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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schwester Angela eilte ihm entgegen.
    »Es ist überhaupt ein lahmer Betrieb hier auf Station III«, sagte Dr. Pflüger laut. »Die lahmste Station im ganzen Bau! Ich werde mich mal mehr um sie kümmern müssen.«
    Schwester Angela wurde rot unter ihrer weißen Haube und rannte in Zimmer 2 zurück, wo Schwester Inge die Betten bezog.
    »Auch das noch!« zischte sie, indem sie half, den Überzug über die Decke zu streifen. »Wir reden noch miteinander, Inge … Mein Gott, was man mit den jungen Dingern für Sorgen hat!«
    *
    Gegen Abend besuchte Frau Frerich ihren Mann. Es war kurz vor Ende der Besuchszeit, und Karl Frerich war erstaunt, daß sie noch kam. Sie war wieder geschminkt und sah jung, blühend und lebensfroh aus. Beißelmann, der im Zimmer hockte und zusah, wie Ambrosius, Staffner und Seußer ihren Skat droschen, beachtete sie gar nicht. Auch die Bemerkung von Ambrosius: » Joi Mamma … die flotte Puppe ist da!« ignorierte sie. Beißelmann starrte ihren Rücken an, als sie am Bett ihres Mannes saß … einen schlanken, schmalen Rücken, den er einmal mit seinen tatzenhaften Händen umklammert hatte.
    Sie hatte Kuchen mitgebracht, Obst, eine Flasche Schwarzen Johannisbeersaft, eine kleine Flasche Rotwein und zwei Bücher, die sich Frerich gewünscht hatte. Auch ein Foto von ihr in einem silbernen Rahmen packte sie aus und stellte es auf den Nachttisch.
    »Nun bin ich immer bei dir«, sagte sie liebevoll. »Wenn du die Augen aufmachst, siehst du mich.«
    Dann griff sie in die große Ledertasche und holte zwei Packungen Zigaretten hervor. Sie legte sie langsam, damit es Beißelmann sah, mitten auf die Decke. Dort lagen sie in der Abendsonne, und Frerich rührte sich nicht, streckte nicht die Hand aus, sondern nagte an der Unterlippe.
    »Die Marke, die du so gern rauchst«, sagte Evelyn zärtlich und strich ihrem Mann über das Haar. »Ich weiß genau, was du gern hast.«
    »So was sollte die mal zu mir sagen«, murmelte Ambrosius und vergriff sich in der Karte.
    »Blöder Hund, jetzt haut der uns in'n Sack!« schrie Staffner. »Paß doch auf!« Er rückte auf dem Stuhl hin und her. Sein Beinstumpf juckte wieder, und es war verrückt: Es war die kleine Zehe, die es nicht mehr gab.
    Beißelmann stand auf und trat an das Bett von Frerich. Er griff nach den Zigaretten, ehe Evelyn es verhindern konnte. Er knirschte leise, als wenn jemand über Schnee geht, dann öffnete er wieder seine riesige Hand, und die Packungen fielen als formlose Stücke auf das Bett zurück. Frerich schwieg mit bettelnden Augen, während Evelyn auffuhr mit einem kleinen, spitzen Schrei, der die Skatspieler mitten in einer Herzflöte hinderte.
    »Was fällt Ihnen ein?« rief Evelyn grell. »Wo ist der Arzt? Ich möchte sofort den wachhabenden Arzt sprechen! Wo gibt es denn so was?! Vernichtet einfach fremde Sachen …«
    »Rauchen ist verboten!« sagte Beißelmann dumpf.
    »Dann kann man das ja anders ausdrücken! Was ist das hier für eine Behandlung? Wo ist der Arzt?«
    »Im Kühlkeller.«
    Evelyn wurde blaß und sank auf den Stuhl zurück. Ihre Auflehnung war ebenso plötzlich zerbrochen, wie sie aufgeflammt war. Mit großen, blauen, entsetzten Augen sah sie Beißelmann an.
    »Was … was soll das heißen?« stammelte sie.
    »Doktor Bernfeld ist im Kühlkeller. Er hilft bei der Einsargung Doktor Sambaresis, der nach Tanganjika überführt werden soll. Soll ich ihn holen?« Beißelmann lächelte sogar. »Doktor Bernfeld … nicht Doktor Sambaresi …«
    Die Skatspieler lachten über diesen makabren Witz, den nur Evelyn verstand als das, was er war: eine Warnung.
    Sie blieb noch ein paar Minuten am Bett ihres Mannes sitzen, ehe sie schnell das Zimmer 5 verließ. An Beißelmann lief sie so schnell vorbei, als stinke er nach Kloake. Karl Frerich sortierte das Obst auf dem Nachttisch und sah dabei das Foto seiner Frau an. Ambrosius war es wieder, der auch dazu eine Bemerkung machte.
    »Sie hätte ja nun mindestens ein Brustbild bringen können, damit wir alle was davon haben – wir sind ja so bescheiden geworden.«
    Beißelmann stieß ihm den Ellenbogen in den Rücken. Es wirkte, als sei ein Felsen auf Ambrosius' Rippen gefallen. Er sank nach vorn, sprang auf und atmete schwer.
    »Verzeihung!« sagte Beißelmann rauh. »Irgend etwas Lausiges war mir im Weg.«
    Staffner packte Ambrosius an der Schlafanzugjacke und zog ihn zum Tisch zurück.
    »Halt die Schnauze, Lukas«, flüsterte er. »Die können dich hier so fertigmachen, daß du dir in

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