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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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wägen! Und sie verwunderte sich höchlichst, woher solch ein armer Mann wie Ali Baba zu solchem Reichtum gekommen war, dass er ihn mit einer Waage wägen musste. Nachdem sie die Sache hin und her überlegt hatte, sagte sie zu ihrem Mann, als er gegen Abend heimkam: “O Mann, du hältst dich für einen reichen und vermögenden Mann, doch schau, dein Bruder Ali Baba ist im Vergleich zu dir ein Emir und weit reicher, als du bist. Er hat solche Haufen Gold, dass er sein Geld mit der Waage wägen muss, während du fürwahr zufrieden bist, es Stück für Stück zu zählen.” Karim fragte: “Woher weißt du dies?” Da berichtete ihm seine Frau als Antwort die ganze Geschichte mit der Waage und erzählte ihm, wie sie einen Aschrafi an der Waagschale kleben gefunden hatte; dann zeigte sie ihm das Goldstück, welches das Gepräge eines alten Königs trug.
    In seinem Neid und seiner Eifersucht und Habgier fand Karim während der ganzen Nacht keinen Schlaf und am nächsten Morgen erhob er sich in der Frühe und begab sich zu Ali Baba, zu dem er sagte: “O mein Bruder, allem Anschein nach bist du arm und mittellos; in Wirklichkeit aber besitzest du so große Schätze, dass du dein Gold mit der Waage wägen musst.” Ali Baba versetzte: “Was sprichst du da? Ich verstehe dich nicht; erkläre mir deine Worte.” Da entgegnete Karim aufgebracht: “Tu nicht so, als ob du meine Worte nicht verstündest und denke nicht, mich zu täuschen.” Hierauf zeigte er ihm den Aschrafi und rief: “du hast Tausende solcher Goldstücke beiseite gelegt; dieses hier fand meine Frau an der Waagschale kleben.” Da merkte Ali Baba, wie sein Bruder Karim und seine Frau erfahren hatten, dass er einen Haufen Aschrafis besaß und gedachte bei sich, dass es ihm nichts nützte, die Sache zu verheimlichen, sondern nur Unheil und Übelwollen hieraus entstehen würden; und so sah er sich bewogen, seinem Bruder alles in Betreff der Banditen und des in der Höhle verborgenen Schatzes zu erzählen. Als Karim die Geschichte vernommen hatte, rief er: “Ich möchte von dir die Stelle des Platzes, an dem du das Geld fandest, erfahren; ebenso möchte ich die Zauberworte wissen, durch welche sich die Tür öffnete und schloss. Ich mache dich zugleich darauf aufmerksam, dass ich, wenn du mir nicht die volle Wahrheit sagst, dem Wali von diesen Aschrafis Mitteilung mache, dass du all dein Geld verlierst und obendrein in Schande und ins Gefängnis kommst.” Da erzählte ihm Ali Baba alles, ohne die Zauberworte zu vergessen.
    Am nächsten Tage machte sich Karim, der auf alle diese Sachen gut Acht gegeben hatte, mit zehn gemieteten Maultieren auf den Weg und fand den Platz richtig heraus, wie Ali Baba ihn ihm beschrieben hatte. Als er zu dem Felsen und dem Baum, auf dem sich Ali Baba versteckt hatte, gelangte und sich vor der Tür vergewissert hatte, rief er in großer Freude: “Sesam, tue dich auf! “ Sofort sprang das Portal weit auf und Karim trat ein und gewahrte die Haufen von Juwelen und Schätzen, die rings aufgehäuft lagen; und sobald er mitten unter ihnen stand, verschloss sich die Tür wie gewöhnlich hinter ihm. In Entzücken schritt er umher und bewunderte die Schätze und als er des Staunens überdrüssig war, trug er so viele Beutel Aschrafis zusammen, wie die zehn Maultiere zu tragen vermochten und legte sie neben den Eingang in Bereitschaft, um sie hinauszutragen und auf die Tiere zu laden. Nach Allahs, des Erhabenen, Willen hatte er jedoch gänzlich die kabbalistischen Worte vergessen und rief: “Gerste, tue dich auf!” Da die Tür verschlossen blieb, rief er in seinem Staunen und seiner Bestürzung die Namen aller Getreidesorten mit Ausnahme von Sesam, der völlig seinem Gedächtnis entschwunden war, als hätte er den Namen nie gehört; und in seiner tiefen Bestürzung achtete er nicht auf die Aschrafis, die am Eingang aufgehäuft lagen, sondern schritt in der Höhle ratlos und hilflos auf und ab. Die Schätze, die eben noch sein Herz mit Freude und Entzücken erfüllt hatten, waren ihm nun die Ursache bitterer Trübsal und Traurigkeit geworden und schließlich gab er alle Hoffnung auf, mit dem Leben davonzukommen, das er durch seine Habsucht und seinen Neid ins Verderben gestürzt hatte. Um Mittag kehrten die Räuber zurück und sahen vor dem Eingang

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