Maennerschlussverkauf - Roman
meinen Namen.
»Anna! Anna, jetzt warte doch mal! So schlimm war das gar nicht!«
Tom rennt mir hinterher, aber er soll auf keinen Fall sehen, dass ich wie ein hysterisches Schulkind weine. Der Abend war auch so schon peinlich genug. Also renne ich nach draußen, springe wie im Film in ein wartendes Taxi und rufe dem Fahrer meine Adresse zu, der sofort losbraust. Als ich mich umdrehe, sehe ich Tom auf der Straße stehen, und am liebsten würde ich kehrtmachen, ihm alles erklären und mich entschuldigen. Aber das ist alles einfach zu peinlich. Das Schlimmste ist, dass ich beim Hinauseilen aus dem Kinosaal bei den Kamerateams Vanessa entdeckt habe, die mir hinterherschaute. Das Lächeln auf ihren Lippen macht mir mehr als alles andere klar, was nun auf mich zukommen wird.
Als ich zu Hause durch die Tür laufe, kommt jedoch erst mal etwas anderes auf mich zu. In der Küche sitzt eine heulende Leonie mit einer Flasche Tequila Gold. Der Yachtverkäufer hat sich wenig überraschend als Mistkerl entpuppt, genauer gesagt als ein Mistkerl mit Ehefrau, deren beste Freundin Stammgast im Acetaia ist, weshalb das romantische Date noch vor dem zweiten Zwischengang beendet war. Als ich Leonie meine Premierenerlebnisse erzähle, vergisst sie den Yachttypen aber ganz schnell und kann kaum glauben, was sie da hört.
»Ach, meine Süße, das war wahrscheinlich alles nur halb so schlimm. Morgen redet da kein Mensch mehr drüber!«, versucht sie mich zu trösten. Weil sie selbst nicht glaubt, was sie da sagt, schenkt sie uns noch einen Tequila ein, den wir beide sofort hinunterstürzen. Die Zitrone und das Salz werden wir einfach morgen essen.
Nachdem die Flasche gefühlte zehn Minuten später leer ist, kriechen wir erschöpft und volltrunken ins Bett und versuchen alles zu vergessen. Zumindest döse ich recht schnell ein und sinke in einen traumlosen Schlaf.
»Viva la noche!!!! Viva la fiesta!!! Viva l’amor!!! Viva l’amor!!!!!!«
WAAAAHHHH !!!
Panik!!!! Ruckartig richte ich mich in meinem Bett auf und schaue mich nach der Lärmquelle um. Im selben Moment durchzuckt mich ein heftiger Schmerzblitz, der sich in meinem Kopf festsetzt, und mein Magen beginnt sich zu drehen. Vorsichtig lasse ich mich zurück auf das Kissen gleiten und schließe wieder die Augen. Die wummernde Lärmquelle ist Manuels CD -Anlage, die er für sein allmorgendliches Bauch-Beine-Po-Workout aufdreht. Also kein Angriff von geschmacksirritierten Aliens mit Laserwaffen, das ist schon mal gut.
Vorsichtig öffne ich ein Auge und linse auf den Wecker: 11.54 Uhr. Das ist so weit auch kein Drama. Aber mein Kopf fühlt sich an, als hätten dort über Nacht zehn Elefanten Fußball gespielt. Und zwar mit Stollenschuhen! Vorsichtig beginne ich mir die Schläfen zu massieren und steche mich prompt an etwas Spitzem, das in meinem Haar steckt. Eine Haarnadel! Von denen haben Leonie und Manuel gestern so einige in meiner Frisur versenkt. Behutsam taste ich weiter und finde in meinen haarsprayverklebten Haarbüscheln noch mehrere Nadeln. Nachdem ich mir die fünfte aus den Strähnen gezogen habe, beginne ich mich langsam zu fragen, weshalb die Nadeln eigentlich noch in meinen Haaren sind. Habe ich die gestern nicht beim Abschminken im Bad rausgenommen? Oooh, sogleich schwant mir Böses.
Todesmutig und in Erduldung des schlimmsten Kopfschmerzes, den ich je hatte, werfe ich die Bettdecke zur Seite und krabbele langsam von der Matratze. Erst im Stehen realisiere ich, dass ich immer noch mein, also Leonies pinkfarbenes DKNY -Kleid trage, und nach einem Blick in den Spiegel habe ich die Gewissheit, dass meine Haare sich nicht nur anfühlen wie ein zerzaustes Vogelnest, sondern auch so aussehen. Die gute Nachricht ist, dass mein Gesicht hervorragend dazu passt. Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche aus dem Vorgarten der Adams Family!
Dann kommt unglücklicherweise auch noch scheibchenhaft die Erinnerung zurück: Tom, die Limousine, Til Schweiger, mein Rülpser, der rote Teppich, Ryan Reynolds, das Kino, mein Schluckauf, die Flucht … Oh Gott.
Wimmernd lasse ich mich aufs Bett zurückfallen. Nachdem ich zehn Minuten lang an die Decke gestarrt und versucht habe, mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich Will Smith wäre und so ein Blitzdings wie die Men in Black hätte und bei allen Beteiligten gestern einfach die Erinnerung auslöschen könnte, gebe ich auf und beschließe, mich der Realität zu stellen. Oder zumindest erst mal meinen Mitbewohnern.
Ich rappele mich auf,
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