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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Einholung in feierlicher Prozession mit allen geziemenden Ehren zurechtzumachen. Und so trat er zu ihr heran und küsste die Erde vor ihr, worauf sie ihren Blick zu ihm hob und ihn anschaute. Als sie sah, dass er ein schrecklich hässliches Gesicht und eine widerwärtige Gestalt hatte, fragte sie ihn: “Wer bist du?” Er entgegnete: “Meine Herrin, ich bin der Bote, welchen der Prinz zu dir entsendet hat und dem er befohlen hat, dich in einen anderen Garten nahe der Stadt zu bringen.” Als sie dies von ihm vernahm, fragte sie ihn: “Und wo ist der Prinz?” Er erwiderte: “Er weilt in der Stadt bei seinem Vater und wird sogleich in feierlichem Aufzuge zu dir kommen.” Nun sagte sie: “du da, konnte denn der Prinz keinen anderen als dich finden, um ihn mir als Bote herzuschicken?.

    Da lachte der Weise über ihre Worte und sagte: “Meine Herrin, lass dich nicht durch mein hässliches Gesicht und mein widerwärtiges Aussehen täuschen. Hättest du von mir erlangt, was der Prinz von mir erreichte, du würdest mich preisen. Nur um meines hässlichen Gesichtes und meiner abstoßenden Gestalt willen hat mich der Prinz zu seinem Boten erkürt, da ihn die Liebe zu dir mit Eifersucht plagt. Sonst hätte er wohl Mamelucken, Sklaven, Pagen, Eunuchen und Dienerschaft ohne Zahl.” Als die Prinzessin diese Worte von ihm vernahm, schien ihr die Sache richtig zu sein; ihm vertrauend, erhob sie sich, legte ihre Hand in die seinige und fragte ihn: “Mein Vater, was hast du für mich zum Aufsitzen mitgebracht?” Da versetzte er: “Meine Herrin, du sollst auf dem Pferd reiten, auf welchem du hergekommen bist.” Sie erwiderte: “Ich kann nicht allein auf ihm reiten.” Bei diesen Worten lächelte der Weise, da er sah, dass er sie in seine Gewalt bekommen hatte und sagte zu ihr: “Ich selbst werde mit dir reiten.” Hierauf stieg er aufs Pferd, nahm das Mädchen hinter sich und band sie fest an sich, ohne dass sie wusste, was er mit ihr vorhatte. Dann drehte er den Aufstiegswirbel, der Leib des Pferdes füllte sich mit Luft an, es regte sich und schwankte und wankte hin und her und stieg in die Luft empor, bis die Stadt ihren Blicken entschwand. Da rief das Mädchen: “du da, wo sind deine Worte, dass dich der Prinz zu mir geschickt hat?” Der Weise erwiderte: “Allah verdamm den Prinzen, er ist ein ganz gemeiner, elender Lump.” “Wehe dir”, rief die Prinzessin, “wie kannst du dem Befehl deines Herrn ungehorsam sein?” Der Weise aber entgegnete: “Er ist nicht mein Herr; weißt du, wer ich bin?” Sie erwiderte: “Ich weiß nichts anders, als was du mir selber von dir gesagt hast.” Da sagte er: “Was ich dir sagte, war nur eine List gegen dich und den Prinzen. Lange beklagte ich den Verlust dieses Pferdes, das unter dir ist, denn es war mein Werk und er hatte sich seiner bemächtigt. Jetzt aber habe ich es wieder in meine Gewalt gebracht und dich dazu; wie er mein Herz verbrannt hat, so verbrenne ich jetzt das seinige und niemals soll er das Pferd und dich wiederbekommen.” Als das Mädchen seine Worte vernahm, schlug es sich vors Gesicht und klagte: “Ach, nun hab ich weder den Geliebten gewonnen, noch bin ich bei Vater und Mutter geblieben!” Darauf weinte sie laut über das Leid, das sie betroffen hatte, während der Weise mit ihr nach dem Lande Rum zog, wo er sich mit ihr auf einer grünen Wiese mit vielen Bächen und Bäumen niederließ. Jene Wiese lag aber nahe bei einer Stadt, in welcher ein mächtiger König herrschte und es traf sich, dass der König gerade an jenem Tage aus der Stadt zur Jagd und zur Erholung ausgezogen war und an jener Wiese vorüber kam, wo er den Weisen und neben ihm das Pferd und das Mädchen stehen sah. Ehe sich’s der Weise versah, stürzten sich plötzlich die Sklaven des Königs auf ihn und nahmen ihn, das Mädchen und das Pferd und führten alle drei vor den König, welcher beim Anblick des hässlichen Gesichts des Weisen und seiner widerwärtigen Gestalt und der Schönheit und Anmut des Mädchens dieses fragte: “Meine Herrin, wie bist du mit diesem Scheich verwandt?” Da gab der Weise eilends Antwort und sagte: “Sie ist mein Weib und meines Vaterbruders Tochter.” Doch sobald das Mädchen seine Worte vernahm, zieh es ihn der Lüge und sagte: “O

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