Märchen aus 1001 Nacht
darin befand, betrautest?â Er versetzte: âIch kenne sie nicht, doch wohnt sie seit heute mit ihrem Sohn und ihrer Tochter bei mir.â Nun sagte einer: âNach meiner Meinung ist der Färber dem Eseltreiber für den Esel haftbar.â -âUnd aus welchem Grunde?â fragte ein anderer. âWeil der Eseltreiberâ, versetzte er, ânur deshalb der Alten traute und ihr seinen Esel gab, weil er sah, dass der Färber sie mit der Obhut der Färberei und allem, was sich darin befand, betraut hatte.â Wieder ein anderer sagte: âMeister, da sie bei dir wohnt, bist du verpflichtet, ihm den Esel wieder zu beschaffen.â Hierauf machten sie sich nach seinem Hause auf und das weitere von ihnen kommt noch.
Inzwischen wartete der junge Kaufmann, dass die Alte mit ihrer Tochter zu ihm käme, während die junge Frau ihrerseits wieder auf die Alte wartete, dass sie mit der Erlaubnis von Seiten ihres ekstatischen Sohnes käme, des Adjunkts des Scheichs Abu el- Hamlat. Da sie jedoch nicht zu ihr zurück kehrte, erhob sie sich, selber den Scheich zu besuchen und trat in den Saal ein, als mit einem Male der junge Kaufmann zu ihr sagte: âKomm her; wo ist deine Mutter, die mich hergebracht hat, dich zu heiraten?â Sie versetzte: âMeine Mutter ist tot; du aber, bist du der Sohn der Alten, der Ekstatiker und Adjunkt des Scheichs Abu el-Hamlat?â Er versetzte: âDas ist nicht meine Mutter, das ist eine alte Gaunerin, die mir meine Sachen und tausend Dinare dazu abgeschwindelt hat.â Da sagte die junge Frau: âUnd mich hat sie ebenfalls beschwindelt; sie brachte mich hierher, dass ich Abu el-Hamlat besuchte und brachte mich dabei um meine Sachen.â Hierauf sagte er: âIch halte mich wegen meiner Sachen und der tausend Dinare an dichâ, während die junge Frau ihrerseits erklärte: âUnd ich halte mich wegen meiner Sachen und meiner Schmuckstücke an dich; schaff mir deshalb deine Mutter her.â Während sie aber noch miteinander stritten, trat der Färber bei ihnen ein und fragte sie, als er den jungen Kaufmann und die junge Frau entkleidet sah: âSagt mir, wo eure Mutter ist.â Da erzählten ihm beide, was mit ihnen vorgefallen war, worauf der Färber rief: âAch, um den Verlust meines Gutes und des Gutes der Leute!â Während der Eseltreiber klagte: âAch, um meinen Esel! Färber, schaff mir meinen Esel wieder her!â Alsdann sagte der Färber: âDieses alte Weib ist eine Gaunerin, kommt, dass ich die Tür verschlieÃe.â Der junge Kaufmann erwiderte jedoch: âEs wäre eine Schande für dich, wenn wir in Sachen dein Haus betreten und es entkleidet verlassen.â Da kleidete der Färber beide und schickte die junge Frau nach Hause, von der wir nach der Heimkehr ihres Gatten von seiner Reise noch mehr hören werden. Der Färber aber verschloss die Färberei und sagte zum jungen Kaufmann: âKomm und lass uns nach der Alten suchen, dass wir sie dem Wali übergeben.â Hierauf begab er sich mit ihm und dem Eseltreiber zum Wali und sie führten alle drei Klage vor ihm, worauf der Wali sie fragte: âWas wollt ihr, ihr Leute?â Als sie ihm nun das Vorgefallene berichtet hatten, sagte er zu ihnen: âWie viele alte Weiber gibtâs nicht in der Stadt! Geht fort und sucht nach ihr und wenn ihr sie gepackt habt, so will ich sie schon zum Geständnis bringen.â Da suchten sie rings in der ganzen Stadt nach ihr und es soll noch mehr von ihnen erzählt werden. Inzwischen aber sagte die Alte, die verschlagene Delila, zu ihrer Tochter Seinab: âMeine Tochter, ich habe einen neuen Streich vor.â Ihre Tochter entgegnete: âMeine Mutter, ich fürchte für dich.â Sie versetzte jedoch: âIch bin wie Bohnenabfall, wasser- und feuerfest.â Hier auf erhob sie sich, kleidete sich wie eine Dienerin vornehmer Leute und ging hinaus, nach einem neuen Streich auslugend. Auf ihrem Wege kam sie auch an einer mit Zeug belegten StraÃe vorüber, in welcher Lampen aufgehängt waren und in der sie Gesang und Tamburinwirbel hörte und eine Sklavin erblickte, die auf ihrer Schulter einen Knaben in silberverbrämten Hosen, hübschen Kleidern und samtnem Mantel trug, der auf dem Haupt einen perlenbesetzten Tarbusch und um den Nacken ein goldenes, mit Edelsteinen besetztes Halsband hatte. Jenes Haus aber gehörte dem Obmann der
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