Maennerschlussverkauf - Roman

zusammensinkt.
    »Aha«, ist alles, was ich dazu sagen kann. Das ist mir gerade alles ein bisschen zu viel.
    »Kann ich eine Nacht drüber schlafen?«, versuche ich etwas Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, woraufhin die Vampirella schon wieder zusammenzuckt.
    »Natürlich«, beantwortet der Vice President meine Frage. »Es ist nur so …«, fährt er fort, und ich schaue ihn mit fragenden Augen an. Sätze, die so beginnen, enden in der Regel nie gut.
    »Die erste Sendung, die Sie moderieren würden, wäre bereits morgen, und wir müssten heute die Pressemitteilung rausgeben. Das heißt, das mit der Bedenkzeit gestaltet sich ein klein wenig schwierig. Ganz unter uns, also so eine Chance … Ich habe noch nie jemanden erlebt, der da erst drüber schlafen musste«, fügt er an und zwinkert mir zu.
    »Morgen die erste Sendung???«, keuche ich nun richtig schockiert.
    Die Runde schweigt betreten. Bis auf den Vice President, der nickt.
    »Was, wenn ich nein sage?«, frage ich und drehe die Beine schnell genug zur Seite, um dem Tritt der Vampirella auszuweichen.
    »Vielleicht sollten wir an diesem Punkt über Ihr neues Gehalt sprechen«, meldet sich zum ersten Mal der Vorstandsvorsitzende zu Wort.
    Als mir der Geschäftsführer kurz darauf ein Blatt Papier mit vielen Zahlen hinschiebt, wird mir klar, wie dringend der Sender eine neue Moderatorin oder vielmehr mich braucht.
    »Tom hat wirklich gekündigt?«, frage ich noch mal und schaue die Vampirella an.
    Sie nickt.
    »Und sein Wechsel zu den Öffentlich-rechtlichen steht schon lange fest?«, bohre ich nach.
    Sie nickt wieder.
    Ich kann immer noch nicht glauben, dass Tom mich die ganze Zeit angelogen hat. Das erste Mal seit Stunden habe ich kein schlechtes Gewissen, sondern bin ziemlich sauer und verletzt. Mich ignoriert er wegen einer unglücklichen Brötchenauswahl völlig, will nicht mal mehr ein Wort mit mir sprechen, und dabei hat er mich die ganze letzte Zeit angelogen! Wie oft haben wir über die große Sendung und die Zukunft gesprochen, und dabei wusste er längst, dass er sowieso den Sender wechseln wird??? In was für einen Film bin ich denn da bitte schön reingeraten? Dann denke ich das erste Mal darüber nach, wie es wohl wäre, wenn ich mich beruflich ein klein wenig verändern würde. Immerhin könnte ich damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits eine neue Karriere starten und gleichzeitig dem heimlichen neuen Tagesschau -Sprecher jeden Tag zeigen, was er so alles verpasst …
    »Ein, zwei Bedingungen hätte ich da schon noch«, setze ich an. Da ich mir der Aufmerksamkeit meiner Gesprächspartner sofort zu eintausend Prozent sicher sein kann, versuche ich wenigstens dieses eine Mal etwas richtig zu machen.
    Als ich anstrengende vier Stunden später die Haustür aufschließe, stehen Leonie und Manuel wie Zinnsoldaten im Flur. Alex ist anscheinend inzwischen zu sich gefahren. Das wundert mich nicht, immerhin ist er der Einzige von uns mit einem seriösen Job. Meine beiden Mitbewohner dagegen platzen fast vor Neugierde und haben nichts anderes im Kopf, als endlich die Neuigkeiten aus mir herauszuquetschen.
    »Uuund?« Manuel hält mein Schweigen nicht länger aus, und auch Leonie beißt sich vor Spannung auf die Lippe, die bereits weiß angelaufen ist.
    »Tom wird der neue Tagesschau -Sprecher und verlässt den Sender«, verkünde ich.
    »Waaaas???« Der Leonie-und-Manuel-Synchron-Chor funktioniert wie immer tadellos.
    »Aaaaber … wer moderiert dann Flash! ?«, fragt Manuel.
    »Ich«, antworte ich schulterzuckend und marschiere an den beiden sprachlosen Zinnsoldaten vorbei, um mir in der Küche eine Cola light aus dem Kühlschrank zu holen. Mit der Flasche in der Hand marschiere ich weiter ins Wohnzimmer und lasse mich erschöpft auf die Couch fallen.
    Die beiden trippeln mir aufgeregt hinterher. Ich bin gespannt, wie sie auf die weiteren Neuigkeiten reagieren werden, die ich gleich zu verkünden habe. Obwohl, eigentlich weiß ich es jetzt schon. Sie werden ausflippen!
    »Ist das dein Ernst???« Wie immer hat Leonie als Erste zur Sprache zurückgefunden.
    »Jep«, antworte ich betont lässig.
    »Ach so … Und du , meine Süße, bist ab sofort Chefin vom Dienst und keine leitende Redakteurin mehr. Deine Beförderung stand laut Vampirella sowieso gerade an. Gratulation! Und du «, ich wende mich an Manuel, »ich hoffe, die Bezeichnung Chefreporter entspricht deinen Vorstellungen. Ach so … zur Oscar-Verleihung darfst du künftig auch