Maennerschlussverkauf - Roman
liebenswürdige Menschen mit lustigen Hüten auf dem Kopf uns Popcorn servieren, das ich freudig entgegennehme und sofort anfange zu futtern, auch wenn die liebenswürdigen Menschen nach meinem Kicheranfall (»Sooooo lustige Hüüüte!«) nicht mehr ganz so liebenswürdig sind. Tom jedenfalls ist umso liebenswürdiger und hilft mir sogar mit ausgeklügelten Atemübungen, meinen durch den Kicheranfall ausgelösten Schluckauf zu bekämpfen – leider ohne nennenswerten Erfolg.
Dann geht das Licht aus, und ein Typ im Anzug und mit Mikrofon beginnt auf einer Bühne vor der Kinoleinwand etwas über den Film zu erzählen.
»Gleich kommen die Hauptdarsteller und der Regisseur«, flüstert mir Tom zu, was ich mit einem begeisterten »Hicks!« kommentiere.
Das Ganze ist wirklich aufregend, denn wir sitzen in der zweiten Reihe und sind somit hautnah dran an den Stars.
» Ladies and gentlemen , hier sind sie, live und in Farbe … Wir sind sehr stolz, Ihnen heute drei fantastische Größen des Filmgeschäfts präsentieren zu dürfen, Miss Rihanna, Mister Ryan Reynolds und Mister Steven Spielberg!«, verkündet nun irgendein Big Boss des Filmverleihs.
Es folgen ein gigantischer Trommelwirbel sowie etliche Lichtblitze, und kurz darauf marschieren die drei Genannten unter ohrenbetäubendem Applaus tatsächlich auf die Bühne. Als sich der Beifall (ich bringe meine Begeisterung sowohl durch Händeklatschen als auch durch ein melodisches Hicksen zum Ausdruck) zehn Minuten später gelegt hat und die Fotografen nur noch hundert und nicht mehr tausend Mal pro Minute auf den Auslöser drücken, ergreift der Anzugträger mit dem Mikrofon wieder das Wort.
»Ryan, willkommen in München. Ich fange mal mit dir an. Mir ist zu Ohren gekommen, dass dieser Dreh etwas ganz Besonderes für dich war. Kannst du uns kurz erzählen, wieso?«
Gespannte Stille im Publikum. Alle warten auf eine Antwort des Weltstars, jeder will ihn natürlich unbedingt live und so laut wie möglich reden hören. Es ist so was von spannend.
» Well «, setzt Ryan an. Sein schwarzes Hemd steht ihm wirklich gut. Gerade will er erzählen, warum der Dreh für ihn ein ganz besonderer war, da unterbricht ihn ein laut durch den Saal hallendes Geräusch.
» HICKS !!!!!!!!«
Der Stargast stockt und schaut – komplett aus dem Konzept gebracht – verwundert in Richtung des Publikums.
Oh. mein. Gott. Erschrocken halte ich mir beide Hände vor den Mund und krümme mich in meinem Sessel zusammen. Der Saal beginnt zu wispern, und alle drehen sich suchend zu der Lärmquelle um.
Oh nein! Wieso passiert so was immer nur MIR ????????????????
Ich laufe knallrot an und wage es nicht, zu Tom hinüberzublicken, der sich jetzt wahrscheinlich am liebsten drei Reihen nach hinten setzen würde.
» Well «, nachdem keine weitere Störung zu hören ist, beginnt Ryan Reynolds von Neuem. Er betont, wie besonders die einzigartige Zusammenarbeit mit Rihanna für ihn war, doch besonders weit kommt er mit seiner Rede auch diesmal nicht.
» HICKS !! HICKS !!!«
Ich kann es selbst kaum glauben, aber es passiert tatsächlich! Ich habe Ryan Reynolds soeben zum zweiten Mal das Wort weggehickst!!! Um mich herum wird nun mehr als nur getuschelt, einige Gäste zeigen sogar mit dem Finger auf mich, und Ryan wirft sichtlich genervte Blicke in meine Richtung. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann fühlen, wie Tom beruhigend seine Hand auf meine legt, aber das macht alles nur noch schlimmer. Inzwischen kommen die Hickser in immer kürzeren Abständen, und je mehr ich mich bemühe, sie zu unterdrücken, desto lauter werden sie. Mir bleibt nur eine Wahl.
»Entschuldige mich, ich habe noch eine Verabredung!«, rufe ich Tom hektisch zu, entziehe ihm meine Hand und springe wie von der Tarantel gestochen von meinem Sitz auf. Ich greife nach meiner Tasche und trampele über unzählige Füße durch die Reihe nach draußen.
Hektisch trippele ich im Treppenhaus die Stufen hoch. Als ich gerade die Befürchtung habe, ich könnte überreagiert haben, höre ich hinter mir jemanden sagen: »Sieh einer an, die Rülpserin!«
Es ist Til Schweiger, der schräg hinter mir gesessen hat. Kein Wunder, dass er mich erkannt hat, denn ich stolpere im hellsten Scheinwerferlicht die Treppen hoch. Ziemlich deutlich vernehme ich nun lautes Gelächter, und sofort treten mir vor lauter Peinlichkeit Tränen in die Augen. Als ich endlich die rettende Tür erreicht habe und durch das Foyer stürme, höre ich hinter mir
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