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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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legte sie auf einen seiner Esel, sie mit Reisig und Holz bedeckend, damit niemand sie sehen könnte. Alsdann belud er die beiden anderen Esel mit Geldsäcken und deckte sie ebenfalls aufs sorgfältigste zu und als er mit allem fertig geworden war, verschloss er wieder den Eingang zur Höhle, indem er die Zauberworte sprach und machte sich mit aller Vorsicht und Behutsamkeit auf den Heimweg. Er übergab die Esel mit der Last Aschrafis seiner Frau und befahl ihr, die Beutel sorgfältig zu vergraben, doch erzählte er ihr nicht, wie er seinen Bruder Karim angetroffen hatte. Dann zog er mit dem dritten Esel, auf welchem der Leichnam seines Bruders lag, zum Haus der Witwe und pochte leise an die Tür.
    Nun hatte Karim eine schlaue und scharfsinnige Sklavin, namens Mardschane, die ebenso leise den Bolzen löste und Ali Baba mit seinem Esel in den Hof des Hauses ließ. Hierauf nahm er den Leichnam vom Rücken des Esels und sagte zu ihr: “O Mardschane, tummle dich und mache dich bereit, die Zeremonien zur Bestattung deines Herrn zu verrichten. Ich gehe jetzt, deiner Herrin die Nachricht zu überbringen und werde schnell wieder zurücckommen, um dir bei diesem Geschäft zu helfen.” In demselben Augenblick aber sah auch Karims Witwe ihren Schwager und rief: “O Ali Baba, was für Nachricht bringst du mir von meinem Gatten? Wehe, ich sehe die Zeichen des Kummers auf deinem Angesicht geschrieben. Sag schnell, was geschehen ist.” Da erzählte er ihr, wie es ihrem Gatten ergangen war, wie er von den Räubern erschlagen war und wie er den Leichnam heimgeschafft hatte. Er schloss seinen Bericht mit den Worten: “O meine Herrin, was geschehen ist, ist geschehen, doch geziemt es uns, die Sache geheim zu halten, da unser Leben davon abhängt.” Sie weinte bitterlich und versetzte: “Mit meinem Gatten geschah es nach dem Ratschluss des Schicksals; ich gebe dir mein Wort, dass ich um deiner Sicherheit willen die Sache geheim halten werde.” Ali Baba erwiderte: “Nichts hilft gegen Allahs Beschluss. Füge dich in Geduld, bis die Tage deiner Unnahbarkeit verstrichen sind; ich will dich dann zum Weib nehmen und du sollst ein angenehmes und bequemes Leben führen. Sei unbesorgt, dass dich meine Frau quälen oder dich mit ihrer Eifersucht verfolgen sollte, denn sie ist gütig und besitzt ein zart fühlendes Herz.” Indem die Witwe ihren Verlust laut bejammerte, versetzte sie: “Es sei so, wie es dir beliebt.” Alsdann verließ Ali Baba sie, während sie über ihren Gatten weinte und jammerte und kehrte zu Mardschane zurück, mit der er sich beriet, wie sie das Begräbnis ihres Bruders zuwege bringen könnten. Nach langem Beraten und vielem Ermahnen verließ er sie und kehrte, seinen Esel vor sich hertreibend, wieder heim. Sobald aber Ali Baba abgezogen war, begab sich Mardschane eiligst zum Laden eines Drogisten und verlangte von ihm, um die Sache besser zu verheimlichen, eine Droge, wie sie gewöhnlich bei Schwerkranken angewendet wird. Er gab sie ihr und fragte sie: “Wer liegt in deinem Hause so schwer darnieder, dass du diese Medizin gebrauchst?” Sie versetzte: “Mein Herr Karim ist todkrank; seit einer Reihe von Tagen hat er weder gesprochen noch etwas Speise zu sich genommen, sodass wir fast an seinem Leben verzweifeln.

    Am nächsten Tage kam Mardschane wieder zum Drogisten und verlangte mehr Medizin und solche Essenzen, wie man sie Kranken, die bereits an der Schwelle des Todes stehen, verabfolgt, damit der Sterbende vor dem Hinscheiden noch einmal zu sich kommt. Der Drogist gab ihr den Trank und indem sie ihn nahm, seufzte sie laut und sagte weinend: “Ich fürchte, er besitzt nicht mehr die Kraft, diesen Trank anzunehmen. Wenn ich zu Hause eintreffe, ist vielleicht schon alles vorüber.” Inzwischen wartete Ali Baba gespannt darauf, Weinen und Wehklagen in Karims Haus zu vernehmen, damit er auf dieses Zeichen hin dorthin eilen und an den Zeremonien des Leichenbegängnisses teilnehmen könne. Am nächsten Tage in der Frühe begab sich Mardschane mit verschleiertem Gesicht zu einem alten Schneider, namens Baba Mustafa, dessen Handwerk es war, Leichentücher und Totenlaken zu nähen und als sie ihn seinen Laden öffnen sah, gab sie ihm ein Goldstück und sagte zu ihm: “Leg dir eine Binde um die Augen und folge mir.” Mustafa stellte sich, als hätte er keine Lust, sie zu

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