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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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als sie gut gestimmt war, sang sie zu ihr diese Verse:
    Du bist mein Wunsch, du bist mein Ziel;
O du mein Liebster, seh ich dich,
So ist es ewige Seligkeit,
Doch fern von dir ist Hölle für mich.
Durch dich kommt mein Wahnsinn und durch dich
Mein tiefer Schmerz für lange Zeit.
Und welcher Tadel ruht auf mir,
Wenn ich meine Liebe dir geweiht?
Zerrissen wurde der Schleier mein,
Als ich dir meine Liebe lieh:
Ja, immerdar zerreißt die Lieb
Die Ehre und häuft Schmach auf sie.
Das Kleid der Krankheit legt’ ich an:
Klar zeigt sich’s, wie ich gefehlt.
So hat in meiner Sehnsucht denn
Mein Herze dich sich auserwählt.
Es rannen meine Zähren herab;
Da wurde mein Geheimnis offen und klar.
So wurde mein Inneres offenbart
Durch die Träne mein, die vergossen war.
Heil’ du das schwere Leiden mein:
Denn du bist Krankheit und Arznei.
Doch wessen Arznei bei dir ist,
Der wird doch nicht von Leiden frei.
Das Licht deiner Augen ist mir Qual.
Mein Tod kommt durch meiner Liebe Schwert.
Wie viele sind durch der Liebe Schwert
Gestorben, die einst hoch geehrt!
Ich lasse von meiner Sehnsucht nicht,
Noch wende ich zur Zerstreuung mich.
Die Liebe heilt mich, ist Gesetz,
Mein Schmuck geheim und öffentlich.
O selig ist das Auge, das lang
Dich anschaut und deinen Blick genießt.
Und ach, es ist das Herze mein,
Das doch in Angst und Not zerfließt.
    Als die Pförtnerin dies Lied gehört hatte, rief sie: “Ach! Ach! Ach!” Dann zerriss sie ihr Gewand und fiel in Ohnmacht zu Boden und der Kalif sah Wunden von Rutenhieben an ihr und Striemen und geriet in höchstes Erstaunen. Da stand die Wirtschafterin auf und sprengte Wasser über sie und brachte ihr ein schönes Gewand und legte es ihr an. Als aber die Gäste all das sahen, wurde ihnen wirr zu Sinn; denn sie ahnten nicht, wie das anging und zusammenhing. So sagte der Kalif zu Dscha’far: “Sahst du nicht das Mädchen mit den Wunden auf dem Leibe? Ich kann keine Ruhe finden, bis ich die Wahrheit erfahren habe über die Geschichte dieses Mädchens und die Geschichte der beiden schwarzenHündinnen.” Aber Dscha’far erwiderte:
    â€œO unser Herr, sie haben es zur Bedingung gemacht, dass wir nicht fragen sollten nach dem, was uns nichts angeht; sonst werden wir hören, was uns nicht angenehm ist.” Dann sagte die Pförtnerin: “Bei Allah, meine Schwester, erfülle an mir deine Pflicht und komme zu mir!” Darauf sprach die Wirtschafterin: “Mit größter Freude”; und sie nahm die Laute und lehnte sie an ihren Busen, strich mit den Fingerspitzen über die Saiten und sang:
    Wenn wir klagen ob Trennung, was sollen wir sagen?
    Oder quält uns die Sehnsucht, wohin uns wagen?
    Oder senden wir Boten als Dolmetscher für uns,
    Nicht bringen die Boten des Liebenden Klagen.
    Oder bin ich geduldig, der Liebende schwindet
    Nach Verlust des Geliebten gar bald von hinnen.
    Ihm blühet nichts als Leiden und Schmerzen
    Und Tränen, die ihm auf die Wangen rinnen.
    O der da fern ist dem Blick meines Auges
    Und der doch immer im Herzen mir weilet
    Wird es dich sehen? Gedenkst du des Bundes?
    Ach, er dauert wie Wasser, das rasch enteilet.
    Oder hast du der Sklavin die Liebe vergessen,
    Deren Tränen und Seufzer alle dir gelten?
    Wenn mich die Liebe mit dir noch vereinet,
    Will ich lange an dir deine Härte schelten.
    Als die Pförtnerin dies zweite Lied gehört hatte, schrie sie laut auf und sagte: “Bei Allah, wie schön!” Und sie legte die Hand an ihre Gewänder und zerriss sie wie das erste Mal; dann fiel sie ohnmächtig zu Boden. Die Wirtschafterin aber legte ihr wieder ein neues Gewand an, nachdem sie sie mit Wasser besprengt hatte. Da erholte sie sich und setzte sich aufrecht. Dann sagte sie zu ihrer Schwester, der Wirtschafterin: “Fahre fort und erfülle deine Pflicht gegen mich; denn jetzt bleibt nur noch dieser eine Gesang.” Und von neuem nahm die Wirtschafterin die Laute zur Hand und begann diese Verse zu singen:
    Wie lange noch soll diese Härte und diese Grausamkeit dauern? Genügen die Tränen dir nicht, von denen mein Aug überquillt? Wie lange noch willst du mir die Trennung mit Fleiß hinziehen? War deine Absicht die meines Neiders, so ist sie erfüllt.
    Wäre dem Liebenden gerecht das grausame Schicksal,
Brauchte er nicht zu wachen, krank von der Liebe zu ihr.
Habe Mitleid mit mir! Die Grausamkeit will mich erdrücken,
O mein

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