Märchen aus 1001 Nacht
während die Alte nun alle Sachen, die sich in der Färberei befanden, zusammenraffte. Einem vorüber kommenden Eseltreiber, einem Haschischesser, der seit einer Woche nichts zu tun gehabt hatte, rief sie zu: âKomm her, Eseltreiber!â Als er nun zu ihr kam, fragte sie ihn: âKennst du meinen Sohn, den Färber?â Er entgegnete ihr: âIch kenne ihn.â Da sagte sie: âDer Unglückliche ist bankrott und beladen mit Schulden und jedesmal, wenn er eingesperrt wird, löse ich ihn aus. Wir wollen nun seine Zahlungsunfähigkeit beweisen und ich bin auf dem Wege, die Sachen ihren Besitzern wieder zuzustellen. Ich möchte daher den Esel von dir haben, um die Sachen auf ihm den Leuten hinzuschaffen und will dir diesen Dinar als Miete für ihn geben.
Wenn ich fort bin, so nimm die Handsäge, schöpfe die Bottiche aus und vernichte sie samt den Krügen, dass, wenn ein Beamter vom Kadi kommt, er nichts mehr in der Färberei vorfindet.â Der Eseltreiber erwiderte: âIch schulde dem Meister vielen Dank und will es um Allahs willen tun.â Hierauf nahm sie die Sachen, lud sie auf den Esel und zog, von dem Schützer beschützt, zu ihrem Hause ab. Als sie bei ihrer Tochter Seinab eintrat, rief ihr diese entgegen: âMein Herz war bei dir, meine Mutter; was für Streiche hast du ausgeübt?â Sie erwiderte: âIch habe vier Personen begaunert: einen jungen Kaufmann, die Frau eines Hauptmanns, einen Färber und einen Eseltreiber und bringe dir alle ihre Sachen auf dem Esel des Eseltreibers.â Da sagte ihre Tochter: âAch, meine Mutter, du wirst jetzt nie mehr durch die Stadt gehen dürfen aus Furcht vor dem Hauptmann, dessen Frau du ihrer Sachen beraubt hast, vor dem jungen Kaufmann, den du ausgezogen, vor dem Färber, aus dessen Färberei du die Sachen der Leute gestohlen hast und vor dem Eseltreiber, dem Besitzer des Esels.â
Sie versetzte jedoch: âPah, meine Tochter, ich kehre mich um keinen von ihnen als um den Eseltreiber, der mich kennt.â Was nun aber den Färbermeister anlangt, so hatte er das Fleischgericht mit Brot besorgt und lieà es von seinem Diener auf dem Kopf sich nachtragen. Auf seinem Wege kam er an seiner Färberei wieder vorüber und als er nun hier den Eseltreiber die Bottiche zerschlagen und in ihnen weder Zeug noch Flüssigkeit und die ganze Färberei in Trümmern daliegen sah, rief er dem Eseltreiber zu: âLass deine Hand davon ab, Eseltreiber!â Da lieà der Eseltreiber seine Hand davon ab und rief: âGelobt sei Allah für dein Wohlsein! O Meister, mein Herz war bei dir.â Da fragte er: âWeshalb? Und was ist mir denn zugestoÃen?â Der Eseltreiber erwiderte: âdu bist bankrott geworden und sie haben darüber eine Urkunde ausgefertigt.â âUnd wer hat dir das gesagt?â fragte der Färber. Der Eseltreiber erwiderte: âdeine Mutter sagte es mir und befahl mir, die GefäÃe zu zerschlagen und die Krüge auszuschöpfen, damit der Beamte nichts in der Färberei vorfände, wenn er käme.â Der Färber versetzte: âAllah verdamme mich, meine Mutter ist seit langer Zeit tot!â Dann schlug er sich vor die Brust mit der Hand und rief: âAch, um den Verlust meines Gutes und des Gutes der Leute!â Während der Eseltreiber nun seinerseits auch zu weinen anhob und rief: âAch, um den Verlust meines Esels!â und zu dem Färber sagte: âGib mir meinen Esel wieder, den mir deine Mutter nahm.â Da packte der Färber den Eseltreiber und bearbeitete ihn mit der Faust, indem er dabei rief: âSchaff mir das alte Weib her!â Während der Eseltreiber schrie: âSchaff du mir meinen Esel her!â bis sich das Volk in Menge um sie scharte und einer von den Leuten fragte: âWas gibtâs, Meister Mohammed?â Worauf der Eseltreiber entgegnete: âIch will euch die Geschichte erzählen.â Alsdann berichtete er ihm das Vorgefallene, indem er hinzusetzte: âIch glaubte, dem Meister einen guten Dienst zu erweisen, als er mich jedoch sah, schlug er sich an die Brust und schrie mich an: âMeine Mutter ist tot.â Ich aber verlange meinen Esel von ihm, da er mir diesen Streich gespielt hat, um mich um meinen Esel zu bringen.â Da sprachen die Leute: âMeister Mohammed, kennst du diese alte Frau, dass du sie mit der Obhut der Färberei und allem, was sich
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