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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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“Der Esel ist bei mir, du Armer! Komm her und nimm ihn, bei meinem Leben, ich will ihn dir in deine Hand geben.” Alsdann nahm er ihn und führte ihn in einen dunklen Raum, wo er ihn mit einem Fausthieb zu Boden schlug, worauf sie ihn zerrten und ihm Hände und Füße banden. Da erhob sich der Barbier, zog ihm zwei Backenzähne aus und brannte ihn auf jeder Schläfe, um ihn dann wieder loszulassen. Dann stand er auf und fragte ihn: “Barbier, weshalb hast du mir dies angetan?” Der Barbier erwiderte: “deine Mutter sagte mir, du seiest durch eine Erkältung bei einer Krankheit geistig verstört und riefest beim Gehen, Stehen und Sitzen nur immer: “Mein Esel! Mein Esel!” Und nun hast du deinen Esel in deiner Hand.” Da rief der Eseltreiber: “Allah straf dich dafür, dass du mir die Zähne ausgezogen hast!” Worauf der Barbier entgegnete: “deine Mutter hat es mir befohlen” und ihm alle ihre Worte erzählte. Der Eseltreiber versetzte: “Allah peinige sie!” und ging, sich mit dem Barbier herumzankend, aus dem Laden. Als dieser aber wieder seinen Laden betrat, fand er nichts darin, da die Alte, während der Barbier mit dem Eseltreiber den Laden verlassen hatte, diesen völlig ausgeräumt hatte und dann zu ihrer Tochter gegangen war, der sie alle ihre Erlebnisse und ihren Streich erzählte. Wie nun der Barbier seinen leeren Laden sah, packte er den Eseltreiber und schrie ihn an: “Schaff mir deine Mutter her.” Der Eseltreiber versetzte: “Sie ist nicht meine Mutter; sie ist eine Gaunerin, die schon viele Leute beschwindelt und mir meinen Esel fortgenommen hat.” Und siehe da! Mit einem Male kamen der Färber, der Jude und der junge Kaufmann an. Als sie den Barbier den Eseltreiber festhalten und diesen auf beiden Schläfen gebrannt sahen, fragten sie ihn: “Was ist mit dir vorgefallen, Eseltreiber?” Da erzählten ihnen beide, der Eseltreiber sowohl wie der Barbier, ihre Geschichte, worauf sie zu dem Barbier sagten: “Diese alte Vettel ist eine Gaunerin, die uns ebenfalls beschwindelt hat” und ihm ihre Geschichte erzählten. Da verschloss der Barbier seinen Laden und begab sich mit ihnen zum Haus des Walis, zu dem sie sprachen: “Wir halten uns an dich wegen unserer Sache und unseres Geldes.” Der Wali versetzte: “Wie viele alte Weiber gibt’s nicht in der Stadt! Kennt sie einer von euch?” Der Eseltreiber erwiderte: “Ich kenne sie. Gib mir jedoch zehn deiner Hatschiere mit.” Und so machte sich denn der Eseltreiber mit den Häschern des Walis auf den Weg, gefolgt von den anderen und suchte die ganze Stadt nach ihr ab, bis er auf die alte Delila stieß und sie mit den Häschern zu packen bekam. Dann kehrten sie mit ihr zum Wali zurück und stellten sich unter das Schlossfenster, bis der Wali herauskäme. Da aber die Häscher von dem langen Wachen mit dem Wali müde waren, schliefen sie ein und nun stellte sich die Alte ebenfalls, als ob sie schliefe, worauf der Eseltreiber und seine Gefährten gleichfalls einschliefen.

    Dann stahl sie sich von ihnen fort und trat in den Harem des Walis ein, wo sie seiner Frau die Hand küsste und sie fragte: “Wo ist der Wali?” Seine Frau antwortete ihr: “Er schläft; was wünschest du?” Sie versetzte: “Siehe, mein Mann ist ein Sklavenhändler und gab mir fünf Mamelucken, die ich während seiner Abwesenheit auf einer Reise verkaufen sollte. Nun traf mich der Wali und kaufte sie für zwölfhundert Dinare von mir, indem er zu mir sagte: “Bringe sie zu mir.” Und so hab ich sie gebracht.” Nun hatte aber der Wali seiner Frau tausend Dinare gegeben und zu ihr gesagt: “Bewahre sie, damit wir dafür Mamelucken kaufen.” Als sie daher diese Worte von der Alten vernahm, hielt sie sie für wahr und fragte sie: “Wo sind die Mamelucken?” Die Alte erwiderte: “Meine Herrin, sie schlafen unter dem Fenster deines Schlosses.” Da schaute die Herrin aus dem Fenster und als sie dort den Barbier in der Tracht eines Mamelucken und den jungen Kaufmann ebenfalls wie einen Mamelucken und den Färber, den Eseltreiber und den Juden gleichfalls wie geschorene Mamelucken erblickte, sagte sie: “Von diesen Mamelucken ist jeder mehr als tausend Dinare wert” und gab, die Kiste öffnend, der Alten tausend Dinare, indem sie dabei sprach:

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