Märchen aus 1001 Nacht
besagt, dass du den Beutel von mir erhalten hast. Ich fürchte, mein Herr wird mir nicht glauben, dass du den Beutel in Empfang genommen hast, wenn du mir nicht einen Schein für ihn ausstellst und dein Siegel darunter setzest!â Da ging der Wechsler ins Haus zurück, um den verlangten Schein über den Empfang des Beutels zu schreiben: der Dieb aber lief mit dem Beutel auf und davon und die Sklavin war vor der Strafe bewahrt.
Die Geschichte von der Frau, die dem Armen ein Almosen gab
Einst lieà ein König dem Volke seines Reiches verkünden: âWenn einer von euch irgendein Almosen gibt, so werde ich ihm die Hand abschlagen lassen!â Da enthielten sich alle Leute der Wohltätigkeit und keiner konnte mehr seinem Nächsten ein Almosen spenden. Nun begab es sich eines Tages, dass ein Bettler, den der Hunger plagte, zu einer Frau kam und sie bat: âGib mir doch ein Almosen!â Sie aber sagte: âWie kann ich dir ein Almosen geben, da doch der König einem jeden, der ein Almosen spendet, die Hand abschlagen lässt?â Dennoch fuhr er fort: âIch bitte dich um Allahs des Erhabenen willen, gib mir ein Almosen!â Wie er sie nun um Allahs Willen bat, hatte sie Mitleid mit ihm und schenkte ihm zwei Brote. Doch die Kunde davon drang zum König und er befahl, sie herbeizuholen. Als sie zu ihm kam, lieà er ihr die Hände abschlagen; und sie begab sich wieder in ihr Haus. Nach einer Weile begab es sich, dass der König zu seiner Mutter sprach: âIch will mich vermählen; drum gib mir eine schöne Frau zum Weibe!â Sie antwortete: âUnter meinen Sklavinnen ist ein Weib, wie kein schöneres gefunden werden kann; doch sie hat einen groÃen Fehler.â Als er fragte: âWas ist denn das?â erwiderte sie: âihr sind die Hände abgeschlagen!â Aber der König fuhr fort: âIch will sie sehen!â Da brachte die Königin sie zu ihm; und als er sie erblickte, wurde er von ihr hingerissen, er vermählte sich mit ihr und ging zu ihr ein. Jene Frau war es gewesen, die dem Bettler die beiden Brote gegeben hatte und der er deshalb die Hände hatte abschlagen lassen. Als er sich nun mit ihr vermählt hatte, wurden die anderen Frauen des Königs neidisch auf sie und sie schrieben ihm, als sie einen Sohn geboren hatte, sie sei eine Ehebrecherin. Darauf sandte der König ein Schreiben an seine Mutter, in dem er ihr befahl, die Frau in die Wüste zu bringen und dort zu verlassen; dann solle sie selbst allein zurück kehren. Die Mutter führte diesen Befehl aus; sie brachte die Frau in die Wüste und kehrte dann allein zurück. Da begann die Frau über ihr Schicksal zu weinen und sie klagte so bitterlich, dass ihrem Schmerz kein anderer glich. Und während sie mit dem Knäblein auf der Schulter dahinwanderte, kam sie an einem Bache vorbei; und sie kniete nieder, um zu trinken,  denn heftiger Durst quälte sie,
da sie so lange gewandert und so müde und traurig war. Doch während sie sich vornüber beugte, fiel das Kind ins Wasser. Nun saà sie da und weinte bittere Tränen um ihr Kind. Wie sie so weinte, kamen plötzlich zwei Männer an ihr vorbei und fragten sie: âWarum weinst du?â Sie antwortete ihnen: âIch trug ein Knäblein auf der Schulter, das ist ins Wasser gefallen!â Und weiter fragten sie: âWillst du, dass wir es dir wieder herausholen?â âJaâ, rief sie. Da beteten die beiden zu Allah dem Erhabenen und das Kind kam wohlbehalten und unversehrt wieder heraus. Nun fragten sie: âWillst du, dass Allah dir deine Hände wiedergebe, so wie sie gewesen sind?â âJaâ, erwiderte sie. Da beteten die beiden zu Allah, dem Hochgepriesenen und Erhabenen und ihre Hände wurden ihr zurückgegeben, noch schöner, als sie gewesen waren. Von neuem fragten sie: âWeiÃt du auch, wer wir sind?â âAllah ist allwissendâ, gab sie zur Antwort. Die beiden aber sagten: âWir sind deine beiden Brote, die du dem Bettler geschenkt hast. Das Almosen war ja der Grund, dass deine Hände abgeschlagen wurden. Doch nun lobe Allah den Erhabenen, der dir deine Hände und dein Kind zurückgegeben hat!â Da lobte und pries sie Allah den Erhabenen.
Ali Baba und die vierzig Räuber
In alten Zeiten wohnten in einer Stadt Persiens zwei Brüder, von denen der eine Karim und der andere Ali Baba hieÃ, die bei dem Tode ihres
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