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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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und ein paar frische Sachen mitzubringen. Dies würde eben ein Auf-der-Bürotoilette-Anziehtag werden. Aber die fabelhafte Nacht mit Tom war das allemal wert. Während der Fahrt hielten wir uns an den Händen und ließen erst los, als im Aufzug Torben zustieg. Der grinste trotzdem. Doch bei dem netten CvD war das kein fieses Grinsen, eher ein wissendes. Ich war gottfroh, dass Sebastian oder – noch schlimmer – Verena nicht mit in den Aufzug gestiegen war. Allerdings war das auch gar nicht nötig, denn anscheinend hatte die kleine Hexe uns bereits in der Tiefgarage ausfindig gemacht, wie ich noch erfahren sollte …
    Anfangs bezog ich das Getuschel, das die Redaktion bei meinem Eintreten erfüllte, gar nicht auf Tom und mich. Bei Flash! gibt es jeden Tag mindestens ein neues Tuschelthema, insofern sind Gruppen von kichernden Redakteuren und Redakteurinnen, die mit geduckten Köpfen zusammenstehen, nichts Ungewöhnliches. Als sich aber von hinten Leonie an mich heranschlich und mich samt Schminktäschchen auf die Toilette verfrachtete, eröffnete sie mir zwischen Händetrockner und Waschbecken (Bidets gibt es hier bekanntlich nicht) die schlimmen Neuigkeiten.
    »Ich habe gerade eine Rundmail bekommen, die dich nicht sehr erfreuen dürfte, meine Süße«, erzählte sie mir zerknirscht. »Was denn für eine Rundmail?«, fragte ich leicht panisch.
    Anstatt zu antworten, reichte sie mir ihren BlackBerry. Wortlos nahm ich ihn in die Hand und las die aufgerufene Email mit gerunzelter Stirn.
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    Gesendet: Freitag, 14. Juni um 09.26 Uhr
    Von: »Vanessa«
    An: Verteiler »Redaktion Gossip intern«
    Betreff: News of the day!!!
    Stellt euch vor, DIE News des Tages: Die Neue und Tom poppen miteinander!
    Vielleicht sollten wir uns auch mal an die Moderatoren ranmachen, dann betreuen wir demnächst alle nur noch Großprojekte. LOL !
    Ich wurde derart wütend, dass ich das unsägliche Stück Papier zusammenknüllte und vor lauter Zorn am liebsten mit dem Fuß aufgestampft hätte. Das habe ich mir allerdings leider mit sechs Jahren abgewöhnt.
    »Woher …?«, fragend schaute ich Leonie an.
    »Anscheinend hat sie heute Morgen in der Tiefgarage gesehen, dass ihr mit einem Auto gekommen seid. Zumindest erzählt sie so was in der Art überall herum.« Leonie klang genauso wütend, wie ich mich fühlte. »Lass es dir nicht zu nahe gehen. Das hier ist eine Boulevardredaktion. Die Menschen werden dafür bezahlt, aus allem und jedem große Geschichten zu spinnen und aus jeder Kleinigkeit einen Skandal zu machen. Ganz ehrlich, wie dumm Vanessa ist, siehst du allein schon daran, dass sie mich nicht aus dem Verteiler genommen hat! Wie blöd kann ein Mensch denn sein? Außerdem hätten Vanessa und so gut wie jede andere Redakteurin sowie ein paar der Redakteure selbst gerne was mit Tom am Start. Dass ihr euch tatsächlich verliebt habt oder dass du für die Jahrhundertquote verantwortlich bist, interessiert da keinen. Das sind Hyänen, Maus, also lass dich nicht zerfleischen, sondern ignorier sie einfach! Morgen haben sie ein neues interessanteres Opfer gefunden«, tröstete sie mich.
    Wirklich glauben konnte ich ihr das jedoch nicht. Um mich und Tom von Platz eins der Gerüchteküche zu verdrängen, müsste schon George Clooney seinen Stylisten heiraten oder Angela Merkel eine Model-Castingshow gewinnen. Beides Dinge, die so schnell nicht passieren werden. Insofern sah ich schwarz für die nächsten Arbeitstage.
    In der Tat fraßen mich die anderen beim Gang zurück zu meinem Platz mit Blicken geradezu auf. Leonie hatte den Vergleich mit den Hyänen ganz treffend gewählt. Ich wartete nur darauf, dass die Oberhyäne Vanessa sich zähnefletschend auf mich stürzen und »Du nimmst uns unseren Moderator nicht weg, DU nicht!!!« kreischen würde. Aber das tat sie natürlich nicht, denn außer blöden Blicken und auffälligem Getuschel, sobald ich vorbeilief, ließ sich mir gegenüber niemand etwas anmerken. Als Tom später quer durch die Redaktion in Vampirellas, äh Verenas Büro zu einer Besprechung lief, beugten sich alle konzentriert über ihre Bildschirme oder grüßten scheinheilig, als ob nichts wäre.
    Das Schlimme ist: Ich könnte nicht mal sagen, ob ich anders reagiert hätte, wenn das neueste Gerücht nicht mich betroffen hätte. Ich weiß noch, wie meine Augsburger Clique und ich damals gelästert haben, als eine Kommilitonin mit unserem Strafrechtsprofessor in der Bibliothek

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