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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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bewegt, dass er aufstand, zum Pferd ging und sich daraufsetzte; dann drehte er den Aufstiegswirbel und das Pferd flog mit ihm in die Luft und stieg mit ihm bis zu den Wolken des Himmels. Am Morgen vermisste ihn sein Vater und da er ihn nicht fand, stieg er betrübt auf die Spitze des Schlosses und sah nun seinen Sohn hoch gen Himmel aufsteigen. Da war er tief betrübt über die Trennung von ihm und bereute es aufs bitterlichste, dass er nicht das Pferd genommen und versteckt hatte; und er sprach bei sich: Bei Allah, wenn mein Sohn wiederkehren sollte, so zerbreche ich das Pferd, auf dass mein Herz sich nicht mehr um meinen Sohn zu ängstigen braucht. Alsdann begann er wieder in seiner Trauer über seinen Sohn zu weinen und klagen.
    Inzwischen war der Prinz fortwährend durch die Luft gezogen, bis er die Stadt Sana erreicht hatte, wo er sich an demselben Orte wie zuvor niederließ und dann unbemerkt zum Gemach der Prinzessin ging, ohne jedoch sie oder ihre Mädchen oder ihren Wächter, den Eunuchen, zu finden. Bestürzt hierüber, durchwanderte er das Schloss und suchte nach ihr, bis er sie in einem anderen Zimmer als dem, in welchem er zuvor mit ihr zusammengetroffen war, zu Bett liegend fand, umgeben von ihren Mädchen und Ammen. Da trat er zu ihnen ein und begrüßte sie; als aber die Prinzessin seine Stimme vernahm, erhob sie sich, eilte ihm entgegen und umarmte ihn; dann presste sie ihn fest an sich und küsste ihn fortwährend zwischen die Augen, während er zu ihr sagte: “Meine Herrin, du hast mich die ganze Zeit über vereinsamt gemacht.” Da entgegnete sie ihm: “du bist’s, der mich vereinsamt gemacht hat; wärst du noch lange von mir fortgeblieben, so wäre ich ganz gewiss gestorben.” Hierauf sagte er zu ihr: “O meine Herrin, wie denkst du über mein Benehmen gegen deinen Vater und wie er mit mir verfuhr? Ohne meine Liebe zu dir, O Verführerin der drei Welten, hätte ich ihn getötet und ihn zu einem Exempel für die Zuschauer gemacht. Doch liebe ich ihn um deinetwillen.” Sie aber sagte: “Wie konntest du mich verlassen? Kann etwa mein Leben getrennt von dir mir süß sein?” Da versetzte er: “Willst du mir gehorchen und auf mein Wort merken?” Sie entgegnete: “Sprich, was du sagen willst, ich will dar in einwilligen und dir in keiner Sache widersprechen.” Da sagte er: “Ziehe mit mir in mein Land und mein Reich”; und sie erwiderte: “Freut mich und ehrt mich.” Als der Prinz ihre Worte vernahm, fasste er in mächtiger Freude ihre Hand und vereidigte sie darauf vor Allah, dem Erhabenen. Alsdann stieg er mit ihr auf das Dach des Schlosses, bestieg das Pferd und ließ sie hinter sich aufsitzen. Nachdem er sie an sich gezogen und fest an sich gebunden hatte, drehte er den Aufstiegswirbel an der Schulter des Pferdes, worauf dasselbe mit ihnen in die Luft emporstieg.
    Als aber die Mädchen dies sahen, schrien sie laut und teilten es ihrem Vater und ihrer Mutter mit, welche eilig aufs Schlossdach gestiegen kamen, von wo der König nun beide auf dem Ebenholzpferde hoch in der Luft schweben sah. Bei diesem Anblick erschrak der König über die Maßen und schrie und rief: “O Prinz, ich beschwöre dich bei Allah, erbarme dich meiner und meines Weibes und trenne uns nicht von unserer Tochter.” Der Prinz gab ihm jedoch keine Antwort. Dann aber dachte er bei sich nach, dass das Mädchen vielleicht Reue über die Trennung von ihren Eltern bekommen könnte und fragte sie: “O Verführung der Zeit, begehrst du, dass ich dich wieder zu deinen Eltern zurückbringe?” Sie entgegnete ihm jedoch: “Mein Herr, bei Allah, das ist nicht mein Wunsch; ich wünsche weiter nichts, als bei dir zu bleiben, wo du auch sein magst, denn meine Liebe zu dir lässt mich alles andere, selbst Vater und Mutter, vergessen.” Als der Prinz ihre Worte vernahm, freute er sich mächtig und ließ das Pferd sacht dahin ziehen, damit sie sich nicht ängstigte. Nicht eher unterbrach er ihren Flug, als bis er eine grüne Wiese mit einer rieselnden Wasserquelle erblickte, wo er sich mit ihr niederließ und sie beide aßen und tranken. Alsdann saß er wieder auf, indem er sie hinter sich nahm und sie, um ihr Leben besorgt, wieder mit dem Strick festband und zog mit ihr unablässig durch die Luft, bis er zur Stadt seines Vaters gelangte, bei deren Anblick

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