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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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durch Licht, das durch Luftlöcher und runde Öffnungen in der Decke des Felsens fiel, erhellt wurde. Er hatte nichts als das tiefste Dunkel in dieser Räuberhöhle zu finden geglaubt und war überrascht, den ganzen Raum mit Ballen, die allerlei Stoffe enthielten und vom Boden an bis zur Decke mit Kamellasten von Seide, Brokat und gestickten Tuchen und Haufen über Haufen von bunten Teppichen erfüllt zu sehen; außerdem gewahrte er zahllose und unberechenbare Mengen von Gold- und Silbermünzen, die teils auf den Boden geschüttet, teils in ledernen Beuteln und Säcken untergebracht waren. Als er dieses Geld und Gut in so reicher Menge erblickte, stand für ihn fest, dass nicht während einiger Jahre, sondern allein in langen Generationen Diebe ihren Gewinn und Raub hier angehäuft haben konnten. Die Tür hatte sich, nachdem er die Höhle betreten hatte, hinter ihm geschlossen, doch war er nicht erschrocken, da er die Zauberworte im Gedächtnis behalten hatte; er kümmerte sich auch nicht um die kostbaren Stoffe, die rings um ihn lagen, sondern machte sich allein mit den Säcken von Aschrafis zu schaffen. Von diesen trug er so viele hinaus, als er für eine hinreichende Last für seine Esel erachtete. Dann lud er sie auf seine Tiere und bedeckte die Beute mit Reisig und Holz, damit keiner die Beutel erkennen könnte, sondern glaubte, dass er seine gewöhnliche Ware nach Hause schaffte. Zum Schluss rief er: “Sesam, tue dich zu!” und sogleich schloss sich die Tür, denn der Zauber wirkte so, dass sich das Portal sofort schloss, wenn jemand die Höhle betreten hatte; war er jedoch wieder aus ihr herausgekommen, so schloss es sich nicht eher, als bis er die Worte: “Sesam, tue dich zu!” gesprochen hatte.
    Nachdem er seine Esel beladen hatte, trieb er sie so schnell wie möglich vor sich her zur Stadt und zu Hause angelangt, jagte er sie in den Hof; dann schloss er die Außentür fest zu und nahm zuerst das Reisig und Holz ab, worauf er die Goldsäcke zu seiner Frau herein trug. Als diese sie befühlte und voll Gold fand, hatte sie Ali Baba in Verdacht, geraubt zu haben und schalt und tadelte ihn für solch ein übles Tun. Hierauf sagte Ali Baba zu seiner Frau: “Ich bin kein Räuber, freue dich lieber mit mir über unser Glück.” Alsdann erzählte er ihr sein Abenteuer und begann das Gold aus den Säcken in Haufen vor ihr auszuschütten, sodass ihr Gesicht von dem Glanz geblendet wurde und ihr Herz bei der Erzählung seines Abenteuers frohlockte. Sie begann das Gold zu zählen, doch rief ihr Ali Baba zu: “du törichtes Weib, wie lange willst du das Gold um- und umkehren? Lass mich eine Grube graben, in der ich diesen Schatz verstecken kann, damit niemand von seinem Geheimnis erfährt.” Sie versetzte: “du hast recht; jedoch möchte ich das Gold wägen, um eine Vorstellung zu seinem Betrag zu haben.” Er erwiderte: “Wie es dir beliebt, aber sag keinem etwas davon.” Da eilte sie zu Karims Haus, um sich Gewichte und eine Waage zu leihen, damit sie die Aschrafis wägen und ihren Wert berechnen könnte. Als sie Karim nicht finden konnte, sagte sie zu seiner Frau: “Ich bitte dich, leihe mir die Waage für einen Augenblick.” Ihre Schwägerin versetzte: “Brauchst du die große oder die kleine Waage?” Sie erwiderte: “Ich brauche nicht die große; gib mir die kleine.” Hierauf sagte ihre Schwägerin: “Warte hier einen Augenblick, während ich mich nach der Waage umsehe.” Unter diesem Vorwand ging Karims Frau beiseite und strich etwas Wachs und Talg auf die Waagschale, um zu erfahren, was Ali Babas Frau wägen wollte, denn sie war sicher, dass etwas von dem, was sie wog, an dem Wachs und Fett kleben bleiben würde. In dieser Weise benutzte die Frau die Gelegenheit, ihre Neugierde zu befriedigen, worauf Ali Babas Frau ahnungslos die Waage nach Hause trug und das Gold abzuwägen begann, während Ali Baba das Loch grub. Als sie dann alles Gold abgewogen hatte, packten beide es ins Loch, das sie wieder sorgfältig mit Erde zudeckten. Dann trug sie die Waage wieder zu ihrer Schwägerin zurück, ohne zu bemerken, dass ein Aschrafi an der Waagschale kleben geblieben war. Als aber Karims Frau das Goldstück erblickte, raste sie vor Neid und Zorn, indem sie bei sich sprach: Steht es so! Sie borgten meine Waage, um Aschrafis zu

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