Maennerschlussverkauf - Roman
wir aus dem halbdunklen Hammam-Paralleluniversum in die Sonne getreten sind, ist mir nur allzu bewusst, was für ein Tag morgen ist.
»Schon nervös?«, zwinkert Tom mir zu, als ich laut hörbar den Rest meines Wundercocktails schlürfe.
Verblüfft blicke ich mein leeres Glas an. Ich muss das Zeug fast inhaliert haben.
»Du?«, stelle ich Tom die Gegenfrage und bemerke aus dem Augenwinkel sein ebenfalls leeres Glas. Völlig relaxt scheint er trotz der Hammam-Massage auch nicht zu sein.
»Und wie«, antwortet er ehrlich und lässt den Blick nachdenklich über die Dächer schweifen. »Entweder ich blamiere mich morgen ganz fürchterlich, weil etwas schiefgeht, oder ich bekomme die große Chance zu zeigen, was ich kann, nämlich mehr als nur Daily Formate und das Nachmittagsprogramm. Warten wir es ab«, grinst er.
Ich bete innerlich, dass alles morgen gut gehen wird. Ich würde es mir so sehr für Tom wünschen! Er ist ein toller Moderator, und ich weiß, dass er das bei der Show aller Welt beweisen wird. Genau das sage ich ihm auch, woraufhin er mich in die Arme nimmt, den Kopf in meinen Haaren vergräbt und mir so leise, dass nur ich es hören kann, »Hoffentlich behältst du recht« ins Ohr flüstert.
»Klar tue ich das«, flüstere ich zurück. »Du wirst übermorgen einen der besten Tage deines Lebens haben, das spüre ich!«, fahre ich fort und meine es auch so.
»Schläfst du heute Nacht bei mir … bitte?«, fragt Tom, lässt mich dabei los und schaut mich mit Dackelaugen an.
»Mit großem Vergnügen!«, antworte ich und küsse ihn auf den Mund.
Dann fahren wir los, um meine Sachen zu holen.
Am nächsten Morgen habe ich den Eindruck, dass Tom schon viel ruhiger geworden ist. Nach dem Hammam waren wir beide so erschöpft, dass wir direkt eingeschlafen sind und daher richtig fit und ausgeschlafen in den neuen Tag starten. Gemeinsam fahren wir zur Ruhmeshalle, und als wir ankommen, bin ich von dem Anblick, der sich mir bietet, erst mal richtig geflasht. Ich war ein paar Tage lang nicht hier, und was sich in der Zwischenzeit getan hat, ist der Wahnsinn!
Auf der Theresienwiese ist Fashion-Alarm angesagt! Unzählige Zelte in den verschiedensten Farben und Formen stehen nebeneinander. Manche ganz klassisch weiß, andere knallbunt mit Markenlogo und eines sogar im Burberry-Muster! Es sieht aus, als ob Chanel, Prada und Co. gemeinsam zelten wären, nur das Lagerfeuer fehlt. Dann fällt mein Blick auf die Ruhmeshalle, die bereits in einen riesigen Catwalk verwandelt worden ist. Scheinwerfer, lilafarbene Aufstellwände, Bänder und Teppiche haben das alte Gemäuer zu einer wahren Modekulisse gemacht, und überall reden aufgeregte Menschen mit iPads und Headsets herum. Bedauerlicherweise ist einer von diesen Menschen Vampirella, aber da sie gerade einen armen Kameramann zusammenfaltet, haben wir Glück, denn sie hebt nur kurz die Hand, um Tom zu begrüßen, und faucht dann weiter ihr bemitleidenswertes Opfer an. So haben Tom und ich die Gelegenheit, die Atmosphäre erst einmal in Ruhe auf uns wirken zu lassen.
»Das ist der Wahnsinn!«, stellt Tom fest und lässt den Blick über die Traumkulisse schweifen. »Und es war ganz allein deine Idee!«, setzt er hinten nach.
»Ja«, sage ich völlig überwältigt und kann es selbst kaum glauben.
Alles sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe! Allein der Blick von der Ruhmeshalle über die Designerzeltstadt ist atemberaubend! An den Rändern oberhalb der Wiese stehen sogar Menschentrauben, und die Leute schießen Fotos. Ich kann es ihnen nicht verdenken.
»Ich habe ein richtig gutes Gefühl für morgen! Das alles ist perfekt. Das Wetter soll perfekt werden, die Kulisse ist perfekt, du bist perfekt, und ich werde es morgen hoffentlich auch sein!« Tom strahlt Zuversicht aus, und das macht mir unheimlich viel Mut.
»Gut, dann lass uns die Sache anpacken!«, fordert er mich auf und drückt noch einmal meine Hand, bevor er in Richtung des Moderationspults geht.
Nun ist er ganz der professionelle Moderator und in seinem Element. Ich bin verdammt stolz auf ihn, auch wenn die nächsten Stunden sehr anstrengend werden. Wir gehen die morgige Show mit dem gesamten Team durch, jede Lichteinstellung, jede Musik, jede Moderationsposition wird genauestens geplant und in einem minutiösen Protokoll festgehalten. Tom und ich nehmen uns jede einzelne seiner Moderationen vor, schreiben einen Teil um und verändern ein letztes Mal die Reihenfolge. Ich habe tatsächlich das
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