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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einen dummen Mann lieben.«
    »Diese Voraussetzung ist ja auch nicht gegeben.«
    Dr. Pflüger schenkte noch ein Glas Sekt ein und sah Inge durch die Kohlensäureperlen an. »Auf das Männerideal«, sagte er.
    Sie wußten nicht, wie spät es war, als das Taxi vor dem Haus Dr. Pflügers hielt. Es war ein kleiner, weißer Bungalow am Rande des Krankenhausparkes, ein Dienstgebäude, das dem I. Oberarzt zur Verfügung stand. Das Haus stand völlig für sich in einem Obstgarten und war durch eine Mauer vom Klinikbereich getrennt. Dr. Pflüger half Inge aus dem Wagen, bezahlte den Taxichauffeur und wartete, bis das Auto sich wieder entfernt hatte. Inge stand leicht schwankend auf der Straße, sah sich um, erkannte die Gegend nicht mehr und lachte, weil Dr. Pflüger – bewußt – den Hut verkehrt herum auf dem Kopf trug.
    »Hier gibt es den besten Mokka Mitteleuropas«, rief Dr. Pflüger fröhlich und faßte Inge unter. »Drei heiße Schlückchen – und wir sind klar wie das Wasser der Adria.«
    »Ich war noch nie an der Adria«, sagte Inge Parth. Fast mechanisch setzte sie ihre Füße. »Noch nie an der Adria – aber ich kenne sie. Ich habe zehn … zehn …«, sie hob beide Hände und spreizte die Finger, »… zehn Filme von der Adria gesehen.«
    Sie lehnte sich gegen die Hauswand, als Dr. Pflüger aufschloß, das Licht in der Diele anknipste und seinen Mantel über eine große chinesische Vase warf, die in einer Ecke der Diele stand. Dann zog er Inge ins Haus und schloß die Tür.
    »Es riecht schon nach Mokka«, sagte Inge. Ihre glänzenden, glasig werdenden Augen sahen sich um. »Wirklich … es riecht nach Mokka.«
    Dr. Pflüger sprach nicht mehr. Er zog Inge in das große Wohnzimmer und drückte sie dort auf eine breite, mit hellem Leder bezogene Couch. Sie sank zurück, legte den Kopf nach hinten gegen die Wand und schloß die Augen. Sie war unendlich müde, und sie konnte nicht sagen, daß es eine unangenehme Müdigkeit war. Sie schwebte irgendwie durch die Dunkelheit; sie war so leicht, daß sie die Arme ausstreckte und die Hände wie Flügel bewegte. Dr. Pflüger sah sie an. Noch der Kaffee mit Kirsch … und es würde so selbstverständlich werden.
    Schnell ging er hinüber zur Küche, stellte die Kaffeemaschine an, und während das Wasser aufbrodelte und über das Kaffeepulver in eine gläserne Kanne tropfte, lief er ins Bad, zog sich aus, duschte kalt und schlüpfte in seinen Bademantel. Fast nüchtern kam er zurück, stellte die Kaffeemaschine ab und holte, vor sich hinpfeifend, die Tassen, Zucker, Löffel, und stellte alles auf ein venezianisches Tablett. So kam er zurück in den Wohnraum, auf bloßen Füßen, ein Mann, der den letzten Seufzer des Genusses auskosten wollte.
    Inge stand mitten im Zimmer. Die heruntergefallene Strähne hatte sie wieder zurückgelegt und befestigt; ihr kleiner, zarter Körper war wie elektrisch geladen, sie preßte die Handtasche gegen ihre Brust und sah auf Dr. Pflüger, der pfeifend mit dem Tablett hereinkam.
    »Der Kaffee, Ingelein«, sagte er fröhlich. »Und nach alter Sitte würzen wir ihn mit einem Schuß Kirschwasser. Das reißt den Himmel auf und läßt Gold regnen.«
    Er stellte das Tablett auf den Couchtisch und sah mit breitem Lächeln zu Inge Parth. Dabei zog er den Gürtel des Bademantels enger.
    »Ich habe mir etwas Marscherleichterung gemacht, mein Süßes … wir haben noch manchen Kilometer vor uns …« Er lachte ungezwungen, goß den Kaffee ein und trommelte mit den Zehen auf den Teppich.
    »Komm her. Ingemaus«, sagte er dabei. »Der beste Mokka Mitteleuropas.«
    Inge kam die drei Schritte, die sie von Dr. Pflüger trennten, heran. Etwas Merkwürdiges war mit ihr geschehen. Als sie nach dem Weggang Pflügers wieder die Augen öffnete, war das Schwebende vorbei, die Trunkenheit weggewischt, und die Augen sahen klar, wo sie sich befand und was geschehen sollte. Es war eine solch grauenhafte Nüchternheit, daß es ihr im Hals vor Ekel würgte, als sie Dr. Pflüger in seinem Bademantel hereinkommen sah und wußte, daß er nichts mehr darunter trug als Verlangen und Gemeinheit.
    Nun stand sie vor ihm, und sie konnte nicht anders handeln. Sie hob die Hand und schlug Dr. Pflüger kräftig in das noch immer lachende Gesicht. Es klatschte laut, dann stieß sie ihm beide Fäuste vor die Brust, als er nach ihr greifen wollte, schlug ihm die Handtasche gegen Schulter und Kopf und rannte aus dem Zimmer.
    »Inge!« rief Dr. Pflüger und stieß den Tisch um. Der

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