Märchen aus 1001 Nacht
âEntferne dich jetzt, bis der Wali aufgestanden ist; wir wollen dir dann die zweihundert Dinare einhändigen.â Die Alte versetzte: âO meine Herrin, hundert Dinare mögen dir selbst zu deiner Erquickung dienen und die anderen hundert bewahre für mich, bis ich wiederkomme.â Dann setzte sie hinzu: âMeine Herrin, lass mich aus der Privattür hinaus.â Da lieà sie die Alte hinaus und der Schützer verhüllte sie, sodass sie unbemerkt zu ihrer Tochter gelangte, die sie fragte: âMeine Mutter, was hast du ausgerichtet?â Sie erwiderte: âMeine Tochter, ich habe der Gattin des Walis tausend Dinare abgegaunert, indem ich ihr die fünf, den Eseltreiber, den Juden, den Färber, den Barbier und den jungen Kaufmann, als Mamelucken verkaufte; jedoch, meine Tochter, kann mir keiner auÃer dem Eseltreiber gefährlich werden, da er mich kennt.â Ihre Tochter erwiderte: âO Mutter, bleib jetzt zu Hause sitzen und begnüge dich mit dem, was du bisher ausgerichtet hast, denn nicht alleweil bleibt der Krug heil.â Als nun der Wali aufgestanden war, sagte seine Frau zu ihm: âIch gratuliere dir zu den fünf Mamelucken, die du von der Alten gekauft hast.â Da fragte er sie: âWelche Mamelucken?â Sie versetz te: âWeshalb leugnest du es? So Allah will, können sie wie du Ãmter bekleiden.â Der Wali entgegnete ihr jedoch: âBei deines Hauptes Leben, ich habe keine Mamelucken gekauft. Wer hat das gesagt?â Sie erwiderte: âDie alte Mäklerin, von der du sie kauftest und der du tausend Dinare als Kaufpreis und zweihundert als Maklergebühren versprachst.â Nun fragte er seine Frau: âHast du ihr etwa das Geld gegeben?â Sie versetzte: âJa und ich sah mit meinen eigenen Augen die Mamelucken, von denen jeder einen Anzug im Werte von tausend Dinaren anhatte. Infolgedessen schickte ich auch die Hauptleute der Wache hinaus, sie zu bewachen.â Da ging der Wali hinunter und fragte die Hauptleute, als er den Juden, den Eseltreiber, den Barbier, den Färber und den jungen Kaufmann sah: âHauptleute, wo sind die fünf Mamelucken, die wir von der Alten für tausend Dinare kauften?â Sie versetzten: âHier sind keine Mamelucken und wir sahen weiter niemand als diese fünf, welche die Alte zu packen bekommen und Hand an sie gelegt hatten. Wir schliefen dann ein und sie stahl sich fort und ging in den Harem, aus dem hernach eine Sklavin zu uns kam und uns fragte: âSind die fünf Leute, welche die Alte brachte, bei euch?â, worauf wir erwiderten: âJa.ââ Da rief der Wali: âBei Allah, das ist die gröÃte Gaunerei!â Die fünf aber riefen: âWir halten uns wegen unserer Sachen an dich.â Worauf der Wali ihnen entgegnete: âeure Herrin, die Alte, hat euch mir für tausend Dinare verkauft.â Da riefen sie: âDas ist nicht von Allah erlaubt, wir sind Freie und können nicht verkauft werden. Wir werden mit dir vor den Kalifen gehen.â Der Wali versetzte darauf: âihr allein habt der Alten den Weg zu meinem Hause gezeigt und ich will jeden von euch für zweihundert Dinare auf die Galeeren verkaufen.â
Während sie noch miteinander hin und her stritten, kam der Emir Hassan Scharr et-Tarik von seiner Reise zurück und traf seine Frau ohne Kleider an; als sie ihm den ganzen Vorfall erzählt hatte, erklärte er: âIch halte mich an niemand anders als den Wali.â Dann begab er sich zu ihm und sagte zu ihm: âLässt du die alten Weiber in der Stadt herumgehen und den Leuten ihr Gut abgaunern? Das ist deines Amtes und wegen der Sachen meiner Frau halte ich mich an dich.â Hierauf fragte er die fünf: âWas habt ihr vorzubringen?â
 Worauf sie ihm alles Vorgefallene erzählten. Da sagte er zu ihnen: âeuch ist Unrecht geschehenâ und sich zum Wali wendend, sprach er: âWeshalb sperrst du sie ein?â Er erwiderte: âNur die fünf da haben der Alten den Weg zu meinem Hause gezeigt, dass sie mir tausend Dinare abschwindelte, indem sie sie meinem Harem verkaufte.â Da sprachen die fünf: âO Emir Hassan, du bist unser Sachwalter in diesem Streitfall.â Hierauf sagte der Wali zum Emir Hassan: âIch stehe für die Sachen deiner Frau ein und will mich für die Alte verbürgen; wer aber von euch kennt sie?â Alle erwiderten: âWir kennen sie;
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