Märchen aus 1001 Nacht
Einholung in feierlicher Prozession mit allen geziemenden Ehren zurechtzumachen. Und so trat er zu ihr heran und küsste die Erde vor ihr, worauf sie ihren Blick zu ihm hob und ihn anschaute. Als sie sah, dass er ein schrecklich hässliches Gesicht und eine widerwärtige Gestalt hatte, fragte sie ihn: âWer bist du?â Er entgegnete: âMeine Herrin, ich bin der Bote, welchen der Prinz zu dir entsendet hat und dem er befohlen hat, dich in einen anderen Garten nahe der Stadt zu bringen.â Als sie dies von ihm vernahm, fragte sie ihn: âUnd wo ist der Prinz?â Er erwiderte: âEr weilt in der Stadt bei seinem Vater und wird sogleich in feierlichem Aufzuge zu dir kommen.â Nun sagte sie: âdu da, konnte denn der Prinz keinen anderen als dich finden, um ihn mir als Bote herzuschicken?.
Da lachte der Weise über ihre Worte und sagte: âMeine Herrin, lass dich nicht durch mein hässliches Gesicht und mein widerwärtiges Aussehen täuschen. Hättest du von mir erlangt, was der Prinz von mir erreichte, du würdest mich preisen. Nur um meines hässlichen Gesichtes und meiner abstoÃenden Gestalt willen hat mich der Prinz zu seinem Boten erkürt, da ihn die Liebe zu dir mit Eifersucht plagt. Sonst hätte er wohl Mamelucken, Sklaven, Pagen, Eunuchen und Dienerschaft ohne Zahl.â Als die Prinzessin diese Worte von ihm vernahm, schien ihr die Sache richtig zu sein; ihm vertrauend, erhob sie sich, legte ihre Hand in die seinige und fragte ihn: âMein Vater, was hast du für mich zum Aufsitzen mitgebracht?â Da versetzte er: âMeine Herrin, du sollst auf dem Pferd reiten, auf welchem du hergekommen bist.â Sie erwiderte: âIch kann nicht allein auf ihm reiten.â Bei diesen Worten lächelte der Weise, da er sah, dass er sie in seine Gewalt bekommen hatte und sagte zu ihr: âIch selbst werde mit dir reiten.â Hierauf stieg er aufs Pferd, nahm das Mädchen hinter sich und band sie fest an sich, ohne dass sie wusste, was er mit ihr vorhatte. Dann drehte er den Aufstiegswirbel, der Leib des Pferdes füllte sich mit Luft an, es regte sich und schwankte und wankte hin und her und stieg in die Luft empor, bis die Stadt ihren Blicken entschwand. Da rief das Mädchen: âdu da, wo sind deine Worte, dass dich der Prinz zu mir geschickt hat?â Der Weise erwiderte: âAllah verdamm den Prinzen, er ist ein ganz gemeiner, elender Lump.â âWehe dirâ, rief die Prinzessin, âwie kannst du dem Befehl deines Herrn ungehorsam sein?â Der Weise aber entgegnete: âEr ist nicht mein Herr; weiÃt du, wer ich bin?â Sie erwiderte: âIch weià nichts anders, als was du mir selber von dir gesagt hast.â Da sagte er: âWas ich dir sagte, war nur eine List gegen dich und den Prinzen. Lange beklagte ich den Verlust dieses Pferdes, das unter dir ist, denn es war mein Werk und er hatte sich seiner bemächtigt. Jetzt aber habe ich es wieder in meine Gewalt gebracht und dich dazu; wie er mein Herz verbrannt hat, so verbrenne ich jetzt das seinige und niemals soll er das Pferd und dich wiederbekommen.â Als das Mädchen seine Worte vernahm, schlug es sich vors Gesicht und klagte: âAch, nun hab ich weder den Geliebten gewonnen, noch bin ich bei Vater und Mutter geblieben!â Darauf weinte sie laut über das Leid, das sie betroffen hatte, während der Weise mit ihr nach dem Lande Rum zog, wo er sich mit ihr auf einer grünen Wiese mit vielen Bächen und Bäumen niederlieÃ. Jene Wiese lag aber nahe bei einer Stadt, in welcher ein mächtiger König herrschte und es traf sich, dass der König gerade an jenem Tage aus der Stadt zur Jagd und zur Erholung ausgezogen war und an jener Wiese vorüber kam, wo er den Weisen und neben ihm das Pferd und das Mädchen stehen sah. Ehe sichâs der Weise versah, stürzten sich plötzlich die Sklaven des Königs auf ihn und nahmen ihn, das Mädchen und das Pferd und führten alle drei vor den König, welcher beim Anblick des hässlichen Gesichts des Weisen und seiner widerwärtigen Gestalt und der Schönheit und Anmut des Mädchens dieses fragte: âMeine Herrin, wie bist du mit diesem Scheich verwandt?â Da gab der Weise eilends Antwort und sagte: âSie ist mein Weib und meines Vaterbruders Tochter.â Doch sobald das Mädchen seine Worte vernahm, zieh es ihn der Lüge und sagte: âO
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