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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Herrscher, es wurde Zeit zum Erbarmen mit mir.
Wem soll ich meine Liebe verkünden,
O der du mich tötest,
Der du die Klagen nicht achtest, wenn so die Treue verweht?
Es mehrt sich meine Liebe zu dir mit meinen Tränen,
Und lang wird mir die Zeit der Härte, bis sie vergeht.
O Muslime, erfüllt die Rache der Liebessklavin,
Der Schlaflosen, der die Stätte ihrer Geduld zerstört!
Ist’s nach dem Rechte der Liebe erlaubt,
O du meine Sehnsucht,
Dass ich fern bin und dass eine andere die Gunst erfährt?
Und welche Freude könnte ich denn bei ihm genießen?
Wie müht er sich doch ab, er, der Verschwendung ehrt!
    Als aber die Pförtnerin dies dritte Lied hörte, schrie sie laut; und sie legte Hand an ihre Kleider und zerriss sie bis hinab zum Saum; und zum dritten Mal fiel sie ohnmächtig zu Boden und wieder zeigte sie die Narben der Geißel. Da sprachen die Bettelmönche untereinander: “Wollte der Himmel, wir hätten dies Haus nie betreten und lieber auf den Schutthaufen genächtigt! Denn wahrlich, unser Aufenthalt wird durch Dinge getrübt, die das Herz zerreißen.” Und der Kalif wandte sich zu ihnen und fragte: “Weshalb?” und sie erwiderten: “Unser Inneres wird beunruhigt durch diese Dinge.” Wie dann der Kalif fragte: “Seid ihr denn nicht vom Hause?” antworteten sie: “Nein; wir haben auch diese Stätte nie gesehen vor dieser Stunde.” Da staunte der Kalif und fragte: “Der Mann, der dort bei euch sitzt, kennt vielleicht der das Geheimnis?” Nun winkte er den Träger heran und sie fragten ihn nach diesen Dingen; der erwiderte: “Bei Allah dem Allmächtigen, in der Liebe sind wir alle gleich! Ich bin in Bagdad groß geworden; doch nie in meinem Leben habe ich dies Haus betreten bis zum heutigen Tage. Und wie ich zu ihnen kam, das ist eine seltsame Geschichte.” “Bei Allah”, versetzten sie, “wir hielten dich für einen von ihnen;
    und jetzt sehen wir, du bist wie wir.” Dann sprach der Kalif: “Wir sind sieben Männer und sie nur drei Frauen und sie haben keinen vierten; darum fragt sie nach ihrem Schicksal; und geben sie uns gutwillig keine Antwort, so werden sie wider Willen antworten müssen.” Alle stimmten ihm bei, nur Dscha’far sagte: “Das ist nicht meine Ansicht, lasst sie! Wir sind ihre Gäste und sie haben uns ihre Bedingung auferlegt und wir haben ihre Bedingung angenommen, wie ihr wisst. Darum ist es besser, wir schweigen von dieser Sache; und da nur noch wenig von der Nacht verbleibt, so mag ein jeder von uns seines eigenen Weges ziehen.” Dann winkte er dem Kalifen und flüsterte ihm zu: “Es ist ja nur noch eine Stunde. Morgen kann ich sie vor dich bringen; da kannst du sie nach ihrer Geschichte befragen.” Aber der Kalif erhob sein Haupt und rief erzürnt: “Ich habe keine Geduld mehr, auf die Kunde von ihnen zu warten; lass die Mönche sie alsbald befragen!” Dennoch sprach Dscha’far: “Dies ist nicht mein Rat.” Darauf stritten sie und redeten hin und her, wer sie zuerst fragen sollte; und sie einigten sich auf den Träger. Doch die Dame frage sie: “Ihr Leute, worüber redet ihr so laut?” Da erhob sich der Träger vor der Herrin des Hauses und sprach zu ihr: “O meine Herrin, diese Leute hier wünschen sehr, dass du ihnen von den beiden Hündinnen und ihrer Geschichte erzählst und weshalb du sie so grausam züchtigst und dann weinest und sie küssest; ferner, dass du ihnen von deiner Schwester berichtest und davon, weshalb sie wie ein Mann mit Palmenruten gegeißelt wurde. Das sind ihre Fragen an dich; und damit basta!” Da sprach die Dame, die die Herrin des Hauses war, zu den Gästen: “Ist dies wahr, was er über euch sagt?” und alle erwiderten: “Ja”; nur Dscha’far bewahrte Schweigen. Als die Dame ihre Antwort vernahm, rief sie: “Bei Allah, O unsere Gäste, ihr habt uns die ärgste Kränkung angetan; denn wir haben euch zur Bedingung gemacht, wer immer rede von dem, was ihn nichts angeht, der solle hören, was ihm nicht angenehm ist. Genügt es euch nicht, dass wir euch in unser Haus aufnahmen und euch mit unserer Speise bewirteten? Aber die Schuld ist nicht so sehr euer wie dessen, der euch zu uns geführt hat.” Dann schob sie sich die Ärmel bis über die Handgelenke hinauf, schlug dreimal auf den Boden und rief:

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