Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Dusche? Oder hinter einer Gardine, sieht mich und macht trotzdem nicht auf?
Ich stürze mich noch einmal auf die Klingel und bearbeite sie so hingebungsvoll, als würde ich dafür die Goldmedaille einer Drückerkolonne bekommen. Na, vielleicht ist das ja auch so. Auf einmal kann ich es kaum noch aushalten, ihn zu sehen. Was würde ich dafür geben, jetzt in diese strahlend blauen Augen zu schauen, die so viel Lebensfreude ausstrahlen?
Zugegeben, ich würde jetzt gerade auch sehr viel dafür geben, einfach nicht mehr im strömenden Regen stehen zu müssen.
Das Wasser schwappt bereits in meinen Schuhen hin und her, als ich mich auf den Weg nach Hause mache. Und trotzdem bin ich nicht schlechtgelaunt. Im Gegenteil: Ich habe das Gefühl, beschwingt zu sein wie lange nicht mehr. Ich würde sofort ein vergnügtes Singing in the Rain anstimmen, wenn ich mehr vom Text kennen würde als genau diese eine Zeile.
Kapitel 33
D as Erste, was ich am nächsten Morgen im Laden mache, ist, in unserer Kundendatei nachzusehen, wann Herr Möller das letzte Mal hier war. Gleichzeitig sehe ich, dass die Hausnummer die gleiche ist, die ich gestern ausfindig gemacht habe; wieso dachte ich denn, er wohnt in der Nummer 4? Ach, Isa … Aber egal: Zumindest habe ich an der richtigen Möller-Klingel Klingelterror gemacht.
Dummerweise hat Herr Möller gerade keine DVD von uns ausgeliehen. Das bedeutet natürlich auch, dass es keinen Grund für ihn gibt, in den Laden zu kommen und mich hier rein zufällig zu treffen. Okay, Isa, dann … Angriff!
Ich greife zum Telefon und wähle die Nummer, die Wolf irgendwann nachgetragen hat.
Es tutet.
Es tutet immer noch.
Tuuuuut … tuuuuuut … tuuuuuut …
Der Mann macht mich wahnsinnig. Wie kann man eigentlich keinen Anrufbeantworter haben? Gibt es gegen so etwas nicht irgendein Gesetz?
Bis zu meinem Feierabend habe ich die Nummer so oft gewählt, dass mir Wolf vermutlich den Verschleiß der Tasten am Telefon von meinem frisch erhöhten Gehalt abziehen wird. Also fahre ich noch einmal zur Wohnung von Herrn Möller, aber wieder macht niemand die Tür auf. Wo steckt der Mann? Er wird doch nicht spontan ausgewandert sein? Okay, bei meinem Glück ist er tatsächlich schon auf dem Weg nach Kuala Lumpur … Aber hätte er das nicht vielleicht unserer gemeinsamen Freundin Charlotte erzählt?
»Ach, Isa, das tut mir leid, ich weiß auch nicht, wo er steckt«, enttäuscht meine Nachbarin mich. »Aber was ist denn los? Du schaust ja ganz verstört aus.« Charlotte beäugt mich skeptisch, und ich spüre, dass sich meine Augen mit Tränen füllen. »Komm doch rein, vielleicht kann dir ja mein Bekannter weiterhelfen.« Sie bittet mich in ihre Wohnung. Als ich ins Wohnzimmer komme, schreckt Ernst von Charlottes Couch hoch.
»Isa, das ist eine unerwartete Überraschung«, sagt er, als er mich wie immer mit einem formvollendeten Handkuss begrüßt. Er wirkt leicht verwirrt. »Aber was führt Sie denn zu uns?«
Charlotte schaut sehr schuldbewusst aus der Wäsche. »Ich wollte es euch eigentlich in einem richtigen Moment sagen«, fängt sie an. »Ernst, Isa ist meine Nachbarin. Und Isa, ich habe dich neulich angelogen, als du den Flyer gefunden hast. Ich war es, die Ernst gebucht hat. Immer und immer wieder. Fast jeden Tag.« Sie sieht mich an, als würde ich jeden Moment sagen, sie müsse sich jetzt sofort für drei Tage zum Schämen in die Ecke stellen.
»Warum hast du mir das denn nicht gesagt, Charlotte? Was ist denn so schlimm daran?«, will ich wissen.
»Na ja, eine Frau in meinem Alter und dann dieses ganze Gedöns … Da habe ich mich irgendwie geschämt.« Charlotte schaut zu Boden. »Dabei ist das natürlich nur ganz platonisch zwischen Ernst und mir«, behauptet sie dann schnell. Ich tue mal so, als würde ich seinen gekränkten Gesichtsausdruck nicht bemerken und hätte auch nichts aus ihrem Schlafzimmer gehört. Außerdem finde ich eine andere Frage viel interessanter.
»Aber du hast doch gar keinen Internetanschluss. Wie hast du das dann alles eigentlich gemacht?«
»Ich bin in ein Internetcafé gegangen.« Aus Charlottes Mund klingt es fast so, als würde sie über einen Swingerclub sprechen. »Und da hat mir so ein netter junger Mann geholfen …«
»Diesem jungen Mann bin ich zu größtem Dank verpflichtet«, mischt sich Ernst ein und lacht. »Denn ohne ihn hätte ich diese wunderbare Frau nie kennengelernt, mit der mich schon jetzt so viel verbindet …« Er hüstelt. »Rein
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