bloß ohne Schminkzeug machen? Ich meine, ernsthaft.
Ich zeige auf mein Spiegelbild. Sei selbstbewusst. Sei kühl. Vergiss nicht, er ist ein Scheißkerl. Er soll nicht auf die Idee kommen, dass er dir irgendetwas bedeutet hat. Außerdem hast du Männerpause und stehst weit über so einem Mist.
Als ich die Treppe in den Restaurantbereich hochgehe, sehe ich, dass Rick sich am Tisch mit Bloomie und Kate unterhält. Er trägt einen recht schicken dunkelblauen Anzug. Er hat oft Dunkelblau getragen, als wir zusammen waren. Einmal meinte er, das würde seine haselnussbraunen Augen betonen, was mir damals schon seltsam eitel für einen Mann vorkam.
Oh Scheiße, er ist es wirklich.
Adieu, selbstgerechter Zorn. Bonjour, nackte Angst. Um Gottes willen. Ich kann nicht glauben, dass ich gleich mit Rick reden werde. Das letzte Mal, als wir miteinander gesprochen haben, war ich weder ruhig noch hatte ich mich unter Kontrolle. Und seine letzten Worte waren: » Ich liebe dich nicht, und ich will dich nicht mehr haben.« Und das, nachdem er mich betrogen hat, BETROGEN, mit einer Pink Lady, vor meinen Augen. Arschlochwichserhurensohn. Ich hasse ihn dafür, dass er mir das angetan hat.
Aber ich werde ihm keine Szene machen. Das habe ich nicht nötig. Ich bin ganz ruhig. Mantra, übernehmen Sie.
Ich erreiche unseren Tisch. Mein Herz rast, und ich glaube, meine Hände zittern, weshalb ich den Schminkbeutel hinter meinem Rücken halte. Was soll ich zu ihm sagen? Ich möchte einen höflichen, distanzierten und würdevollen Eindruck machen. Ja. Ich habe mich
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