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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und deutlich sagte: »Das wäre ein Objekt für das Anatomiestudium …«
    Er wartete, bis Evelyn Frerich in den Fahrstuhl gestiegen war. Dann rannte er die Treppe hinauf, wie ein Schatten, lautlos, springend, als habe er sich von aller Schwerkraft gelöst.
    Er kam um die Biegung der Treppe gerannt zu dem Podest, von dem die Männerstation III abzweigte, als Evelyn gerade mit Dr. Bawuno Sambaresi zusammenstieß, der mit einem Arm voller Röntgenplatten in den Fahrstuhl wollte.
    Beißelmann blieb schwer atmend auf der Treppe stehen. Er sah, wie Evelyns Gesicht sich veränderte, wie sie rot wurde, wie ihre Hände nervös am Rock des Kleides zupften und wie sich ihr Kopf in den Nacken bog, als Dr. Sambaresi ihre Hand ergriff und sie küßte. Mit mahlendem Unterkiefer bemerkte Beißelmann das Zucken ihres Oberkörpers und die schreiende Hingabe, die sie demonstrierte.
    Auf sein Herz legte sich ein glühender Stein. Er lehnte sich gegen die Wand des Treppenhauses und starrte auf das Bild stummer Vereinigung, das sich ihm bot.
    Dr. Sambaresi hatte Evelyn Frerichs Hand losgelassen und stand mit leicht geneigtem Kopf vor ihr. »Ich habe in der Aufnahmeliste gelesen, daß Sie bei uns waren?« sagte er mit seiner dunklen, vollen Stimme. Sein schönes, braunes Gesicht leuchtete.
    »Ja …«, sagte Evelyn schwach. »Ich hatte Stiche … und da habe ich … Sind die Platten schon entwickelt?«
    »Sicherlich.«
    »Und … und ist etwas zu sehen?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn Sie ein paar Minuten Zeit haben, können wir sie uns anschauen.«
    »Ich … ich habe Zeit«, hauchte Evelyn Frerich.
    »Dann kommen Sie bitte mit. Da ich die Bilder nicht in der Behandlungsmappe hatte, muß es sich um eine harmlose Sache handeln.«
    Er trat zur Seite, setzte sich neben Evelyn in Bewegung und führte sie zum Fahrstuhl. Beißelmann wartete, bis sich die Tür schloß. Er hörte noch Evelyns helles Lachen, fordernd, aufreizend, ein wenig hysterisch. Dann glitt der Fahrstuhl weg, ein schneller, summender Schatten.
    Beißelmann hieb mit der Faust gegen die Wand. Er hatte den Drang, laut zu brüllen. Dann fuhr er herum und rannte die Treppen wieder hinunter.
    Er sah nur noch das Zuschwingen der Glastür, auf der in großen Buchstaben ›Röntgenstation. Eintritt verboten‹ stand. Und wieder war das Lachen da, perlend, aufreizend, lockend.
    Beißelmann stürmte durch die Glastür und stand in dem Gang, von dem die vielen, kleinen Türen zu den Kabinen abgingen. Dr. Sambaresi und Frau Frerich waren hinter einer der Türen verschwunden. Um sie zu finden, mußte Beißelmann schon alle Türen der Reihe nach aufreißen, und er hatte keinen Grund anzugeben, warum er das tat. So stand er groß, nach vorn gebeugt, mit flimmernden Augen in dem langen Flur und starrte die Türen an. Die Stimme der Röntgenschwester hinter ihm ließ ihn herumfahren.
    »Was suchen Sie denn hier?«
    »Herrn Doktor Sambaresi, Schwester …« Beißelmann riß sich zusammen, deutlich zu sprechen und nicht zu schreien, wie es ihm in der Kehle würgte.
    »Der ist nicht hier!« Die Röntgenschwester schüttelte den Kopf. »Sie wissen doch, daß jetzt keine Röntgenzeit ist. Die Herren sind gegangen.«
    »Aber er ist eben hier hereingegangen!«
    »Wer?«
    »Doktor Sambaresi.«
    »Quatsch. Der hat sich schon vor einer halben Stunde verabschiedet.«
    »Aber ich träume doch nicht! Er ist hier hereingegangen! Er muß in einer der Kabinen dort sein.«
    Die Röntgenschwester war geneigt, mit dem Zeigefinger an die Stirn zu tippen, aber das Ordenskleid verbot ihr solche eindeutigen Zeichen. So hob sie nur die Schultern.
    »Wer weiß, was Sie gesehen haben! Hier bin nur ich und sonst niemand.«
    »In einer der Kabinen …« Beißelmanns Stimme war heiser und wie verrostet. »In einer …«
    »Dummheit! Was soll der Doktor in einer Umkleidekabine! Sagen Sie mal: Haben Sie getrunken? Wenn das der Chef erfährt!« Die Röntgenschwester faßte Beißelmann am Ärmel seines weißen Krankenpflegerkittels. Er ließ es ohne Gegenwehr geschehen und ging neben ihr her zum Ausgang. Dann stand er wieder in dem hohen Treppenhaus, mit einem brennenden Herzen und einem Drang zu morden, der so übermächtig war, daß er das Geländer umklammerte und die Holzholme würgte.
    So blieb er eine lange Zeit stehen. Niemand kam aus der Röntgenstation. Es verging fast eine Stunde, und in dieser Stunde wurde in Beißelmanns Gehirn das Urteil über Dr. Bawuno Sambaresi gefällt. Endlich riß er sich los, ging lautlos

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