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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Mardschane beobachtete ihn indessen scharf und sprach bei sich, seine Absicht erratend: Ich muss diesem Schurken keinen Vorteil über meinen Herrn einräumen, sondern durch irgendein Mittel seinen Plan vereiteln und sofort seinem Leben ein Ende machen. Hierauf wechselte die treue Sklavin, so schnell sie konnte, ihren Anzug und legte die Tracht einer Tänzerin an; sie verschleierte ihr Gesicht mit einem kostbaren Tuch, band einen feinen Turban um ihr Haupt und um ihre Taille ein gold- und silbergesticktes Tuch, in das sie einen Dolch steckte, dessen Griff mit reicher Filigranarbeit und Juwelen verziert war. In solcher Verkleidung sagte sie zu Abdullah: “Nimm dein Tamburin, damit wir zu Ehren des Gastes unsres Herrn spielen und singen und tanzen.” Abdullah tat nach ihrem Geheiß und so traten die beiden in das Zimmer, indem der Bursche das Tamburin schlug und das Mädchen ihm folgte. Nachdem sie eine tiefe Verbeugung gemacht hatten, baten sie um Erlaubnis, eine Vorstellung zu geben und zu spielen und Kurzweil zu treiben. Ali Baba erteilte ihnen die Erlaubnis hierzu und sagte: “Tanzt und tut euer Bestes, dass sich unser Gast vergnügt und belustigt.” Und der Chwadsche Hassan versetzte: “O mein Herr, du verschaffst uns in der Tat viele angenehme Unterhaltung.” Hierauf begann der Sklave Abdullah das Tamburin zu schlagen, während Mardschane ihre ganze Kunst entfaltete und die Zuschauer mit ihren anmutigen Schritten und ihren gefälligen Bewegungen höchlichst entzückte; und mit einem Male zückte sie den Dolch aus ihrem Gurt und schwang ihn, indem sie von einer Seite zur anderen schritt, ein Schauspiel, das allen am besten gefiel. Bisweilen stand sie auch vor ihnen still, indem sie bald den scharfen Dolch unter ihre Achselgrube stieß, bald ihn auf ihre Brust setzte. Zum Schluss nahm sie das Tamburin dem Sklaven Abdullah ab und machte, den Dolch immer noch in ihrer rechten Hand haltend, die Runde, um Geschenke zu empfangen, wie es der Brauch der Schauspieler und Possenreißer ist. Zuerst trat sie an Ali Baba heran, der ihr ein Goldstück ins Tamburin warf; ebenso warf sein Neffe einen Aschrafi hinein, worauf der Chwadsche Hassan, als er sah, dass sie auf ihn zukam, seine Börse her auszuziehen begann, während sie sich ein Herz fasste und ihm schnell wie der blendende Blitz den Dolch in den Leib stieß, dass der Schurke sogleich tot zu Boden sank. Entsetzt rief Ali Baba in hellem Zorn: “Unselige, was hast du getan, um mein Verderben herbeizuführen!” Sie versetzte jedoch: “Nein, mein Herr, vielmehr um dich zu erretten und nicht, um Leid über dich zu bringen, habe ich diesen Mann ermordet. Löse nur sein Gewand und schau, was du unter ihm entdecken kannst.” Da untersuchte Ali Baba die Kleidung des Ermordeten und fand einen Dolch in ihr verborgen, worauf Mardschane sagte: “Dieser Schurke war dein Todfeind. Betrachte ihn wohl; er ist kein anderer als der Ölhändler, der Hauptmann der Räuberbande. Als er hierher kam, um dir das Leben zu nehmen, wollte er nicht von deinem Salz essen; und als du mir sagtest, er wünsche kein Salz am Fleisch, da schöpfte ich Verdacht und erkannte beim ersten Blick, dass er dich ermorden wollte. Allah, der Erhabene, sei gelobt, es ist so, wie ich es vermutete!”
    Da überhäufte sie Ali Baba mit Danksagungen und sprach: “Nun hast du mich zweimal aus seiner Hand errettet.” Alsdann fiel er ihr um den Hals und rief: “du bist frei und als Belohnung für deine Treue vermähle ich dich mit meinem Neffen.” Indem er sich dann zu seinem Neffen wandte, sagte er: “Tu, wie ich es dir sagte und du wirst glücklich sein. Ich wünsche, dass du Mardschane heiratest, die ein Muster von Pflichterfüllung und Treue ist. du siehst nun, dass jener Chwadsche Hassan allein deine Freundschaft suchte, um eine Gelegenheit zu finden, mir das Leben zu nehmen; dieses Mädchen aber ermordete ihn durch ihren Verstand und ihre Klugheit und errettete uns.” Ali Babas Neffe willigte sofort ein, sie zu heiraten, worauf die drei den Leichnam aufhoben und ihn mit aller Vorsicht und Wachsamkeit forttrugen und ihn heimlich im Garten begruben, sodass lange Jahre niemand etwas davon erfuhr. Dann verheiratete Ali Baba seinen Neffen mit Mardschane unter großem Pomp und feierte mit seinen Freunden und Nachbarn die Hochzeit mit dem größten Aufwand, indem er sich mit ihnen bei

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