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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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fliegen und nicht mehr Vanessa. Anweisung von ganz oben! Ich habe ein bisschen verhandelt da drüben im Sender«, verkünde ich in geschäftsmäßigem Ton.
    Zwanzig Sekunden lang sagt keiner von uns ein Wort, dann fangen wir alle gleichzeitig an zu kreischen. Ich springe von der Couch auf, wir umarmen uns, kreischen weiter und hüpfen gemeinsam im Kreis. Ich bin überglücklich, dass ich auch mal etwas für Leonie und Manuel tun konnte. Normalerweise retten sie immer nur mich , und nun kann ich mich endlich mal revanchieren! Die beiden sind außer Rand und Band, und ich freue mich mit ihnen. Zehn Minuten später bekommt keiner von uns mehr Luft, und wir lassen uns schweißnass und mit beinahe explodierenden Herzen auf den Wohnzimmerboden fallen. Keuchend liegen wir auf dem Teppich und starren gedankenverloren auf die nicht unbedingt taufrisch gestrichene Decke. Am liebsten würde ich jetzt Tom anrufen und ihm die Neuigkeiten erzählen, doch im nächsten Moment wird mir klar, wie absurd das ist. Mit einem Schlag bin ich todmüde, und jegliche Euphorie ist verflogen.
    »Hast du uns gerade nur verarscht?«, schreckt Manuel hoch und schaut mich zweifelnd an.
    Auch Leonie blickt zu mir und legt die Stirn in Falten.
    »Nein, ich kann es selbst nicht fassen«, antworte ich gähnend und schließe die Augen. »Morgen moderiere ich meine erste Sendung. Keine Ahnung, wie das gehen soll. Um halb neun muss ich jedenfalls im Sender sein«, murmele ich.
    »Darauf müssen wir unbedingt anstoßen!«, bestimmt Manuel und steht auf, um eine Flasche aus der Küche zu holen.
    »Ich bringe die Gläser«, höre ich Leonie sagen und spüre, wie sie neben mir aufsteht.
    Ich bleibe mit geschlossenen Augen liegen. Das Ploppen des Korkens aus der Küche höre ich noch, dann schlafe ich ein.

Geflasht!
    Shoppingbeutetagebuch:
    Neue Kleider, Designeroutfits und bunte KnallfarbenBlazer: ca. 300 bis 500 (gefühlt)
    Neue Schuhe in allen erdenklichen Farben, Formen und Höhen: ca. 800 (gefühlt)
    Neue Lidschatten, Lippenstifte und Rougetiegelchen: ca. 1000 (gefühlt)
    Wow! Falls es irgendwo einen Modehimmel gibt und man diesen nur mit Eintrittskarte betreten kann, dann weiß ich ab heute, wer im Besitz dieser Tickets ist: Fernsehmoderatorinnen!
    Von nun an habe ich im Sender eine eigene Garderobe, in der ausschließlich Klamotten hängen, die für mich bestimmt sind. Darunter sind ganz zauberhafte Kleider, stylische Jeans, Miniröcke und Blazer, dazu unzählige Paar Schuhe – alle nagelneu und in meiner Größe. Keine Ahnung, wo die Mädels vom Stylingteam das alles so schnell hergezaubert haben, aber ich schätze, es war von Vorteil, dass gerade erst die Fashion Week hier stattgefunden hat.
    Vor einem riesigen Schminkspiegel liegen sauber ausgebreitet unzählige Make-up-Produkte, die angeblich alle genau auf meinen Teint und meine Augenfarbe abgestimmt sind. Als ich mich in dem Stuhl vor dem Spiegel niederlasse, fühle ich mich wie eine richtige Prinzessin. Sofort bringt mir jemand eine Flasche Evian (natürlich ein Tipp von Manuel: Niemals vor einer Moderation Wasser mit Kohlensäure trinken oder, in seinen Worten: »Die einzige Moderatorin, die ungestraft im deutschen Fernsehen rülpsen darf, ist Anke Engelke, und die hat lange genug dafür gearbeitet, chica !«).
    Bevor ich dazu komme, etwas zu trinken, trägt Louisa, eine blonde Stylistin, die geschätzte fünfunddreißig Kilo wiegt und nur unwesentlich größer als ein Hobbit ist, mir eine Gesichtspflege auf. Dabei erzählt sie mir den neuesten Klatsch von der Fashion Week, und ich muss sagen, ich liebe sie jetzt schon! Vor allem weil sie sich redlich bemüht, Gerüchte zu finden, ich denen weder ich noch Tom vorkommen, und davon gibt es momentan wahrlich nicht viele.
    Beim Gedanken an Tom wird mir sofort wieder ganz flau im Magen. Meine Wut auf ihn ist über Nacht fast komplett verflogen, und ich bin einfach nur traurig, dass er nicht bei mir ist. Er fehlt mir. Das alles hier, der Sender, die Menschen, das haben wir die ganze Zeit zusammen erlebt. Das war unsere gemeinsame Welt. Dass er von jetzt auf gleich kein Teil dieser Welt mehr sein soll, will mir einfach nicht in den Kopf. Am liebsten würde ich ein Foto von den Schuhen und Klamotten machen, es ihm schicken und gemeinsam mit ihm Witze darüber reißen, wie crazy das alles ist. Doch gerade als ich so richtig schön in Selbstmitleid und Herzschmerz versinke, reißt mich eine männliche Stimme aus meinen Gedanken.
    »Ist das dahinten in

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