Maennerschlussverkauf - Roman
bis auf drei Ausnahmen, die es nicht in meiner Größe gab – alle Schuhe aus dem Store anprobiert und mit Leonies und Manuels Hilfe den Favoritenkreis auf fünf Paare eingeschränkt. Aber die sind alle so fantastisch, dass ich keine Ahnung habe, wie ich es schaffen soll, mich auf eines davon festzulegen.
»Wenn wir Stacey Fairy wären, würden wir einfach alle nehmen«, philosophiert Leonie verträumt und schlüpft zum einhundertsten Mal in ihr Lieblingspaar.
Gott sei Dank hat sie eine andere Schuhgröße als ich, schießt es mir durch den Kopf, als ich den verträumt-verliebten Blick sehe, mit dem sie auch meine Auswahl mustert.
»Mädels, manchmal im Leben muss man eben knallharte Entscheidungen treffen! Da kommt man nicht drum herum, dieser Herausforderung muss man sich stellen, offen auf sie zugehen und sich für die besten entsch… Huch!«, unterbricht Manuel seinen Vortrag, wirft sich wie ein Militärauskundschafter der Special Forces auf den Boden und robbt hinter den Berg Kartons, die sich mittlerweile zu meinen Füßen stapeln. Entsetzt schaue ich zu ihm hinunter und frage mich, ob das wieder eines seiner Ich-teste-Anna-Spielchen ist.
»Oje«, seufzt nun aber auch Leonie, und da ich überhaupt nichts mehr verstehe, folge ich ihrem Blick zur Tür. Dort steht ein sehr gut aussehender junger Mann im Anzug, an seiner Seite eine nicht minder junge und gut aussehende Frau, die beim Anblick der zahlreichen Schuhe begeistert zu quieken anfängt. »Das ist Alex, Manuels Ex«, wispert Leonie mir zu.
»Der Typ, den er betrogen hat?«, frage ich nicht ganz so leise, dafür umso schockierter zurück und werde prompt von unten in die Wade gezwickt, woraufhin die Mitte des Kartonstapels leicht zu wackeln beginnt.
Alex, wie ich inzwischen erfahren habe, und seine hübsche Begleitung laufen derweil immer weiter in den Laden hinein und bewegen sich damit zwangsläufig auf uns zu. Leonie betrachtet hochinteressiert den Schuh an ihrem Fuß und vermeidet es krampfhaft, aufzusehen, doch es nützt nichts.
»Leonie, bist du das?« Es ist Alex, der direkt vor uns steht.
»Oh … Alex, was für eine nette Überraschung!«, antwortet Leonie in deutlich überhöhter Stimmlage und dreht sich ihm zu, möglichst weit weg von den Schuhkartons.
»Das ist Anna, eine neue Kollegin von Flash! und meine beste Freundin. Wir shoppen gerade … Schuhe!«, schiebt sie hektisch hinterher.
Ich hebe zum Gruß kurz die Hand und lächele den Exverlobten von Manuel an. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie der Kartonstapel gefährlich zu schwanken beginnt.
»Ist Manuel nicht hier?«, fragt Alex in dem Moment ein wenig schüchtern, und als Leonie und ich daraufhin wie verrückt die Köpfe schütteln, meine ich, ein kurzes Aufblitzen von Enttäuschung in seinem Blick ausmachen zu können.
»Alex-Spatzi, komm doch mal her, ich habe ein ganz entzückendes Paar gefunden!«, flötet in dem Moment seine blonde Begleitung von hinten und wedelt mit einem Schuh vor ihrer Nase herum, das Leonie und ich gleich zu Beginn aussortiert haben.
»Entschuldigt bitte, meine Schwester sucht sich hier gerade ihr überteuertes Geburtstagsgeschenk aus … Also schön, Leonie, hat mich gefreut, dich zu sehen, und Anna, dich kennenzulernen! Viel Spaß euch noch«, er wendet sich zum Gehen, dreht sich dann noch einmal unschlüssig um. »Ach ja, Leonie, wenn du Manuel siehst, dann …«
»Ja?«, fragt Leonie hoffnungsvoll nach.
»Ach, nichts. Macht’s gut, ihr zwei«, entschließt Alex sich und läuft zurück zu seiner Schwester mit dem schlechten Geschmack.
Wir bleiben sitzen, wobei ich unauffällig versuche, den immer noch schwankenden Kartonstapel mit der Hand zu stützen.
»Was machen wir denn jetzt?«, wispere ich. Der Laden ist viel zu klein, als dass wir Manuel ungesehen an Alex vorbeimanövrieren könnten.
»Warten, bis er weg ist!«, zischt es aus den Kartons.
Mit einem Seitenblick auf die vor Begeisterung beinahe schaumsprühende Schwester von Alex meint Leonie recht trocken: »Das kann dauern.« Dabei seufzt sie laut.
Ich tue es ihr gleich und beschließe, dass ich, wenn wir schon hier festsitzen, wenigstens in Ruhe meine Schuhentscheidung treffen kann. Als ich nach unten schaue, denke ich, dass mir die silbernen Exemplare mit den Swarovski-Steinen, die ich im Moment trage, von Anfang an am besten gefallen haben. »Ich habe eine Entscheidung getroffen!«, setze ich gerade zur großen Verkündung an.
Da kommt auch schon einer der schleimigen
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