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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und legte die Karten hin. »Wenn in allen Paketen was zu fressen ist, haben wir für 'ne Woche genug … wir alle …«
    Beißelmann wollte etwas sagen, aber Frerichs Gesicht war plötzlich voll Freude und noch nie gesehener Fröhlichkeit.
    »Natürlich! Herr Beißelmann – bitte verteilen Sie den Inhalt der Päckchen. Auch wenn ich ein Rindvieh bin und von ihr nichts mehr annehmen sollte … wenn wir es alle essen, bin ich moralisch gerechtfertigt.«
    »Keine großen Reden!« rief Brohl. »Her mit dem Leckerli!«
    Mit schnellen Händen packte Beißelmann alle Päckchen aus. Es war rührend anzusehen, wie er alle Dinge in sechs gleiche Teile teilte und sie von Bett zu Bett trug. Es war fast, als habe selbst er eine Freude daran, obwohl sich keiner erinnern konnte, Beißelmann jemals freundlich gesehen zu haben.
    Es hat alles zusammen hundertdreiundvierzig Mark gekostet, dachte er, als er von Bett zu Bett schlurfte. Aber was sind diese paar Mark gegen das, was ich ihm angetan habe?!
    Dann saß er am Bett Frerichs und sah zu, wie er genußvoll aß. »Meine Frau muß verrückt geworden sein«, sagte er immer wieder zwischen Baumkuchen, Rotwein und französischen Baisers. »Oder ist es möglich, daß sich ein Weib so völlig ändern kann? Dann hat der Schuß doch was Gutes angerichtet!«
    Beißelmann schwieg. Mit gesenktem Kopf saß er auf der Bettkante, kaute an einem Stück Kuchen, als sei es Gummi, und kam sich elend und erbärmlich vor.
    Zur gleichen Zeit fand Schwester Angela, die den Krankenpfleger suchte, vor dem Bett Beißelmanns eine Haarklammer.
    Mit wirklicher Verwunderung hob sie die Klammer auf, trat damit ans Fenster und betrachtete sie, als sei sie ein wertvoller Fund. Dann schüttelte sie den Kopf, trat ins Zimmer zurück und sah sich um. Warum sie es tat, wußte sie nicht … aber sie hob schnuppernd die Nase und meinte, den leichten Duft eines süßlichen Parfüms zu riechen. Sie konnte sich irren, aber zusammen mit der Haarklammer in ihrer Hand und beides in einem Zimmer, das bisher als abgeschlossener denn eine Mönchszelle galt, wurde der kleinste Hauch von Fremdartigkeit zu einem Beweis.
    Schwester Angela steckte die Haarklammer in ihre Schürzentasche. Es gab viele Möglichkeiten, wie sie in Beißelmanns Zimmer gekommen sein konnte. Eine Schwester konnte sie verloren haben, als sie den Krankenpfleger suchte. Ein Küchenmädchen, eine Hilfe … aber alle diese benutzten kein Parfüm. Und wenn es wirklich Parfüm war, was sie schnupperte, so mußte eine fremde Frau in diesem Zimmer gewesen sein; eine Frau, die niemand kommen oder gehen sah und die Beißelmann verheimlichte.
    Sinnend stand Schwester Angela im Zimmer und hatte die Finger um die Haarklammer in ihrer Tasche gelegt. Sollte man Beißelmann fragen? Ihm die Klammer zeigen. Wie er reagieren würde, wußte man nicht … man wußte überhaupt nichts von ihm. Er war ohne Vorankündigung ganz plötzlich auf der Station, vom Chef selbst eingewiesen. Und er war leise, unauffällig, wortkarg, ja manchmal unheimlich. Wie ein Riesenschatten, der immer um einen ist und vor dem man weglaufen will in der sinnlosen Hoffnung, man könne einen Schatten abschütteln.
    Schwester Angela nickte bei diesem Gedanken. Auch wenn es vermessen war, solche Dinge, die sich vielleicht als harmlos herausstellten, an Prof. Morus heranzutragen … es ging um die Ordnung und Moral auf Station III, und für diese war allein Schwester Angela verantwortlich.
    Prof. Morus hatte gerade einen Besuch abgefertigt und blätterte die Gutachten durch, die von Dozent Dr. Pflüger angefertigt, aber von ihm unterzeichnet wurden, als Schwester Angela sich durch die Sekretärin melden ließ. Es kam selten vor, daß außerhalb der Chefvisiten die Stationsschwestern beim Chefarzt vorsprachen. Meistens lief alles einen Instanzenweg wie bei einer guteingespielten Behörde: Schwester – Stationsarzt – Oberarzt; wobei vieles bereits der Oberarzt regeln konnte, ohne in den Olymp des Chefs einzudringen. So war auch Prof. Morus zunächst ein wenig unwillig und kurz angebunden, als er Schwester Angela vorließ.
    »Was ist, Schwester?« fragte er und blätterte weiter in den Gutachten. Er sah kaum auf und demonstrierte, wieviel Arbeit außerhalb des OPs ein Chefarzt hat. Schwester Angela suchte nach schnell erklärenden Worten.
    »Ich habe etwas gefunden, Herr Professor.«
    »So?« Morus sah kurz auf. Was soll das, hieß der Blick, der Schwester Angela streifte. Bin ich ein Fundbüro? »Einen

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