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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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irgendwelchen PowerPoint-Präsentationen berieseln, sondern befinden uns im Fundus des Senders. Dies ist der Ort, an dem alle jemals von den Moderatoren getragenen Kleider, Schuhe und Accessoires lagern. Man fühlt sich ein bisschen wie in einer überdimensionierten Boutique, nur ein bisschen schmuddeliger. Normalerweise hängen Toms aktuelle Fernsehklamotten in seiner Garderobe, aber da heute die potenziellen Outfits für die Moderationen zur Fashion Week präsentiert werden, sind wir in diesem Raum.
    Jeder Vertreter der Designerhäuser möchte, dass der wichtigste Moderator des Events einen Anzug aus seinem Hause trägt, und somit ist der Andrang riesig. Doch alles, was sie uns bisher präsentiert haben, ist meiner Meinung nach recht fragwürdig. Kein Zweifel, sie haben alle hervorragend geschnittene Designeranzüge aus den teuersten und bestverarbeiteten Stoffen dabei. Trotzdem sehen die Dinger alle ganz fürchterlich aus: Blazer, die über und über mit neonbunten Hawaiiblumen bedruckt sind, Stoffhosen mit Bundfalte in Quietschgiftgrün und – der Höhepunkt des Grauens – ein komplett lilafarbener Anzug mit leichtem Schlag. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, nichts gegen Lila! Aber es gibt sehr viele verschiedene Lilatöne, und dieser wirkt eher wie ein verkapptes Pink, das sich heimlich in Senfgelb gewälzt hat. Komplettiert wird diese Scheußlichkeit aus feinstem Leinen von einem Hemd in Knallorange, das ich persönlich nicht mal einem Baumarktmitarbeiter zugemutet hätte.
    Sprachlos vor Entsetzen starre ich das Ungetüm der Antifarben an und überlege mir, ob der vor Nervosität auf und ab hüpfende Stylist bloß ein bisschen die Stimmung auflockern will und uns alle herzlich verkohlt. Dieser modische Totalausfall kann nie im Leben von einem der bekanntesten Modelabels der Welt stammen (genau das hat er eben behauptet).
    »Das ist das Prunkstück unserer neuesten Männerkollektion«, näselt ein Männchen, dessen Anwesenheit ich vor lauter Ungläubigkeit bisher nicht wahrgenommen habe.
    Das Männchen trägt einen ähnlich geschmacklosen Anzug wie jener, der vor uns hängt (pistaziengrün mit orangefarbenen und schwarzen Sprenkeln), und scheint nicht zu scherzen, sondern den lilafarbenen Albtraum tatsächlich als das Vorzeigeobjekt der aktuellen Kollektion seines ach so geschmackvollen Modehauses zu betrachten. Ich gebe ein entsetztes Stöhnen von mir, was das Männchen dummerweise als Begeisterung wertet, weshalb es mich freundlich anlächelt.
    »Also, ich denke, das erste Outfit haben wir gefunden, oder, Tom?«, fragt Vanessa zuckersüß und lächelt das Männ chen an. Mich ignoriert sie logischerweise.
    Tom sagt nichts.
    »Super, damit ist es beschlossene Sache. Das Prunkstück Ihrer Kollektion wird unser Moderator zur Eröffnung tragen!«, stellt Vampirella fest, und ich kann sehen, wie sie innerlich einen Punkt auf ihrer To-do-Liste abhakt.
    Wahrscheinlich hat sie genug zu tun und würde Tom in jedes angepriesene Outfit stecken, Hauptsache sie kommt möglichst schnell wieder hier raus. Tom sagt immer noch nichts. Der Stylist und das Männchen grinsen sich an und hängen das lilafarbene Katastrophenszenario an den bis dato leeren Ständer der ausgewählten Anzüge. Jetzt reicht’s! Auch wenn Vampirella mich dafür killen wird, ich kann nicht zulassen, dass Tom die wichtigste Sendung seiner bisherigen Karriere ausstaffiert wie ein Volltrottel eröffnet.
    »Tom«, sage ich sachlich, aber laut und deutlich, und kann sehen, wie Verena beim Klang meiner Stimme herumfährt und mich wie eine afrikanische Sumpfviper kurz vorm Angriff fixiert. »Als deine Assistentin habe ich eine Bitte an dich. Versprich mir, dass du niemals vor der Kamera so einen Anzug anziehen wirst!«, fordere ich und schaue ihm fest in die Augen. »Und auch hinter der Kamera nicht«, setze ich leise hinzu.
    Stille. Das Männchen und der Stylist schauen mich an, als hätte ich ihnen gerade erzählt, dass der Weihnachtsmann ein pädophiler Transvestit sei, der ausschließlich Armani trägt. Oder so ähnlich.
    »Das hatte ich auch nicht vor«, erwidert Tom endlich und durchschneidet die Stille.
    Das Männchen und der Stylist blicken ihn daraufhin mit noch entsetzteren Gesichtern an. Toms Augen blitzen schelmisch. Gott sei Dank. Er findet den Vorschlag genauso absurd wie ich.
    »Verena«, mit ernstem Gesicht dreht er sich zur Vampirella um. »Das kann nicht dein Ernst sein, oder? Wo sind die anderen, die echten Outfits?«, fragt er,

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