Märchen aus 1001 Nacht
der König seine Worte vernahm, sagte er in heiliger Scheu vor ihm und besorgt um sein Leben: âWenn du königlichen Geblütes bist, wie du es behauptest, wie konntest du da ohne meine Erlaubnis in mein Schloss eindringen und meine Ehre bloÃstellen, indem du zu meiner Tochter gingst und vorgabst, du seiest ihr Ehegemahl und ich hätte dich mit ihr vermählt, während ich doch die Könige und Prinzen erschlug, welche sich um sie bewarben? Und wer wird dich nun vor meiner Macht erretten, da, wenn ich meine Sklaven und Diener riefe und ihnen hieÃe, dich zu töten, sie es auf der Stelle tun würden? Wer will dich aus meiner Hand erretten?â Als der Prinz diese Worte von dem König vernahm, antwortete er ihm: âFürwahr, ich verwundere mich über dich und deinen beschränkten Verstand. Verlangst du etwa einen schöneren Ehegemahl für deine Tochter als mich, oder sähest du je einen Mann mit festerem Herzen oder einen, der besser für sie passte und herrlicher an Macht, an Truppen und Trabanten wäre, als ich es bin?â Da versetzte der König: âNein, bei Allah; doch wünschte ich, junger Mann, dass du vor Zeugen um sie anhältst, damit ich dich mit ihr vermählen kann; wollte ich dich im Stillen mit ihr vermählen, so würde ich durch dich in ihr bloÃgestellt werden.â Der Prinz antwortete ihm hierauf: âNun hast du trefflich gesprochen; jedoch, O König, wolltest du alle deine Sklaven, Eunuchen und Soldaten wider mich herbeirufen, dass sie mich ermorden, wie du mir gedroht hast, so würdest du dich selber entehren und das Volk würde zwiespältig sein, ob es dir glauben oder nicht glauben solle. Mein Rat geht demnach dahin, dass du, O König, dies aufgibst und meinem Vorschlag Folge leistest.â Da sagte der König: âLass hören, was du zu sagen hastâ; und der Prinz versetzte: âWas ich dir vorzuschlagen habe, ist folgendes: Entweder kämpfen wir beide, du und ich, allein im Zweikampf und wer seinen Gegner fällt, soll des Reiches würdiger und geeigneter sein, oder du lässest mich heute Nacht in Frieden und so der Morgen kommt, führe deine Krieger und Reitersleute und alle deine Sklaven wider mich heraus; zuvor jedoch nenn mir ihre Anzahl.â Der König versetzte: âEs sind ihrer vierzigtausend Berittene ohne meine Sklaven und ihr Gefolge, welche ihnen an Zahl gleichkommen.â Da entgegnete der Prinz: âSo der Tag anbricht, führe sie wider mich heraus und sprich zu ihnen: âJener Mann hat sich um meine Tochter bei mir unter der Bedingung beworben, dass er mit euch allen auf den Plan treten will, denn er behauptet, er würde euch alle überwältigen und besiegen und ihr könntet nicht gegen ihn ankommen.â Alsdann lass mich gegen sie kämpfen; fällen sie mich, so ist dein Geheimnis umso besser verborgen und deine Ehre umso sicherer gewahrt. Ãberwältige und bezwinge ich sie jedoch, so wird der König einen Mann wie mich zum Schwiegersohn erküren.â Als der König des Prinzen Worte vernahm, hieà er sie gut und nahm den Vorschlag an, wiewohl ihm seine Worte vermessen erschienen und ihn sein Entschluss, wider das ganze Heer, das er ihm beschrieben hatte, ins Feld zu treten, in Schrecken setzte. Alsdann setzten sich beide und plauderten miteinander, worauf der König den Eunuchen rief und ihm befahl, unverzüglich zu seinem Wesir zu gehen und ihm zu befehlen, dass sämtliche Truppen sich versammelten und dass er ihnen ansagen sollte, die Waffen anzulegen und aufzusitzen. Der Eunuch begab sich demnach zum Wesir und teilte ihm des Königs Befehl mit, worauf der Wesir die Hauptleute und die GroÃen des Reiches berief und ihnen befahl, aufzusitzen und in voller Waffenrüstung auf dem Plan anzutreten. Der König aber unterhielt sich mit dem jungen Mann, eingenommen von seinem Gespräch, seinem Verstand und seiner Bildung, bis der Morgen sie überraschte.
Alsdann erhob sich der König, bestieg seinen Thron und befahl dem Heere aufzusitzen, worauf er dem Prinzen eins seiner trefflichsten Rosse vorführen lieà und Auftrag gab, es ihm mit schönem Reitzeug zu satteln. Der Prinz versetzte jedoch: âO König, ich sitze nicht eher auf, als bis ich in Sicht der Truppen gekommen bin und sie in Augenschein genommen habeâ; und der König erwiderte: âEs sei ganz nach deinem Wunsch.â Alsdann zogen beide, der
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