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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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meine Base aus dem Bade zurück kam, breiteten wir das Tischtuch aus, aßen und saßen noch eine Zeit lang beim Wein wie gewöhnlich, worauf ich meinen üblichen Trank vor dem Schlafengehen verlangte. Als sie ihn mir gereicht hatte, wendete ich mich ab und tat, als ob ich ihn wie gewöhnlich tränke, goss ihn aber in den Ärmel und legte mich sofort nieder. Da sagte sie: “Schlaf! Ach, dass du doch nie mehr erwachtest! Bei Allah, mich ekelt vor dir und deiner Gestalt und meine Seele ist deiner Gesellschaft überdrüssig.” Dann stand sie auf, legte ihre besten Kleider an, parfümierte sich, gürtete sich ein Schwert um, öffnete das Schlosstor und schritt hinaus. Sofort erhob ich mich und folgte ihr aus dem Schloss durch die Straßen der Stadt, bis sie beim Stadttor anlangte. Hier sprach sie einige unverständliche Worte, worauf die Schlösser abfielen und die Tore sich öffneten. Ich folgte ihr auch hier, ohne dass sie es merkte, bis sie zwischen den Aasgruben bei einem Kastell mit einer aus Lehm errichteten Kuppel anlangte, in dessen Tür sie eintrat, während ich auf das Dach der Kuppel stieg, von wo ich auf sie hinunterschauen konnte. Ich sah nun, wie sie bei einem schwarzen Sklaven eintrat, der in elendem Zustande auf einem Rohrbündel lag und mit seinen Lippen, von denen eine über die andere hing, den Sand vom Boden auflas. Wie sie vor ihm die Erde küsste, hob der Sklave den Kopf nach ihr und sagte: “Wehe dir, wo hast du bis jetzt gesteckt? Die Schwarzen waren mit ihren Liebsten hier und zechten, ich aber hatte deinetwegen keine Lust zum Trinken.” Darauf antwortete sie:
    â€œAch, mein Herr und Geliebter meines Herzens, weißt du nicht, dass ich mit dem Sohn meines Onkels vermählt bin, dessen Anblick mir verhasst ist und dessen Gesellschaft meine Seele verabscheut? Wäre ich nicht um deinetwillen besorgt, hätte ich die Stadt längst zu Trümmern verwandelt, in denen Eulen und Raben krächzen und ihre Steine hinter den Berg Kaf geschafft.” Der Sklave antwortete ihr jedoch: “Du lügst, Dirne! Ich aber schwöre dir bei der Ehre der Schwarzen, so wahr die Mannhaftigkeit der Schwarzen höher steht als die der Weißen: Bleibst du noch einmal bis zu solch später Stunde aus, so werde ich keinen Umgang mehr mit dir pflegen und dich nicht mehr bei mir ruhen lassen. Verräterin, hast du mich nicht deiner Lüste willen allein gelassen? du stinkende, gemeinste aller Weißen!” Als ich diese Worte zwischen ihnen vernahm und mit eigenen Augen ansah, was sich zwischen ihnen zutrug, wurde die Welt vor mir Dunkelheit und ich vergaß, wo ich mich befand. Meine Base aber stand weinend und sich demütigend da und bat ihn: “Ach, mein Geliebter und Frucht meines Herzens, ich habe außer dir niemand mehr; willst du mich auch verstoßen, dann wehe mir, O mein Geliebter, mein Augenlicht!” So weinte sie und demütigte sich in einem fort, bis er sich zufrieden gab. Da wurde sie wieder froh, legte ihre Kleider ab und fragte ihn: “Mein Herr, hast du etwas für deine Sklavin zu essen?” Er antwortete: “Nimm den Deckel vom Becken, du findest darunter Knochen von gesottenen Mäusen, iss sie und nage sie ab; dann geh zu jenem Topf und trink von dem Bier, das darin ist!” Nun aß und trank sie, wusch sich die Hände und legte sich an seine Seite auf das Rohr, mit seinen Lumpen und Fetzen sich zudeckend. Wie ich alles dies von meiner Base sah, wurde ich ganz von Sinnen; ich stieg von der Kuppel hinunter, trat bei ihnen ein und fasste das Schwert meiner Base, um beide zu ermorden. Zuerst versetzte ich dem Sklaven einen Hieb in den Hals und glaubte schon, es ihm heimgezahlt zu haben, da er schwer röchelte, doch hatte ich ihm nur die Kehle, die Haut und das fette Fleisch durchschlagen.
    Als sich meine Base nun rührte, ging ich fort; sie aber stand auf, steckte das Schwert an seinen Platz, kam wieder in die Stadt und legte sich im Schloss auf mein Lager zur Ruhe. Am nächsten Morgen bemerkte ich, dass sich meine Base das Haar abgeschnitten und Trauerkleider angelegt hatte. Zur Erklärung sagte sie zu mir: “Vetter, schilt mich nicht darüber, ich habe Nachricht bekommen, dass meine Mutter gestorben, mein Vater im Glaubenskrieg gefallen, einer meiner beiden Brüder durch Schlangenbiss umgekommen und der andere verschüttet ist; es ist daher wohl meine Pflicht, zu weinen und zu

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