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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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machen, bevor die Sendung beginnt, die live (schluck!) gesendet wird. Ich glaube, das mit der Generalprobe sollte mich beruhigen und mir Sicherheit geben, aber leider ist genau das Gegenteil der Fall.
    Sobald alle Augen auf mir ruhen und ich meine Texte sprechen soll, bin ich total durch den Wind, bringe die Wörter durcheinander und stammele nur noch peinlich herum. Kurzum: Ich bin ein Totalausfall! Je mehr Fehler ich mache, desto angespannter werden die Gesichter der anderen um mich herum. Sogar Leonie bekommt Sorgenfalten, wenn sie denkt, dass ich sie gerade nicht ansehe. Wenigstens ist die Vampirella während den Proben noch nicht am Set, sonst hätte sie längst Hackfleisch aus mir gemacht!
    Sie kommt erst fünf Minuten vor der Sendung ins Studio, als ich gerade nachgeschminkt werde. Alle klopfen mir auf die Schulter und wünschen mir mit fröhlich-angespannter Miene Hals- und Beinbruch. Ein Kameramann meint sogar, dass die erste Moderation sowieso die schwierigste sei und meistens schiefgehe. Das wüssten der Vorstand und »die ganzen anderen Großkopferten«, weshalb sie nicht so streng in ihrem Urteil seien. Wahrscheinlich hat er es wirklich nett gemeint und wollte mich nur beruhigen, aber mir noch mal ins Bewusstsein zu rufen, wer diese Sendung heute alles ganz genau anschauen und mich bewerten wird … allzu sehr beruhigt mich dieses Wissen jetzt nicht gerade! Ganz im Gegenteil.
    Aufgeregt schnappe ich nach Luft, und während Louisa hektisch nach dem Rouge sucht, laufe ich kalkweiß an. Meine Schnappatmung steigert sich von Sekunde zu Sekunde ins Unermessliche. Ich hole ähnlich verzweifelt Luft wie ein Fisch an Land und sehe dabei vermutlich ähnlich dämlich aus. Aber ich kann nichts dagegen tun … Ich habe Panik !
    »Ganz ruhig, chica . Das wird schon.«
    Ich spüre eine warme Hand auf meinem Rücken und sehe in Manuels warme, freundliche und – Gott sei Dank nicht nur aufgesetzt – zuversichtliche Augen.
    »Du kannst das. Du hast schon viel brenzligere Situationen gemeistert. Wenn dich die Karten nerven, dann schau sie einfach nicht an. Wir sind vorhin jeden einzelnen Beitrag durchgegangen. Du weißt genau, worum es geht, und du kennst die Moderationen inzwischen auswendig! Lass dich von ein paar blöden Karten nicht nervös machen. Falls es doch schiefgeht, dann schnappen wir uns nachher ein Taxi, düsen zum Flughafen und nehmen die nächste Maschine nach Mallorca in die Finca meiner Eltern! Ich könnte sowieso mal wieder ein bisschen Farbe im Gesicht vertragen!«, flüstert er mir ins Ohr, und ich entspanne mich ein wenig.
    Eigentlich hat er recht. Ich moderiere Flash! , die Sendung, für die ich seit Monaten arbeite! Ich kenne jeden einzelnen Beitrag, ich weiß genau, worum es geht, und das erzähle ich jetzt einfach den Zuschauern. Eigentlich keine große Kunst, oder?
    Zumindest rede ich mir das halbwegs erfolgreich ein, während ich endlich im Studio mitten im Scheinwerferlicht stehe und wieder mal darauf warte, dass die Sekunden heruntergezählt werden.
    Als es dann wirklich losgeht, passiert tatsächlich erneut ein kleines Wunder. Wie schon bei der Fashion Week stelle ich mir vor, dass Tom neben mir steht, und auch dieses Mal beruhigt mich seine, wenn auch nur eingebildete, Anwesenheit sofort. Ich begrüße die Zuschauer, erzähle ihnen, worum es im ersten Beitrag geht und was meiner Meinung nach darin besonders spannend ist. Plötzlich verstehe ich, was Tom mit »authentisch« gemeint hat. Denn ganz ehrlich, die meiste Zeit meines bisherigen Lebens war ich eine von denen, die vor dem Fernseher sitzen. Insofern sind »die Zuschauer« für mich keine fremden, obskuren Wesen von einem anderen Stern, sondern ich bin eine von ihnen und erzähle ihnen ein bisschen was über die Sendung. Irgendwie scheint das zu funktionieren.
    Als nach sechzig Minuten das Kameralicht ausgeht, klatschen zumindest alle um mich herum und sehen ehrlich erleichtert aus. Leonie stürmt zu mir nach vorn und knutscht mich von unten bis oben ab, und auch Manuel umarmt mich stürmisch. Bevor die »offizielleren« Mitarbeiter mir gratulieren, flüstert mein Mitbewohner mir noch ins Ohr, dass wir ein anderes Mal nach Mallorca fliegen müssen, und erst in dem Moment überkommt mich eine riesengroße Erleichterung. Ich bin doch kein schmarotzender Vollidiot, der sich als Moderatorin verkleidet hat. Offenbar kann ich das, was ich da tue, tatsächlich ganz gut! Warum und wieso auch immer – es hat funktioniert!
    Als ich kurz

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