Märchen aus 1001 Nacht
seine Freude wuchs. Da er nun aber dem Mädchen den Sitz seiner Macht und das Reich seines Vaters zeigen wollte, damit sie sähe, dass seines Vaters Reich gröÃer wäre als das ihres Vaters, lieà er sie in einem der Lustgärten seines Vaters nieder und führte sie in den für seinen Vater dort hergerichteten Pavillon.
Nachdem er dann das Pferd an die Tür jenes Pavillons gestellt und das Mädchen mit seiner Obhut betraut hatte, sagte er zu ihr: âBleib hier, bis ich zu dir meinen Boten schicke, denn ich gehe jetzt zu meinem Vater, um dir ein Schloss herrichten zu lassen und dir mein Reich zu zeigen.â Da freute sich die Prinzessin über seine Worte und sagte zu ihm: âTu nach deinem Beliebenâ, da sie daraus entnahm, dass sie in allen ihr geziemenden Ehren einziehen solle. Hierauf verlieà sie der Prinz und machte sich auf den Weg, bis dass er zur Stadt kam und bei seinem Vater eintrat. Als sein Vater ihn erblickte, freute er sich über seine Ankunft und ging ihm, ihn willkommen heiÃend, entgegen. Der Prinz aber sagte zu ihm: âWisse, ich habe die Prinzessin, von der ich dir erzählte, mitgebracht und habe sie drauÃen vor der Stadt in einem der Gärten gelassen, während ich kam, um es dir mitzuteilen, damit du die Prozession für sie herrichtest und zu ihrem Empfang ausziehst und ihr dein Reich und deine Truppen und Garden zeigst.â Der König erwiderte: âFreut mich und ehrt mich.â Alsdann befahl er unverzüglich dem Stadtvolk, die Stadt schön auszuschmücken und saà mit allem Pomp und Prunk samt seinen ganzen Truppen, den GroÃen des Reiches und seinen Sklaven auf, während der Prinz aus seinem Schlosse Schmucksachen, Gewänder und andere königliche Schatzstücke hervorholte und für die Prinzessin eine Kamelsänfte von grünem, rotem und gelbem Brokat herrichtete und die indischen, griechischen und abessinischen Sklavinnen in die Sänfte steigen lieà und Wunderdinge von Schätzen entfaltete. Alsdann verlieà er die Sänfte und die Sklavinnen, die darin saÃen und ging ihnen zum Garten voraus.
Als er nun aber den Pavillon betrat, in welchem er sie untergebracht hatte und nach ihr suchte, fand er weder sie noch das Pferd, sodass er sich vors Gesicht schlug, seine Kleider zerriss und verstörten Geistes im Garten umherwanderte, bis er wieder zu sich kam und bei sich sprach: Wie konnte sie das Geheimnis des Pferdes erfahren, wo ich ihr nichts davon gesagt hatte? Vielleicht ist der persische Weise, der das Pferd machte, auf sie gestoÃen und hat sie aus Rache für das, was mein Vater ihm angetan, entführt. Hierauf suchte der Prinz die Gartenhüter auf und erkundigte sich bei ihnen, ob sie jemand hätten an ihnen vorbeikommen sehen, indem er sie fragte: âSähet ihr jemand an euch vorüberkommen und diesen Garten betreten?â Und sie versetzten: âWir sahen niemand auÃer dem persischen Weisen, der den Garten betrat, um Heilkräuter zu sammeln.â Als er dies von ihnen vernahm, war er seiner Sache gewiss, dass der Weise in der Tat das Mädchen geraubt hatte. Als nämlich der Prinz das Mädchen im Gartenpavillon zurückgelassen hatte und zu seines Vaters Schloss gegangen war, um seine Angelegenheiten zu ordnen, war nach dem Ratschluss des Schicksals der persische Weise in den Garten gekommen, um einige Heilkräuter zu sammeln. Als er hier den Duft von Moschus und Wohlgerüchen roch, welcher den ganzen Ort erfüllte und der von der Prinzessin ausströmte, da ging der Weise dem Wohlgeruch nach, bis er zu jenem Pavillon gelangte. Wie er nun dort das Pferd an der Tür stehen sah, das er mit seiner eigenen Hand angefertigt hatte, schwoll sein Herz vor Freude und Fröhlichkeit, da er den Verlust desselben tief beklagt hatte. Er trat an das Pferd heran und fand bei einer Prüfung seiner Teile, dass es unversehrt war. Alsdann wollte er aufsitzen und fortziehen; doch sprach er zuvor bei sich: Ich muss einmal nachschauen, was der Prinz gebracht und hier bei dem Pferde gelassen hat. Hierauf trat er in den Pavillon und fand dort die Prinzessin dasitzen, als wäre sie die lachende Sonne am leuchtenden Firmament. Beim ersten Blick erkannte er, dass es ein Mädchen von hohem Rang war, welches der Prinz entführt und auf dem Pferde hergebracht und in dem Pavillon zurückgelassen hatte, während er selber in die Stadt gegangen war, um alles zu ihrer
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