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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stimme sagte: »Komm herein, Liebling!«
    Beißelmann saß auf der Couch, den Kopf vorgestreckt, ein vorweltliches Fossil, in der linken Hand die Pralinenschachtel, in der rechten den Strauß mit den rot-weiß geflammten Nelken.
    Sie sahen sich an, Beißelmann und Evelyn, und hinter ihren leuchtend blonden Haaren tauchte das braune Gesicht Dr. Bawuno Sambaresis auf.
    »Soso …«, sagte Beißelmann langsam. »Soso –« Schwerfällig erhob er sich, und die Geschenke fielen aus seinen Händen.
    »Hilfe«, wollte Evelyn Frerich schreien. »Hilfe –« Aber es war kein lauter Schrei, sondern ein in Angst ersticktes Röcheln. Sie stand regelrecht gelähmt in der Tür und sah Beißelmann auf sich zukommen, mit gespreizten Fingern und großen, hohlen Augen. Dr. Bawuno Sambaresi versuchte, sich an ihr vorbei ins Zimmer zu drängen, aber sie konnte sich nicht bewegen, erstarrt vor Grauen.
    »Was machen Sie hier?« rief Dr. Sambaresi über ihre Schulter. »Liebling, so geh doch einen Schritt zur Seite.«
    »Liebling …«, wiederholte Beißelmann dumpf. »Soso … Guten Abend …«
    Er stand vor Evelyn. Mit aufgerissenem Mund sah sie seine Hände vorschnellen, aber sie griffen nicht nach ihrem Hals, obwohl sie hoch genug auf sie zukamen. Sie packten nur die Schulter und schleuderten sie in das Zimmer hinein. Evelyn taumelte auf die Couch zu und fiel in die Kissen, als sie mit den Beinen gegen die Polsterung stieß. Durch die nun freie Tür stürzte Dr. Sambaresi ins Zimmer und griff nach Beißelmann.
    Wie eine lästige Fliege wischte der Krankenpfleger den afrikanischen Arzt weg. Man sah gar keine Anstrengung in dieser Tat … aus der Schulter heraus kam die Bewegung, aber der Arzt fiel gegen einen Schrank und stieß sich die Ecke des Möbels in die Seite. Stöhnend drückte er beide Hände auf die gestoßene Stelle. Beißelmann schloß langsam die Tür zur Diele und wandte sich um. Die große Pralinenschachtel und der Strauß rot-weiß gesprenkelter Nelken lagen auf dem Teppich vor den Füßen Evelyns.
    »Nun wollen wir uns unterhalten«, sagte Beißelmann heiser. »In aller Ruhe unterhalten.«
    »Was … machen Sie hier?« stöhnte Dr. Sambaresi.
    »Ich erhole mich an der See.« Beißelmann blieb zwischen Evelyn und dem Arzt aus Tanganjika stehen. »Wir wollen uns ganz ruhig unterhalten … ganz ruhig …«
    »Hilfe!« stammelte Evelyn. Sie zog auf der Couch die Beine an, als kröche sie vor Angst in sich zusammen. »Hilfe … er will uns alle umbringen …«
    Dr. Sambaresi schwankte ein paar Schritte vor. Beißelmann hob die Hand wie ein Schutzmann, der den Verkehr regelt und in diesem Augenblick ›Halt‹ anzeigt. Der Arzt blieb gehorsam stehen.
    »Sie sind hier eingebrochen«, keuchte er. »Sie sind …«
    »Ganz ruhig wollen wir sprechen, ganz ruhig.« Beißelmann senkte den Kopf. Sein Kinn lag auf der Brust, und ein paar Sekunden schloß er die Augen. So ist das nun, dachte er, und dieses Denken stach im Herzen und erzeugte eine heftige Übelkeit in ihm. Im Leben kommt alles wieder … das ist eine alte Weisheit. Wieder ist es so wie damals vor zwölf Jahren … und ich habe das Recht, sie jetzt zu töten … wie damals … Sie haben mein Herz aufgerissen, sie haben eine neue Welt in mir zerstört … was bleibt mir denn anderes übrig, als sie zu töten?
    Er hob den Kopf wieder und sah die beiden stumm an. In ihren Augen erkannte er die zitternde Angst, dieses flehende Bangen um ihr Leben, und es tat ihm wohl, sie so ängstlich und hilflos zu sehen, so nackt und klein. Er spreizte wieder die großen Hände und sah in den Augen Evelyns die wilde Todesangst aufspringen. Dr. Sambaresi nahm die Schultern nach vorn, es schien, als wolle er sich wehren, wenn Beißelmann auf ihn zukam. Der Krankenpfleger schüttelte den Kopf.
    »Es wird ganz still vor sich gehen«, sagte er. »Ich hasse das Laute … Man kann große Dinge auch in der Stille abmachen, meinen Sie nicht auch? Man muß alles nur ganz nüchtern durchdenken können … das ist es, was die wenigsten Menschen können. Sie sind zu impulsiv. Verstehen Sie? Man muß ganz ruhig sein.«
    Er kam auf Evelyn zu, und während sie noch mehr in sich zusammenkroch und ihr Mund sich öffnete zu einem stummen Schrei, setzte er sich auf die Kante und legte seine großen Hände auf ihre Hüfte.
    »So«, sagte er dumpf und atmete tief auf. »Und jetzt fangen wir an …«
    *
    Es war gegen 3 Uhr früh, als Beißelmann ins Krankenhaus zurückkehrte, auf dem gleichen Weg über den

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