Maennerschlussverkauf - Roman
fabelhafte beste Freundin und schiebt mich aus dem Wohnzimmer. »Jetzt legst du dich noch mal ein paar Stunden hin, schläfst drüber. Danach besorgen wir dir ein paar von deinen geliebten Pommes als Katernahrung, und anschließend formulieren wir eine SMS an Tom. Das bekommen wir alles wieder hin, meine Süße«, redet sie auf mich ein und schiebt mich unbeirrt in Richtung meines Zimmers, was ich mir gerne gefallen lasse.
Schlafen klingt erst mal gut, denn das ist gerade alles ein bisschen zu viel für mich. Das mit der SMS klingt zudem richtig vernünftig. Vielleicht ist ja doch noch nicht alles verloren. Mein Herzschlag entspannt sich, und ich spüre, wie mich die Müdigkeit übermannt. Jetzt erst mal schlafen, und dann wird alles gut, denke ich mir.
»Anna?«, ruft Manuel mich da aus dem Wohnzimmer.
»Ja?« Müde drehe ich mich noch mal zu ihm um.
»Anna, hast du wirklich Til Schweiger angerülpst?«
Wortlos wende ich mich ab. Ich muss wirklich dringend schlafen.
Das Après-Teppich-Leben
Shoppingbeutetagebuch:
Neue Schuhe: 3 Paar (aber keine Designerschuhe und außerdem im Schlussverkauf)
Minikleid (wenn ich weiter ohne Papiertüte auf dem Kopf in dieser Stadt überleben will, muss ich wenigstens toll aussehen!): 1
Weiße Schokopralinen mit Karamell- und Krokantfüllung (hey, ich habe einiges zu verkraften, außerdem hat wenigstens das mit der Bauch-weg-Hose bestens funktioniert): 13
Okay, der Weltuntergang könnte tatsächlich noch einmal verschoben worden sein. Momentan fühle ich mich wie eine Schiffbrüchige, die zwar überlebt, jedoch noch keine Ahnung hat, auf welcher Insel sie gestrandet ist. Dort draußen könnten paradiesische Zustände und Hibiskusblütenwälder, aber auch menschenfressende Horden auf mich warten. Immerhin stehen schon mal keine Paparazzi vor der Tür.
Das weiß ich deswegen, weil ich mich gestern rausgewagt habe, um mit Leonie shoppen zu gehen. Nachdem ich noch ein paar Stunden geschlafen und danach fast genauso lange geduscht hatte, fühlte ich mich wieder annähernd wie ein Mensch. Da Leonie meinte, die beste Ablenkung ever sei ein bisschen Kreditkartentraining (wir machen zwar nicht besonders viel Sport, unsere MasterCards dagegen schon), zogen wir anschließend direkt los. Und das war wirklich eine gute Idee! Wider Erwarten kam der Verkehr auf der Straße nicht zum Erliegen, als ich vor die Tür trat, und die Menschen blieben auch weder stehen noch zeigten sie mit dem Finger auf mich und fingen an zu schreien.
Nur einmal musterte mich eine Verkäuferin bei Zara recht kritisch, doch als sie »Sind Sie nicht die von gestern auf der Filmpremiere?« fragte, zog Leonie mich nur wortlos, aber energisch weiter. Bei einer ersten Shoppingpause im Vapiano in den fünf Höfen, wo wir unsere katergeschwächten Mägen mit Pizza und Pannacotta verwöhnten (damit sich die Pommes nicht so alleine fühlen), hatten wir den Vorfall schon wieder vergessen. Eigentlich war alles ganz entspannt. Also beschlossen wir, endlich die überfällige SMS an Tom zu formulieren. Was gar nicht mal so einfach war.
» Lieber Tom, es tut mir leid, dass ich gestern Abend ein echter Vollpfosten war. Normalerweise verströme ich weniger Gase, und Schluckauf habe ich auch eher selten. Daran ist nur der doofe Manuel schuld, der hat nämlich Knoblauch ins Ratatouille getan, und so hat das ganze Elend angefangen. Eigentlich bin ich nämlich ganz bezaubernd und damenhaft, und ich hoffe, dass du mich trotzdem eines Tages heiraten wirst.«
Na gut, das war noch nicht ganz der ideale Text, sondern nur ein erster Versuch. Zwei Portionen Pannacotta später waren wir schon auf einem besseren Weg, und nachdem wir noch eine Mascarponecreme nachgelegt hatten, betrachtete ich zufrieden die perfekte Kurznachricht auf meinem Handybildschirm.
» Lieber Tom. Es tut mir sehr leid, dass ich dich gestern einfach habe stehen lassen. Bitte verzeih mir diesen doofen Abend. Ich würde dir bei einem Spaziergang gerne alles in Ruhe erklären. Wenn du morgen Zeit hast, würde ich mich freuen, dich um 14.00 Uhr am Monopteros im Englischen Garten zu treffen. Ich renne auch nicht wieder weg, versprochen! Deine Anna.«
»Los, raus damit!«, befahl Leonie und kratzte mit ihrem Löffel den letzten Rest aus dem Glas.
Also atmete ich einmal tief durch und drückte dann auf »senden«. Das Wunderbare daran war: Nicht mal zwanzig Minuten später, wir suchten gerade nach der perfekten Duftkerze in einem asiatischen Accessoire-Geschäft,
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