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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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als wir einander begegneten und die Tränen rannen,
Da schwieg ich, während die Blicke von dir zu reden begannen.
Sie winkt mir und ich weiß, was sie sagt mit ihrem Blick;
Ich mache ihr mit den Fingern ein Zeichen, sie gibt es zurück.
Wenn unsere Augenbrauen das, was wir wünschen, erfüllen,
So schweigen wir still und die Liebe redet nach unserem Willen.
    Und da, O Herrin, warf das Mädchen das Schwert aus der Hand und rief: “Wie soll ich jemandem den Hals durchschlagen, den ich nicht kenne und der mir kein Übel angetan hat? Das ist nach meiner Religion nicht erlaubt.” Dann trat sie zurück. Der Dämon sprach: “Es wird dir schwer, den Geliebten zu töten; und nur weil er eine Nacht bei dir zugebracht hat, erduldest du diese Folter und machst kein Geständnis über ihn. Jetzt ist es mir klar, dass nur Gleiches mit Gleichem Mitgefühl hat.” Dann wandte der Dämon sich zu mir und sagte: “O Menschlein, kennst du diese hier nicht?” worauf ich fragte: “Wer mag sie wohl sein? Ich habe sie nie gesehen bis zu diesem Augenblick.” “Dann”, sprach er, “nimm dies Schwert und schlag ihr den Hals durch, so will ich dich gehen lassen und dir nichts antun; denn dann bin ich sicher, dass du sie gar nicht kennst.” Ich erwiderte: “Jawohl!” und ich nahm das Schwert, ging rasch auf sie zu und hob die Hand. Sie aber winkte mir zu mit den Brauen, als ob sie sagte: “Ich habe dich nicht im Stiche gelassen. Und vergiltst du sie mir so?” Da verstand ich ihre Blicke und ich deutete ihr mit den Augen an: “Ich opfere meine Seele für dich.” Und es war, als ob unsere Zunge diese Verse des Dichters gesprochen hätte:
    Wie mancher Liebende kündet mit seinen Augenbrauen
Seiner Geliebten alles, was ihm auf dem Herzen liegt.
Offen spricht zu ihr ein Blick aus seinem Auge:
Siehe, ich weiß jetzt alles, wie es das Schicksal gefügt.
Ach, wie schön ist es doch, nur in ihr Antlitz zu schauen!
Und wie herrlich glänzet der Blick, wenn er verstand!
Während der eine mit seinen Augenlidern noch schreibet,
Hat der andre bereits mit seinem Augapfel erkannt.
    Und meine Augen quollen über von Tränen und ich warf das Schwert aus der Hand und sagte: “O du mächtiger Dämon, O du Recke und Heldensohn, wenn eine Frau, die wenig Verstand und Religion besitzt, es schon für unrecht hält, mir den Hals durchzuschlagen, wie sollte es für mich da recht sein, ihr den Hals durchzuschlagen, da ich sie doch nie in meinem Leben gesehen habe? Nein, das werde ich nie tun, wenn du mir auch den Becher des Todes und des Verderbens zu trinken gibst.” Da sprach der Dämon: “Ihr beide zeigt ein Einverständnis untereinander; doch ich will euch zeigen, wie euer Tun bestraft wird.” Und er nahm das Schwert, hieb auf die Hand des Mädchens und schlug sie ab; dann hieb er auf die andere Hand und schlug sie ab und er schlug ihr mit vier Hieben Hände und Füße ab. Während alledem sah ich zu und war des Todes gewiss, nachdem sie mir mit sterbendem Auge ein Zeichen des Lebewohls gegeben hatte. Der Dämon aber schrie sie an: “Du hast mit deinem Auge gebuhlt!” Und er traf sie so, dass ihr Kopf davonflog. Dann aber wandte er sich zu mir und sagte: “O Menschlein, es ist gerecht nach unserer Satzung, wenn eine Frau die Ehe bricht, sie zu töten. Dieses Mädchen entführte ich in ihrer Brautnacht, als sie erst zwölf Jahre alt war; und sie hat niemanden kennen gelernt als mich allein. Alle zehn Tage kam ich zu ihr auf eine Nacht in der Gestalt eines persischen Mannes. Als ich nun aber sicher war, dass sie mich betrogen hatte, da erschlug ich sie. Ich bin nicht ganz sicher, ob du mich mit ihr betrogen hast; aber es geht nicht an, dass ich dich ohne Strafe ziehen lasse; also erbitte von mir eine Gnade.” Da war ich, O Herrin, höchlichst erfreut und fragte: “Welche Gnade soll ich mir von dir erbitten?” Er antwortete: “Wünsche dir, in welche Gestalt ich dich verwandeln soll! In die Gestalt eines Hundes oder eines Esels oder eines Affen.” Da ich hoffte, er würde mir verzeihen, erwiderte ich: “Bei Allah, schone mich, auf dass Allah dich verschone, weil du einen muslimischen Mann schontest, der dir niemals Unrecht tat!” Und ich flehte ihn demütig an, blieb vor ihm stehen und sagte: “Mir geschieht unrecht.” Er aber rief: “Mach

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